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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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dringend nahe, sich so rasch wie möglich zu stellen«, ermahnte Wallner die Eltern. »Seine Situation kann sich dadurch nur verbessern .«
    Mama Schwarzenbach heulte noch immer, aber der Hausherr hatte sich wieder etwas beruhigt.
    »Was wir noch nicht wissen«, setzte Wallner fort, »ist, wer die zweite Person war. Die Person, die Ihrem Sohn geholfen hat, Elena zu fesseln.«
    »Sie meinan die Person, die von der Frau bissen worn ist«, erinnerte sich Karl Schwarzenbach an die erste Befragung.
    »So ist es«, bestätigte der Inspektor.
    »Dann woll ma des einmal hinter uns bringen«, meinte Schwarzenbach, zog seine Jacke aus, krempelte den rechten Ärmel hoch, wickelte die Elastikbinde von seinem Unterarm ab und zeigte ihn demonstrativ her. »Sonst kummens noch auf die Idee, ich hätt was mit der Sache ztuan .«
    Wallner winkte ab. »Wir haben Sie nicht wirklich verdächtigt, aber wir hätten Sie noch routinemäßig fragen müssen. Das hat sich damit erledigt .«
    »Gut«, Schwarzenbach begann, die Binde wieder anzulegen und seine Frau half ihm. »Dann bin ich jetzt ja aus dem Schneider .«
    Inzwischen war Martin Sandegger mit den ersten Resultaten der Hausdurchsuchung erschienen. Er legte eine Geldbörse mit einer Fahrkarte St.Pölten-Wien-St.Pölten, ausgestellt und kontrolliert am 31.12., dem Personalausweis Elenas und etwas mehr als 15 Euro auf den Tisch. Weiters einen Satz Autoschlüssel für einen VW, eine weitere Börse oder Brieftasche und nicht zuletzt auch das verräterische Kapperl.
    »Viel Mühe hat sich Ihr Sohn aber nicht gemacht, die belastenden Gegenstände zu verstecken«, bemerkte er zu den Schwarzenbachs. »Entweder war er sich zu sicher oder er wollte insgeheim überführt werden. Das haben wir übrigens an der Garderobe im Flur gefunden .« Er deutete auf eine wattierte Winterjacke, die der des Mannes auf den Negativen zum Verwechseln ähnelte.
    »Ich wette, der Farbspritzer hier am Ärmel ist identisch mit dem Spray, den Ihr Sohn an die Wand gesprüht hat und mit dem er den Verdacht auf die rechte Szene lenken wollte .«

     
    * * *

     
    Heribert Marinov hatte sich zunächst sehr über den zweiten Brief des Erpressers aufgeregt. Wenn Amelia etwas geschehen würde, würde er sich das sein Leben lang nicht verzeihen können. Dann hatte er sich wieder beruhigt. Er hatte noch eine zweite Chance und die durfte einfach nicht schief gehen. Er musste nur sicherstellen, dass ihm nicht wieder jemand in die Suppe spuckte und das Geld neuerlich beschlagnahmt wurde. Wieso war eigentlich der zweite Brief auch im Postfach dieses Palinski gelandet? Das Einsortieren von Briefen war sicher keine so schwere Aufgabe, dass man zweimal hintereinander den gleichen Fehler machte? Einmal war Zufall, gut. Aber zweimal?
    Fieberhaft hatte er versucht, seinen Handelspartner ans Telefon zu bekommen. Nach mehr als zwei Stunden hatte er ihn endlich erreicht, in Marbella. Nein, der Mann wollte nicht in nächster Zeit nach Wien kommen. Ja, gegen ein besonderes Honorar und Kostenersatz könnte er es schon einrichten. Aber der Markt für Industriediamanten war derzeit im Keller und er könnte ihm höchstens 275.000 Euro für die Menge und Qualität bezahlen, für die er ihm vor weniger als zwei Jahren eine halbe Million abgeknöpft hatte.
    »Ja, so ist das nun einmal. Da kann ich nichts machen, das regelt einzig und allein der Markt. Natürlich gehen davon noch mein Sonderhonorar und die Spesen ab. Da bleiben ihnen dann rund 220.000 .«
    Das war zu wenig. Wie bekannt Marinov doch die Argumentation seines Gesprächspartners vorgekommen war. Wie oft hatte er selbst verärgerte, enttäuschte, am Boden zerstörte Kunden mit dem Hinweis auf den Markt von ihren Verlusten informiert und jede Verantwortung von sich geschoben. Und dennoch gut daran verdient. Jetzt, vom anderen Ende der Fahnenstange aus, sah das alles völlig anders aus. Insgeheim schämte er sich seiner früheren Praktiken, aber nicht so sehr, dass er ernsthaft bereut hätte. Soweit war er noch nicht.
    »Kennen Sie jemanden Vertrauenswürdigen in Wien, der als Käufer in Betracht kommt ?« , wollte Marinov wissen. »Ich will nicht kleinlich wirken, aber ich benötige unbedingt netto 250.000 Euro. Spätestens bis Freitagmittag.«
    »Gehen Sie in die Praterstraße zu einem Juwelier namens Kesselbach und fragen Sie nach Ferenc. Sagen Sie ihm einen schönen Gruß von Anatol .«
    »Herzlichen Dank, ich werde mich bei Gelegenheit revanchieren«, Marinov war dankbar, diese

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