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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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einmal gekocht und seither führe ich diesen ehrenden Nickname«, erklärte er ihr. »Vorher haben sie mich »Hocknstader« genannt .«
    Inzwischen waren die Salate serviert worden und die beiden ließen es sich munden. Palinski aß etwas rascher als die Anwältin. Daher hatte er auch schon den Brief und das Foto in der Hand, während sie noch an den Blättern knabberte.
    »Eigenartig«, kommentierte er das Bild, »diese Amelie sieht hier fast so aus als ob sie lachte .«
    »Komisch, diesen Eindruck habe ich zunächst auch gehabt. Aber das kann ja wohl kaum sein ?« , fand Annemarie.
    »Es soll ja auch Menschen geben, die in Stresssituationen plötzlich lachen, obwohl ihnen nach Heulen zu Mute ist«, hatte Palinski einmal irgendwo gelesen. Persönlich kannte er allerdings keinen einzigen Vertreter dieser besonderen Spezies.
    »Übrigens, ich treffe mich um 18 Uhr mit meinem Hauptgesprächspartner bei der Polizei und werde ihn über Marinovs Problem berichten«, informierte er die Anwältin. »Kann ich deinen Namen nennen, falls er mir die Sache nicht glaubt ?«
    Dr. Sumser überlegte, dann räumte sie zögernd ein. »Das bin ich Marinov und dir wohl schuldig«, meinte sie. »Aber bitte nur, wenn es sich absolut nicht verhindern lässt.«
    »Keine Angst, Inspektor Wallner ist ein Freund und absolut vertrauenswürdig. Bei dem ist deine Geschichte völlig sicher«, beruhigte Palinski sie.
    Dann begannen beide wie auf Anweisung einer unsichtbaren Regie über völlig belanglose Dinge zu plaudern und hatten noch zwei nette Stunden miteinander, ehe sie aufbrachen. Annemarie in ihr Büro und Palinski zu Wallner.
    Um diesen dazu zu bringen, ihn zu einem Fall zu befragen, den der Inspektor noch gar nicht kannte.

     
    * * *

     
    Amelia Balos, die sich hier Andrea Ballowetz nannte, durchquerte mit kräftigen Kraulbewegungen das Sportbecken in der zum Hotel gehörenden Wellness-Landschaft. Drei Tage noch, dann würde ihr Zwangsurlaub zu Ende sein. So sehr sie es auch genoss, nach Strich und Faden verwöhnt zu werden, so sehr vermisste sie inzwischen ihren Heribert. Auch die ständigen Aufmerksamkeiten dieses schleimigen Frederick gingen ihr ziemlich auf die Nerven. Sie hatte den Eindruck, dass der Produktionsleiter nur auf eine Gelegenheit wartete, sie auf seine »Besetzungscouch« zu bekommen. Man wusste ja zur Genüge, wie das in der Branche ablief. Aus der ursprünglich luftig leichten und durchaus angenehmen Gesellschaft des Mannes war inzwischen eine belastende Situation geworden, die sie lieber heute als morgen beendet hätte. Marion, Fredericks Assistentin, war ein nettes Mädchen. Aber auch von ihr war keine Hilfe gegen ihren geilen Chef zu erwarten.
    Gesten hatte er sie doch tatsächlich zu Nacktaufnahmen überreden wollen. Später hatte er ihr dann Blumen in die Suite schicken lassen, unpassenderweise rote Rosen. Entweder war Frederick einer jener Männer, die ein Nein nicht akzeptieren wollten oder er war krankhaft sexsüchtig. Wahrscheinlich beides. Einmal hatte sie sogar den Eindruck gehabt, als ob der Typ es als zu seinem Job gehörend betrachtete, sie zu bumsen.
    Amelia überlegte ernsthaft, sich über den Mann zu beschweren, sobald das Ganze vorüber war. Na, die zwei Tage würde sie auch noch aushalten. Dann würde sie viel Zeit mit Heribert verbringen, alles nachholen, was sie jetzt vermisste. Und endlich genug Geld haben, um die Annehmlichkeiten des Lebens genießen zu können.

     
    * * *

     
    Wallner starrte Palinski entgeistert an. Er wusste, dass sein Freund gelegentlich zum Spinnen neigte und Dinge tat, die sich dem Verständnis der meisten seiner Mitmenschen entzogen. Wilma Bachler hatte ihm da einmal einige Sachen erzählt. Die Frau konnte einem richtig leid tun.
    Eben hatte ihn sein Freund gefragt, ob er schon einmal etwas vom Paradoxon des Efeuristos oder so ähnlich gehört habe. Der alte Grieche soll angeblich behauptet haben, dass alle Kretins lügen. »Na und ?« , hatte Wallner gesagt, den wirklich andere Sorgen plagten.
    »Probieren wir es anders herum«, versuchte es Palinski neuerlich. Jetzt mit einer »Light«-Version. »Ich sage jetzt von mir, ich spreche nie die Wahrheit. Und dann sage ich noch, dass ich nichts über eine Entführung und eine Lösegeldforderung weiß .«
    Um Wallner in dieser Situation gerecht zu werden, musste man berücksichtigen, dass er einen sehr harten Tag und den ersten Streit mit seiner Franca hinter sich hatte. Dafür war er eigentlich schon wieder recht

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