grosse! Du bist zu fett!«
»Es klingt in jeder Sprache scheiße«, sagt Gina. »Wer lässt sich schon gerne wie ein Stück Fleisch betrachten, um dann ein ›Du bist zu fett!‹ an den Kopf geknallt zu bekommen?«
»Wenn es ein berühmter Designer ist«, meint Vanessa, die wie die anderen auf dem Boden hockt und ungeduldig darauf wartet, dass ihre Gruppe an den Computer kann. Sie haben die Reihenfolge ausgelost.
»Egal, wer er ist. Ich würd ihm das Kleid an seinen berühmten Kopf knallen!«, sagt Julia.
»Würdest du nicht!«, sagt Vanessa. »Schon gar nicht bei einem berühmten Designer. Das wäre das Ende deiner Karriere. Für den läufst du auch nackt über den Laufsteg, wenn er das möchte. Ich hätte kein Problem damit. Und du?« Sie schaut Pia an. »Würdest du es machen? Nackt für die Karriere?«
»Niemals! Nackt ist ein No-Go!«, sagt Leon und schaut Pia dabei an.
Vanessa lacht. »Höre ich da Eifersucht? Keine Sorge, sie soll ja nicht mit dem Designer ins Bett steigen. Sie soll zum Beispiel nur in sexy Unterwäsche laufen als Victoria’s Secret Angel.«
»Niemals! Schlank bleiben heißt hungern, hungern, hungern!«, sagt Pamela.
»In Italien ist Size Zero seit 2008 verboten und auch Models unter sechzehn und mit einem Body-Index von weniger als 18,5.«
»Schöner Versuch. Auch die
Brigitte
wollte mal nur normale Models, aber die Designer haben nicht mitgespielt. Sie sagen, an dünnen Models sehen die Kleider besser aus.«
»Also doch hungern, hungern, hungern.« Pamela verdreht die Augen.
»Hast du ’nen Schaden in der Birne? Du nervst!«, schimpft Gina. »Es muss einen anderen Weg geben als zu hungern.«
»Träum weiter!«, sagt Pamela beleidigt.
»Hier steht: Wer schlank bleiben will, muss essen, aber richtig«, sagt Louisa. »Viel Obst und Gemüse, aber ich liebe Schokolade! Man muss sich auch mal was gönnen!«
»Müssen wir den ganzen Tag übers Essen reden? Mir ist jetzt schon übel! Und dann noch kochen!« Pamela verdreht die Augen.
»Sagt die Frau, die sich jede Nacht den ganzen Kühlschrankinhalt reinzieht!«, meint Gina.
Pamela bekommt einen roten Kopf. »Spionierst du mir etwa hinterher?«
»Nee, hab nur ’ne schwache Blase, und der Weg zum Klo führt nun mal an der Küche vorbei.«
»Du hast ’ne schwache Blase und aufgespritzte Lippen!«, kommt Vanessa Pamela zu Hilfe. »Die eine hungert, die andere spritzt sich Körperteile dicker. Ist auch nicht gerade ideal!«
Gina zuckt mit den Schultern. »Nee, aber man bekommt davon nicht rote Finger.« Als Pamela ihre Hände hinter dem Rücken versteckt, grinst Gina sie an. »Na also, habe ich doch recht! Du hast ein Problem.«
»Halt die Klappe!«, schreit Pamela auf einmal völlig unerwartet los. »Ich weiß gar nicht, wovon du redest!«
»Du hast eine Essstörung, und je eher du ehrlich zu dir selber bist, desto besser.« Gina bleibt ganz ruhig. »Wenn ich unrecht habe, warum versteckst du dann deine Hände? Zeig uns doch mal deine Finger.« Gina macht eine Bewegung, als wolle sie Pamelas Hände greifen.
Aber Pamela springt auf und rennt aus dem Raum.
»Was soll das mit den Fingern? Lass Pamela doch einfach in Ruhe!«, schimpft Vanessa wütend.
»Ich hab nicht angefangen. Schaut euch an, wie dünn sie ist. Jeden Knochen sieht man. Ein Skelett hat auch nicht mehr Fleisch auf den Rippen.«
sich sind alle nicht die Fettesten!«
»Aber nicht so dürr wie Pamela. Ich hatte eine Freundin, die fand sich auch immer zu fett und hat dann gehungert. Und dann ist da der Moment, wo der Körper nicht mehr genug Sauerstoff durch das Blut bekommt und die Haut sich an den äußeren Stellen blaurot verfärbt – also an den Zehen, den Händen, den Füßen und manchmal sogar im Gesicht. Akrozyanose oder so heißt das.«
»Danke für die Aufklärung, Frau Doktor.« Die Retourkutsche von Leon kommt nicht nur bei Gina nicht gut an.
»Sei still, Leon-ie!«, schimpft Pia. »Das ist nicht lustig!«
»Aber ausgerechnet von Gina Vorträge über Gesundheit zu hören, ist auch nicht lustig!«, widerspricht Vanessa. »Sie ist die Einzige von uns, die sich Botox spritzt. Auch nicht gesund!«
»Aber wenigstens nicht tödlich!«, verteidigt sich Gina. »Außerdem machen es doch alle.«
»Ich niemals! Ich würde niemals Botox spritzen lassen.« Anna-Lena verzieht angewidert das Gesicht.
»Bis die ersten Falten kommen.«
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