»Ich weiß, ich wrt erwartet. Munter fährt sie fort: »Ich nehme das Bett am Fenster!« Sie knallt ihren roten Koffer aufs Bett und fängt an, auszupacken.
Pia und Leon stehen am Fenster und betrachten die drei Betten, die nebeneinander im Raum stehen. Pia nimmt das Bett direkt neben Gina.
»Oh, wie schade!«, sagt Gina. »Ich hab gedacht, wir nehmen ihn in unsere Mitte. Das gibt einen Spaß.«
Leon steht für einen Moment schweigend da, dann geht er zur Tür und schließt sie von innen.
Gina lacht. »Keine Sorge, ich verrate niemandem, dass Leonie eigentlich ein Leon ist.«
»Was willst du? Wie kommst du darauf? Du spinnst ja! Ich heiße Leonie.«
»Verarschen kann ich mich selber. Zieh deine Hose runter, dann sehen wir ja, ob Leon oder Leonie. Und was ich will? Diese Frage sollte ich dir stellen. Was machst du in einer Mädel- WG ? Bist du ein Spanner?«
Leon schüttelt den Kopf. »Natürlich nicht! Wie kommst du überhaupt darauf? Bin ich so schlecht?«
Gina kichert. »Du bist super. Tolle Verkleidung. Pech, dass ich dich als Leon kenne.«
»Du kennst mich? Ich kenne dich nicht.«
»Ich weiß, ich weiß. Du hattest ja nur Augen für Kira. Alter, was warst du verliebt! Schon vergessen? Vor zwei Jahren! Sommer, Sonne, heiße Küsse. Und mittendrin meine beste Freundin Kira und ein Junge namens Leon. Ich hab ihr gleich gesagt, dass so ein Milchbubi nichts für sie ist. Und so war es ja auch. Soll ich weitererzählen?«
Leons Gesicht ist kreidebleich. »Du spinnst ja.«
»Ach ja? Kira hat an einer Castingshow teilgenommen, zwar nur den zweiten Platz gemacht, aber sich dafür den Chef der Modelagentur geangelt, der ihr dann eine Wohnung in Paris und die tollsten Jobs verschafft hat. Alles schon vergessen? Ich habe deine SMS e gelesen, nachdem sie dich abgeschossen hat. Du warst ganz schön fertig.«
Leon steht da wie erstarrt. Pia würde ihn am liebsten in den Arm nehmen. Aber sie ist selber ein wenig geschockt über Ginas Geschichte. Sie hat zwar von dieser Kira gewusst, aber jetzt von einer Fremden zu hören, wie er sich vor lauter Verliebtheit zum Affen gemacht hat, tut schon weh.
»Was hast du vor? Willst du mich verpetzen? Dann mach das. Aber jetzt gleich. Na los, worauf wartest du?«
das war’s. Erst haben wir noch jeden Tag telefoniert, SMSe und strahlt Leon freundlich an. »Ich bin hier, um zu gewinnen. Sonst gar nichts. Die Frage heißt doch eher, warum du hier bist.«
»Wegen Pia. Ich will nicht, dass alles noch mal beginnt.«
Gina verzieht den Mund zu einem Grinsen. »Meinst du, Pia brennt mit Herrn Kyle durch? Ist er dein Typ, Pia? Oder mit dem Hausmeister? Oder mit dem netten Stylisten? Habt ihr den schon gesehen? Der sieht Hammer aus. Vielleicht brenne
ich
mit ihm durch. Nee, im Ernst. Irgendwann fliegst du auf, Leonie, aber nicht, weil ich dich verrate. Ich brauch jetzt erst mal eine Dusche.« Sie schnappt ihr Handtuch und verschwindet.
Pia beginnt ihren Koffer auszupacken. Ohne Leon anzusehen, fragt sie leise: »Stimmt es, was sie sagt?«
Leon nimmt sie bei der Hand und zieht sie auf eines der Betten. »Ja«, sagt er, und sie spürt genau, wie schwer es ihm fällt, darüber zu reden. »Kira war meine erste große Liebe, da war ich sechzehn. Ich war stolz, weil meine Freundin so schön war. Alle haben mich beneidet. Und dann ist sie in so einer Model- WG verschwunden, und das war’s. Erst haben wir noch jeden Tag telefoniert, SMS e geschickt und gefragt, dann nur noch jeden zweiten, und irgendwann kam gar nichts mehr. Aus der Zeitung habe ich erfahren, dass sie was mit dem Agenturtypen haben soll. Ich hab ihr noch eine SMS geschickt, ob das stimmt. Sie hat nur drei Worte zurückgeschrieben: ›Sorry, das