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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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brach in sich zusammen. Die Böschung war, bis auf einige aufgeschreckte Vögel, leer. Der Strand, ihre Badestelle und der Waldrand in einiger Entfernung … leer! Mehr stolpernd als laufend hastete er die halbe Böschung hinunter und rief nach seinem Sohn, doch außer den Polizisten in ihren Booten, die zu ihm heraufsahen, bekam er keine Reaktion. Mike überlegte, was er machen sollte. Wenn er jetzt einfach mit der Suche begann, würde sich Petra schlimmste Sorgen machen und außerdem hatte er nichts dabei, was ihm als Waffe dienen konnte. Trotz der inzwischen recht frischen Temperatur klebte sein Hemd schweißnass am Körper.
Auch wenn er dadurch wertvolle Minuten verschenken würde, beschloss er, noch einmal zurück zum Haus zu gehen und spurtete los.
Ohne darauf zu achten, zog er die Terrassentür mit so viel Gewalt auf, dass sie an ihrem Anschlag abprallte und wieder ein Stück zurückfederte. Petra und seine Tochter, die wieder aufgewacht war, sahen ihn erschrocken an, und gerade als er etwas sagen wollte, öffnete sich die Badezimmertür und Felix, der noch immer an seinem Hosenstall herumnestelte, kam heraus und fragte: »Was ist los, Papa?«
Mike hätte am liebsten einen Schrei losgelassen, aber Felix hatte nichts falsch gemacht. Dann fiel die Anspannung von ihm ab und er nahm seinen Sohn stattdessen in den Arm und drückte ihn an sich. Felix, der derartige Gefühlsausbrüche von seinem Vater nicht kannte, ließ es geschehen, warf aber seiner Mutter einen fragenden Blick zu.
Mike löste die Umarmung, und noch bevor jemand nachfragen musste, erklärte er: »Als du nicht vorne am See warst, dachte ich, du bist verschwunden. Und nach den vorangegangenen Ereignissen habe ich Panik bekommen, dass dir etwas passiert sein könnte.«
»Was für Ereignisse?«, fragte Felix, und Mike begriff, dass sein Sohn von nichts wusste. Mike warf seiner Frau einen Blick zu, und als diese nickte, ging er erneut in die Hocke, um auf Augenhöhe mit Felix zu sein. Man sah es in seinem Gesicht, dass er nach den richtigen Worten suchte, dann begann er: »Hier in der Nähe ist etwas Schreckliches passiert.«
»Ist ein Kind ertrunken?«, fragte Felix in einem seltsam abgeklärten Tonfall, aber Mike schüttelte den Kopf. »Schlimmer! Man hat Sjören gefunden. Jemand hat ihm sehr weh getan!«
Felix’ Gesichtsausdruck wurde schlagartig traurig; auch wenn er Sjören nicht oft gesehen hatte, mochte er Katjas Freund. Dann fragte er leise: »Ist er tot?«
Es war nicht das erste Mal, dass seine Kinder anders reagierten, als er erwartet hatte, und Mike konnte nur nicken. Felix schluckte zwei, drei Mal, bekam feuchte Augen, und wollte sich schon wegdrehen, aber sein Vater ließ das nicht zu und nahm ihn wieder in die Arme.
     

– 20 –
     
     
    ER war in Hochform! Nach seinem ersten Triumph war er zurück zur Höhle gegangen, hatte die Augen geschlossen und sich immer wieder die Bilder des Erlebten, zusammen mit dem herrlichen Geräusch des brechenden Schädels, vor Augen geführt. Die Macht des Dämons war unbeschreiblich und offenbar noch stärker geworden. Tief in seinem Inneren spürte er, dass es nun an der Zeit war, diese Heuchler auf angemessene Art zu bestrafen. Er hatte nichts dem Zufall überlassen und das zahlte sich wieder einmal aus. Alle nötigen Schritte waren in seinem Kopf zu einem Fahrplan geworden, sogar die Schritte der anderen waren vorausbestimmt, dafür hatte er gesorgt. Fast schon zärtlich zog er das Stück Papier heraus, mit dem er schon kurz nach seiner Ankunft begonnen hatte. Damals hatte er noch nicht wirklich gewusst, wofür es sein würde, jetzt bekam es einen Sinn. Aber noch musste er warten. Die Nacht war zu dunkel für diese Arbeit und es war wichtig, jetzt besonders vorsichtig sein. Er ließ seine Fingerkuppen über das Blatt wandern und übertrug damit ein kleines Stückchen seiner Seele auf das Material, dann legte er es weg und schloss erneut die Augen, um zu genießen.
Am nächsten Morgen zeigte ein vorsichtiger Blick ins Tal hinunter, dass die Show bereits begonnen hatte und sein Plan an Fahrt aufnahm. Man hatte den Ort seiner ersten Erlösung gefunden und bald würde auch die ehrenwerte Familie Köstner davon erfahren.
Zufrieden und mit der Gewissheit, dass niemand den Zugang zu seinem Versteck finden würde, setzte er sich an seinen kleinen Campingtisch und erweiterte seinen Plan um ein zweites Blatt Papier.

Karlson und Langström kamen früher als erwartet zurück, denn offenbar wollten sie der

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