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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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alles entscheidende Ja war ihr bisher noch nicht über die Lippen gekommen.
    Silvester war diesmal richtig nett gewesen. Die Party im Büro war nur langsam in Gang gekommen. Dafür waren nach Mitternacht alle so aufgedreht gewesen, dass er Mühe gehabt hatte, die letzten Gäste bis 5 Uhr hinauszukomplimentieren. Und das auch nur, weil ›Miki‹ Schneckenburgers Mutter angerufen und mitgeteilt hatte, dass der kleine Lukas nicht mehr mit dem Flascherl in Schach zu halten war und jetzt energisch nach der Brust verlangte. Nicht nach der »Mikis« natürlich, sondern der Moni Schneckenburgers, seiner Mami. Einer durchaus beachtlichen Brust, wie Palinski anerkennend registriert hatte.
    Tina und ihr Verlobter Guido, dessen Familie sie im September in Singen kennen gelernt hatten, waren gegen 3 Uhr vorbei gekommen und geblieben. Und Harrys Begleitung, eine Studienkollegin namens Beate, machte auch einen sehr netten Eindruck. Wilma war allerdings sicher, dass die junge Frau mindestens zwei Jahre älter sein musste als ihr kleiner Liebling mit seinen »Sweet nineteen .«
    Palinski schmunzelte und musste an Veronika denken. Sie war um mehr als fünf Jahre älter gewesen als er und hatte ihn vor mehr als 27 Jahren sanft und erfahren in die Geheimnisse der körperlichen Liebe eingeweiht. Jedes einzelne Jahr ihrer Erfahrung hatte ihn beglückt und weiser gemacht. Wilma, die er ein halbes Jahr später kennen gelernt hatte, profitierte noch heute davon. Wie auch immer, er wünschte seinem Sohn nur das Beste mit Beate.
    Inspektor Helmut Wallner und Franca Aigner schliefen in seinem breiten Bett im Büro. Das »Paar des Jahres« der Wiener Kriminalpolizei hatte etwas zuviel von dem köstlichen »Sangria special« getrunken, den Palinski nach dem Rezept eines alten Barkeepers aus Marbella gebraut hatte. Das Geheimnis war das Mischverhältnis zwischen dem Rotwein, dem Sekt und dem Brandy. In Verbindung mit den Früchten und gut gekühlt schmeckte das Zeug herrlich erfrischend und überhaupt nicht nach Alkohol. Da konnten sich nach dem zweiten auf Durst getrunkenen Glas schon erste Nebel einstellen.
    Helmuts seltsam gutturales Lachen nach dem fünften oder sechsten Glas hatte die Vermutung nahe gelegt, dass sich der Inspektor fühlen musste wie an einem düsteren Novemberabend im schottischen Hochmoor und nicht wie zu Silvester in Wien. Daraufhin hatte Franca Palinskis Angebot gerne angenommen und ihren zukünftigen Mann ins Bett gesteckt.
    Inzwischen war auch Wilma aufgewacht. »Nochmals ein gutes Neues Jahr, Schatzi. Dir und mir und unserer Familie«, murmelte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
    Palinski gefiel dieses automatisierte »Schatzi« nicht so sehr. So lieb und vertrauensvoll es auch gemeint sein mochte, er empfand es eher als unpersönlich. »Schatzi« konnte jeder sein. Wäre er der Typ für eine Tätowierung, er würde sich »Schatzi« in die Haut ritzen lassen. Damit lag man ein Leben lang auf der sicheren Seite.
    Aber was soll’s, dachte er sich, besser »Schatzi« als gar nix. »Schatzi«, Wilma hatte keine Ahnung von seinem Ressentiment, »weißt du eigentlich, dass ich dich seit 24 Jahren etwas fragen möchte und es noch nie getan habe ?«
    Mit einem Schlag war Palinski hellwach. Sollte jetzt das kommen, auf das er schon so lange wartete. Würde Wilma sich jetzt erklären, die ewigen Aufs und Abs ihrer beider Lebenskurven endlich zur Deckung bringen und damit den Weg in ein ruhigeres Fahrwasser eröffnen? Aber schon der nächste Satz zeigte ihm, wie falsch er mit seiner Annahme lag.
    »Manfred hat mich erst letzte Woche darauf angesprochen und ich habe keine Antwort gehabt .« Manfred Dullinger war ein Arbeitskollege und eifriger Verehrer Wilmas. Und dazu noch stockschwul. Seit Palinski das wusste, fand er den Professor für Englisch und Geschichte sogar recht sympathisch.
    »Also welche Frage plagt dich denn seit 24 Jahren ?« , wollte er wissen.
    »Eigentlich ist es ja lächerlich, so etwas zu fragen«, versuchte sie, ihre Neugierde zu relativieren.
    »Also frag schon«, ermunterte sie Palinski. Typisch Frau, dachte er, zuerst wollen sie etwas und dann plötzlich wieder nicht. Oder war das bloß wieder Taktik?
    »Also gut, wenn du meinst.« Jetzt war es also er selbst, der sich etwas fragen wollte, ging es ihm durch den Kopf.
    »Warum haben dich Deine Eltern eigentlich Mario genannt ?«
    Sorgen hatte die Frau, fand Palinski und musste lächeln. Beneidenswert. Smalltalk am Neujahrsmorgen.
    »Ich

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