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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Palinski immer an einen ehemaligen Kanzler erinnert. Der hatte auf die Frage eines Journalisten, ob ihm häufiges Lob nicht irgendwann zuviel wurde, geantwortet »Sie wissen gar nicht, wie viel Lob ich vertrage .« Oder so ähnlich. Jetzt war aber keine Zeit für zeitgeschichtliche Reminiszenzen.
    Wallner hatte sich den Film geschnappt und war schon in der Dunkelkammer verschwunden. Dort befand sich einer dieser von innen beleuchteten Kästen, wie man sie auch in Fotogeschäften zum Betrachten von Dias und Negativen findet.
    Palinski und Sandegger fanden den Inspektor mit einer starken Lupe bewaffnet über den Tisch gebeugt.
    »Der Kerl sieht mit dem Kapperl fast aus wie der Vikerl Lobner .« Er richtete sich auf. »Das muss ein echter Fan von ihm sein. So jemand fällt auf. Falls es der ist, den ich vermute, wissen das die Leute in Grinzing .«
    Tatsächlich, da war das typische grüne Kapperl mit dem unverwechselbaren Logo des Hauptsponsors des ehemaligen dreifachen Motorradweltmeisters. Natürlich konnte man die Farbe auf dem Schwarz-Weiß-Film nicht erkennen. Aber bei der stilisierten Baseballmütze Lobners, die er gerüchteweise nicht einmal im Bett abnahm, handelte es sich zweifellos um die bekannteste Kopfbedeckung des Landes. Davon profitierten auch deren Klone.
    Das mit einem Schal halb bedeckte Gesicht war dagegen nicht zu erkennen. »Das macht aber nichts, die Mütze reicht völlig aus. Das war ein Fehler, du Scheißkerl. Ein ganz gewaltiger Fehler, der Grand Prix für Müllcontainer in Grinzing.«

     
    * * *

     
    Knapp zwei Stunden später hatte ein Mann, der sehr böse zu Elena Kalkonides gewesen war, bereits gewusst, dass die Polizei auf ein gewisses Kapperl gestoßen war. Mit dem Autogramm von Viktor Lobner darauf.
    Der Bekannte, der ihn gewarnt hatte, hatte sich den Polizisten gegenüber dumm gestellt und nichts verraten. Aber nicht alle Befragten würden so zurückhaltend sein. Ihm war bewusst, dass es jetzt höchste Zeit war, etwas zu unternehmen. Sonst würde seine Verhaftung nur mehr eine Frage der Zeit sein.
    Mit Hilfe einer kleinen List hatte er die unmittelbare Gefahr innerhalb weniger Minuten fürs Erste beseitigt und etwas Zeit gewonnen. Dann hatte er sich umgezogen und den Helm aufgesetzt.
    Der lederne Motorraddress war zwar etwas eng, aber für seine Zwecke reichte er. Jetzt holte er die schwere Maschine aus dem Schuppen und schob sie auf die Straße. Dass ihn der Mann bemerkte, der seit Stunden auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand und den »Kutscherhof« beobachtete, passte ganz gut in sein Konzept. Er befestigte seine Tasche auf dem Gepäckträger, startete die 500er Maschine und fuhr los.

     
    * * *

     
    Der Beamte in Zivil, der das ›Kutscherhaus‹ zu observieren hatte, hätte natürlich wissen müssen, dass das Nachbarhaus ebenfalls der Familie Schwarzenbach gehörte. Er wusste es aber nicht. Durch eine Türe im hinteren Teil des Hofes konnte man von einem Grundstück auf das andere gelangen, ohne die Straße betreten zu müssen. Er wusste daher auch nicht, dass Hans ›Blacky‹ Schwarzenbach im Nebenhaus wohnte. Daher fand er es auch nicht weiter beachtenswert, als ein Mann in Lederkluft und Vollvisierhelm ein Motorrad aus der Einfahrt des Hauses neben dem ›Kutscherhaus‹ schob, die Maschine startete und wegfuhr.
    Als die Polizei unter der Führung Helmut Wallners eine knappe Stunde später eintraf, konnte der Beamte pflichtgemäß melden, dass niemand das ›Kutscherhaus‹ betreten oder verlassen hatte. Dennoch war der Hauptverdächtige ›Blacky‹ Schwarzenbach trotz intensiver Durchsuchung der Häuser unauffindbar. Auf eventuelle Beobachtungen des Nachbarhauses angesprochen, erinnerte sich der Beamte an den Motorradfahrer, der inzwischen etwa eine und eine halbe Stunde Vorsprung haben musste. Sofort veranlasste Wallner die Großfahndung nach dem Gesuchten. Zwei Stunden später ging der Suchbefehl samt Steckbrief an Europol und die Polizei aller EU Staaten hinaus.
    Während Sandegger mit vier Beamten beide Häuser nochmals ganz genau durchsuchte, vernahm Wallner in Anwesenheit Palinskis das Ehepaar Schwarzenbach. Die Beiden waren natürlich erregt und konnten es nicht fassen, dass ihr Hansi nicht nur eine junge Frau, wahrscheinlich die Mutter ihres Enkelkindes erschlagen haben sollte, sondern auch den 47-jährigen Arbeitslosen Alois Huntzinger. Und dass er sich jetzt offensichtlich auf der Flucht befand.
    »Falls sich Ihr Sohn melden sollte, legen Sie ihm

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