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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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spätestens gegen Mittag in Ottenschlag erwartete.
    Jetzt versuchte er, sein Referat für den Polizeikongress vorzubereiten, aber ihm fiel nichts wirklich Brauchbares ein. Das beunruhigte ihn nicht weiter. Die Erfahrung, dass er sich auf sein Improvisationstalent verlassen konnte, ließ ihn ruhig bleiben. Und morgen war ja auch noch ein Tag.
    Irgendetwas ging ihm seit einigen Stunden im Kopf herum. Er kam aber nicht drauf, was es war. Obwohl er wusste, dass man diese vagen Erinnerungen durch gezieltes Nachdenken nicht erzwingen konnte, machte ihn das krampfhafte Nicht-Nachdenken ganz kribbelig.
    Er hatte ja nicht einmal ein Auto für morgen, schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte sich einen Leihwagen bestellen wollen, durch die Hektik dieses Tages aber total darauf vergessen. Ob die Schalter der Leihwagenfirmen am Flughafen jetzt noch offen hatten?
    Er begann gerade, einige einschlägige Nummern aus dem Telefonbuch zu suchen, als der Festnetzapparat Laut gab. Es war Helmut Wallner, sein Freund und Kollege.
    »Schwarzenbach hat eben angerufen und mitgeteilt, dass sich sein Sohn gemeldet hat. Angeblich ist der Filius auf irgendeinem Flughafen und dabei, sich in ein Land abzusetzen, mit dem wir kein Auslieferungsabkommen haben«, berichtete der Inspektor.
    »Welche Länder sind das eigentlich ?« , wollte Palinski wissen.
    »Ich glaube Venezuela, Paraguay und ...« der Inspektor zögerte. »Eigentlich habe ich keine Ahnung .«
    »Und wieso weiß das Schwarzenbach so genau ?«
    »Was weiß ich, wahrscheinlich aus dem Internet«, vermutete Wallner. »Da findet man ja auf jeden Scheiß eine Menge Antworten .«
    »Aber nicht alle sind richtig«, ergänzte Palinski. »Von wo hat er denn angerufen ?«
    »Das weiß der Vater auch nicht. Er hat im Hintergrund Durchsagen gehört, in Englisch und einer slawischen Sprache, glaubt er .« Wallner schnäuzte sich kurz, ehe er fortfuhr. »Ich tippe auf Bratislava, es kann natürlich auch Prag sein. Wir lassen das gerade über die Telefongesellschaft prüfen .«
    »Sag, würdest du deine Heimat verlassen, ohne dein über alles geliebtes Kapperl mit der Originalunterschrift vom Vikerl Lobner mitzunehmen«, entfuhr es Palinski. Genau das war es gewesen, was ihn die ganze Zeit über beschäftigt hatte.
    »Ich schon«, räumte Wallner ein, »aber ein 22-jähriger Motorsportnarr? Das ist eine gute Frage. Warten wir einmal die Auskunft der Telefongesellschaft ab .«

     

     

7
    Palinski hatte das Gefühl, eben erst eingeschlafen zu sein, als das Telefon schon wieder läutete. Es war, als ob das letzte Gespräch vor dem zu Bett gehen nur kurz unterbrochen worden wäre, denn es war wieder derselbe Gesprächspartner. Helmut Wallner hatte wirklich neue Informationen.
    »Warum hast du mir das nicht schon vorhin gesagt ?« , brummte Palinski. »Kann das nicht bis morgen warten ?«
    »Erstens ist es schon morgen. Zwar erst 4.45 Uhr, aber eindeutig Morgen, also schon wieder heute«, er knurrte. »Und zweitens habe ich noch weniger geschlafen als du. Der alte Schwarzenbach ist in der Nacht gestorben und – jetzt halte dich fest– der Arzt hat eine Bisswunde an seinem linken Unterarm gefunden. Schaut so aus, als ob wir den zweiten Mann gefunden hätten .«
    Wallner wollte in 15 Minuten im ›Kutscherhaus‹ sein und ihn, Palinski, gerne ebenfalls dort sehen. Martin Sandegger war auch bereits unterwegs.
    Das war ja zu schön um wahr zu sein, dachte sich Palinski, während er in seine Jeans schlüpfte. Dann noch der Pullover, eine schnelle Katzenwäsche und es konnte losgehen. Bereits in der Türe fiel ihm ein, dass er ein Taxi benötigte, da es für die öffentlichen Verkehrsmittel noch etwas zu früh war.
    Zwanzig Minuten später standen die Beamten und Palinski im Schlafraum des kleinen Gebäudes am Ende des Hofes, in dem der alte Mann gewohnt hatte.
    »Können Sie schon etwas zur Todesursache sagen, Doktor ?« , wollte Wallner von dem Notarzt wissen.
    »Frau Schwarzenbach hier«, der Arzt deutete mit dem Kopf auf die Schwiegertochter des Toten, die zusammengekauert auf einem Stuhl saß, »hat mir erzählt, dass der alte Herr schwerer Diabetiker war. Für mich sieht das ganz nach einem hypoglykämischen Schock aus .«
    »Jetzt bitte noch eine Übersetzung für Nicht-Mediziner«, reklamierte Wallner.
    »Darunter versteht man Unterzuckerung, auch Insulinschock genannt«, spulte Palinski sein Wissen ab. »Der Zuckerspiegel des Kranken sinkt so stark ab, dass er bewusstlos wird. Falls der

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