»Aber das ist doch übertrieben! Es war doch nur dasfallen zu lassen, was sie noch nie gemacht hat. So manche Geburtstagsfeier oder Kinoabende von Freunden – nichts war wichtiger als das Fußballtraining oder ein Spiel.
Als Pia bei Cleo klingelt, öffnet Frau Bergmann die Tür. »Du? Ich dachte, du triffst dich mit Leon?«
Pia schüttelt den Kopf.
»Habt ihr euch verpasst?«
Wieder schüttelt Pia den Kopf. Die Tränen schießen ihr in die Augen.
Frau Bergmann schaut sie verwundert an. »Komm erst mal rein.«
»Ist Cleo da?«
»Weder Cleo noch Leon. Was ist passiert?«
Frau Bergmann ist die Letzte, der Pia von ihrem Streit mit Leon erzählen möchte, aber sie ist die Einzige, die da ist, und Pia ist zu unglücklich, um länger zu warten. »Wir haben uns gestritten.«
»Na, wenn es weiter nichts ist.«
»Er ist furchtbar sauer, weil ich in Unterwäsche vor den Leuten … Er hat mich angeschrien!«
Frau Bergmann schaut sie nachdenklich an. »Aha!«, macht sie. »Er ist wahrscheinlich eifersüchtig.«
»Aber das ist doch übertrieben! Es war doch nur das eine Mal. Er hat gesagt, er würde mir nie erlauben, als Model zum Beispiel bei Victoria’s Secret zu laufen. Da bin ich ausgerastet.«
»Aha!«, macht Frau Bergmann wieder. »Er will also nicht, dass du Model wirst.«
»Ganz überflüssig dieser Streit«, schluchzt Pia. »Ich hab das doch gar nicht vor. Aber ich lasse mir auch nichts verbieten.«
»Warum eigentlich nicht?«
»Ich weiß selber, was ich will. Da …«
»Das meine ich nicht. Warum willst du nicht Model werden? Du hast doch eine ziemlich gute Figur gemacht. Und der Reporter im Chamäleon Theater hat es doch angeblich auch gesagt.«
Pia traut ihren Ohren nicht. Was hat die denn getrunken?, denkt sie. Das klang vorhin aber noch ganz anders. »Ich Model? Aber Sie haben doch selber gesagt, dass ich das nicht kann.«
»Da habe ich dich ja noch nicht auf dem Laufsteg gesehen. Hast du keine Lust?«
In Pias Kopf dreht sich alles. Der Vater, Leon – sie werden richtig sauer sein. Aber da sind auch die Erinnerungen, die heute aus dem Schlaf erwacht sind. Bilder aus einer Zeit, als die Mutter noch lebte und der Besuch von Fashion Shows zu ihrem Leben gehörte wie heute das Fußballfeld. Die Mutter auf dem Laufsteg. Sie war ihr schon lange nicht mehr so nah.
»Und Leon?«
»Der wird sich beruhigen. Du musst ja nicht jeden Tag Unterwäsche vorführen. Warte hier. Ich hab was für dich.« Sie holt aus ihrer Handtasche einen Flyer und drückt ihn Pia in die Hand.
»Models gesucht!«, steht in großen Buchstaben darauf.
t herausgeplatzt. Nicht ing in der Stadthalle nächsten Samstag. Unsere Modezeitschrift sponsert es. Geh doch einfach mal hin.«
»Aber Leon mag es nicht …«
»Glaub mir, ich kenne Leon länger als du. Er mag vor allem keine Freundin, die alles tut, was er will. Leon braucht eine Freundin, die ihren eigenen Kopf hat und den auch durchsetzt, auch wenn es gerade anders aussieht. Sonst langweilt er sich sehr schnell. Warte ab, wenn du erst mal in der nächsten Runde bist, dann wird er sich mit dir freuen, da bin ich ganz sicher.«
So wirklich überzeugt ist Pia nicht, aber Leons Mutter ist noch nie so freundlich wie heute gewesen. Und eins weiß sie ganz sicher: Auf Dauer hat ihre Beziehung zu Leon nur eine Chance, wenn sie sich wenigstens einigermaßen mit Frau Bergmann versteht.
»Heute Abend grillen wir. Du bist herzlich eingeladen. Setz dich doch zu mir. Leon hat erzählt, deine Mutter war