Heuchler
heute fertig!«
»Halten Sie meine Tochter tatsächlich für eine Mörderin?«, fragte Petra ungläubig. Wieder tuschelten die beiden Polizisten etwas miteinander, wonach Langström antwortete: »Falls Sjören sie vergewaltigen wollte, hätte sie ein Motiv. Nach allem, was wir bisher gehört haben, können wir uns das aber nur schwer vorstellen.« Dann wandte er sich an Mike: »Aber Sie als Kriminalbeamter wissen selbst, dass genug Dinge passieren, die man sich eigentlich nicht vorstellen konnte.« In Mike blitzten die Bilder des letzten Einsatzes mit Peter auf und er konnte nur resigniert nicken: »Haben Sie denn Anhaltspunkte dafür, dass Sjören so etwas vorhatte?«
Langström schüttelte den Kopf: »Das darf ich Ihnen nicht sagen.« Mike beließ es dabei, dann verabschiedeten sich die beiden und das Ehepaar blieb ratlos zurück.
Nach einer Weile war es Petra, die das Gespräch suchte: »Was machen wir denn jetzt? Da draußen läuft ein Mörder herum und die lassen uns nicht weg.« Sie machte eine kurze Pause. »Was, wenn wir das Nötigste zusammenpacken und einfach losfahren?«
Mike sah sie traurig an: »Keine Chance! Wir kämen vermutlich nicht einmal bis zur Grenze und wenn doch, wäre spätestens dort Schluss. Außerdem würden wir uns strafbar machen und hätten dann erst richtig Ärger am Hals. Ich bin mir sicher, dass Katja bald entlastet wird und wir dann weg können. Solange müssen wir einfach durchhalten und etwas aufpassen, aber ich denke nicht, dass der Mörder noch in der Nähe ist. Normalerweise versucht man, sich nach so einer Tat ruhig zu verhalten und möglichst großen Abstand zum Tatort zu wahren.« Petra dachte über die Worte ihres Mannes nach, dann brach auch ihre Fassade zusammen: »Der arme Sjören. Es ist so schwer zu begreifen, dass er tot ist!«
Mike setzte sich neben sie, nahm sie in den Arm und wartete ihre Tränen ab. Nach einer Weile löste sich Petra, stand auf und ging zu Katja ins Zimmer. Ihre Tochter hatte sich inzwischen soweit beruhigt, dass sie mit ihr reden konnte. »In was sind wir da nur hineingeraten?«, fragte Petra leise und erneut füllten sich Katjas Augen. »Ich weiß es nicht, Mama. Wer kann Sjören das nur angetan haben? Er war so … so einfühlsam und er hat bestimmt auch niemandem etwas getan!« Petra nahm sie in den Arm, und nach einer Weile schlug sie vor: »Lass uns eine Tasse Tee trinken. Essen geht ja sowieso nicht rein.« Katja nickte und folgte ihrer Mutter in die Küche.
Mike, der sich einen Kaffee gemacht hatte, versuchte ein Lächeln, als die beiden das Zimmer betraten. Katja hatte erwartet, dass ihr Vater sie jetzt ausfragen würde, oder ihr irgendwelche Vorwürfe machte. Doch stattdessen ging er ihr zwei Schritte entgegen und nahm sie in den Arm. »Wir schaffen das, mach dir keine Sorgen!« waren seine einzigen Worte.
Wieder erschienen die Bilder von Sjören in Katjas Kopf. Sie konnte das alles einfach nicht begreifen. Noch vor zwei Tagen hatte sie neben ihm gelegen, seine Nähe gespürt und jetzt lag er kalt und einsam auf einer Blechschublade. Wieder wurde sie von Trauer erschüttert und ihre Tränen durchnässten das Hemd ihres Vaters, der sie bedingungslos festhielt.
Felix, der das Schluchzen seiner Schwester gehört hatte, steckte den Kopf aus seinem Zimmer und sah seine Mutter fragend an. Petra ging zu ihm und schaffte es, trotz ihrer eigenen Trauer, ein ruhiges Gespräch mit ihm zu führen.
Irgendwann saßen alle um den Esstisch herum und besprachen, wie es nun weitergehen sollte. Aus dem Ort brauchten sie nichts mehr und so beschlossen sie den restlichen Tag beim Haus zu verbringen. Nur Mike wollte noch einmal rüber zum Waldrand gehen, um Peter anzurufen. Zum einen wusste er nicht, wie lange das alles noch dauern würde, und zum anderen hatte die hiesige Polizei mit Sicherheit eine Anfrage zu seiner Person gestellt. Da war es besser, wenn jemand aus seinem Revier Bescheid wusste, bevor wieder das Gerede losging.
Das Wetter passte zu der allgemeinen Stimmung. Immer heftigere Windböen trieben dunkle Wolkenfetzen vor sich her, aus denen immer wieder kräftige Schauer niedergingen.
– 21 –
Es war später Samstagnachmittag, als Peter aus der Dusche kam und vier Nachrichten seines Partners auf dem Handy fand. Noch bevor er die Nachrichten las, versuchte er Mike zurückzurufen, aber es kam keine Verbindung mehr zustande. Dann öffnete er die erste SMS und konnte nicht glauben, was dort stand. Mike war es gewohnt, komplizierte
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