»Hast du jetzt Bock auf Grillfleisch und Small Talk? Ich nicht. Aber weheute und auch nicht so direkt.
Leon starrt seine Mutter böse an. »Model werden? Hast du ihr die Idee ins Ohr gesetzt?« Und dann, an Pia gewandt: »Wieso willst du auf einmal Model werden?«
Pia schaut ihn etwas hilflos an. »Deine Mutter meint, ich sollte es mal versuchen?«
»Seit wann machst du das, was meine Mutter will?«
Das weiß Pia auch nicht. Aber es ist ja nicht nur Leons Mutter. Sie will es ja auch, irgendwie.
»Halt dich da raus, Mutter! Das ist meine Freundin, und ich will nicht, dass sie modelt! Komm, Pia.« Er zieht sie aus dem Zimmer nach draußen. »Lass uns schwimmen fahren. Wir werden diese blöde Idee im Wasser ertränken.«
Vergessen ist der Streit von heute Mittag. Leon ist offenbar der Meinung, dass seine Mutter an dem ganzen Schlamassel schuld ist und Pia in etwas hineingeraten ist, was sie im Grunde gar nicht will.
Sie bleiben, bis es dunkel wird am See und die ersten Sterne am Himmel erscheinen.
Ein wunderschöner Abend, und doch trauert Pia ein wenig dem Grillabend nach. Es ist das erste Mal, dass sie von Frau Bergmann zum Abendessen eingeladen wurde. »Deine Mutter hat mich eingeladen. Das hat sie noch nie gemacht.«
»Hast du jetzt Bock auf Grillfleisch und Small Talk? Ich nicht. Aber wenn du willst, kannst du ja noch hinfahren – alleine.«
Erschrocken schüttelt Pia den Kopf und kuschelt sich in Leons Arme. Sie ist glücklich, dass der Streit von heute Mittag vergessen ist.
Als er sie später zu Hause absetzt, umarmt er sie noch einmal ganz fest und flüstert ihr ins Ohr: »Vergiss die ganze Modegeschichte! Du bist die beste Fußballerin, die ich kenne. Und du hast doch einen Traum. Weltmeisterin mit deinem Fußballteam zu werden. Willst du das aufgeben?«
Pia schüttelt den Kopf. »Natürlich nicht«, sagt sie leise und seufzt. Das Problem ist nur: Es gibt seit heute zwei Träume. Der eine davon hat lange geschlafen und ist heute wieder aufgewacht. »Ich kann doch beides machen.«
»Modeln und Fußballspielen?« Leon schüttelt den Kopf. »Beides geht nicht. Du musst dich entscheiden. Mit blauen Flecken kannst du nicht modeln. Vergiss es einfach! Eines Tages schenke ich dir so ein Traumkleid.«
»Aber …«
»Ach komm, Pia. Im Ernst: Nur weil du dich in ein Abendkleid verliebt hast, heißt das noch lange nicht, dass du ein erfolgreiches Model werden kannst. Und dann stapfst du irgendwann durch Afrika im Zickenkrieg um einen goldenen High Heel.«
Je länger Leon redet, umso mehr wird Pia klar, dass sie genau das möchte: ein erfolgreiches Model werden, so wie ihre Mutter. Zumindest wird sie es versuchen. Für einen Moment überlegt sie, ob sie ihm von ihrer Mutter erzählen soll, aber dann müsste sie ja auch von ihrem Tod berichten. Und das kann sie nicht. Noch nicht. Irgendwann einmal, vielleicht, aber nicht ausgerechnet heute. Die Märchenwelt, in die sie heute wieder eingetaucht ist, hat sie ohnehin schon mehr durcheinandergebracht, als gut ist.
Zum Abschied drückt Leon ihr einen Kuss so fest auf den Mund, dass es schmerzt. »Schlaf gut und träum von mir!«
Kapitel 5
ie in Berlin ein Auslandssemester mand ihren Vater traurig macht
Der Vater ist noch nicht zurück, als sie in die Wohnung kommt. Sie möchte ihm heute auch nicht mehr begegnen. Er wird sie bestimmt nach dem Training fragen, und weitere Diskussionen kann sie einfach nicht mehr vertragen. Sie liegt noch wach im Bett, als sie ihn kommen hört. Als er leise ihre Zimmertür öffnet, stellt sie sich schlafend. Aber der Schlaf will heute nicht kommen, stattdessen kommen die Erinnerungen …
ur und sei immer auf der Suche nach neuen Gesichtern. Dann drückte sie ihr eine Visitenkarte in die Hand und verschwand.
Pias Vater hatte von Anfang an Bedenken, weil das Leben als Model vor allem eines bedeutete: reisen, reisen, reisen. Und Pia war erst ein Jahr alt. Aber Charlotte setzte sich durch. Sie sah das Geld, das stellten sie fest, dass sie schwanger war, und so blieb sie in Berlin,