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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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einsetzen wird. Ich denke, es wird sich am Ende zwischen euch beiden entscheiden. Aber das kennst du ja schon!«
    Und ob ich das kannte, mein Leben lang war es nicht anders gewesen. Immer hatten sich zwei Lager um Amelie und mich gebildet. Sie als der Rauschgoldengel, ich als die rothaarige Begabte, die aus untypischen Verhältnissen kam und als Waisenkind natürlich eine herzzerreißende Geschichte für die Medien hergab. Wie sehr wurde ich bemitleidet, es fehlte nur, dass sie mich in einer dieser Sendungen, in denen Tiere ein neues Zuhause suchen, in die Kamera gehalten hätten.
    »Das ist die kleine Clara, sie ist stubenrein, hübsch anzusehen und hochbegabt. Clara können Sie jederzeit an Ihr Klavier setzen, Sie werden Ihre wahre Freude haben!«
    Dabei war ich weit entfernt von einer Opferrolle, dafür war ich zu lebenslustig. Was nicht immer so gut ankam, wenn Journalisten bereits die Geschichte zur armen Waise im Kopf geschrieben hatten und auf ein sensibles, zerbrechliches Wesen gefasst waren, dann aber beim Interview auf mich, gut gelaunt, trafen, und ich erzählte, dass ich die letzte Nacht mit einer Freundin durchgetanzt und deshalb noch Ringe unter den Augen hatte. Ich konnte weder mit einer Essstörung aufgrund meines Schicksals aufwarten noch mit Borderline oder einer Depression. Ich war erschreckend normal, und auch wenn mir meine Eltern wahnsinnig fehlten und ich immer wieder darüber traurig war, so lebte ich mein Leben weiter; das hätten sie auch nicht anders gewollt.
    »Weißt du, was Amelie bewegt hat, plötzlich sesshaft werden zu wollen?«, fragte Professor Bruckner verwundert.
    Ich wusste es, aber sagte es nicht, da ich mir angewöhnt hatte, sie nicht schlecht zu machen, denn erstens fühlte ich mich dadurch nicht besser und zweitens war sie gefährlich und zu allem bereit, wenn sie Anfeindungen mitbekam. Außerdem hatte das Thema Männer bei Amelie und mir eine lange Tradition. Auch wenn wir uns sonst so überhaupt nicht ausstehen konnten - in einem waren wir uns meistens einig: nämlich welche Männer wir gut fanden. Mal von ihrem jetzigen Schleimprojekt abgesehen, das aber auch die Frau Mama ausgesucht hatte ... Nein, mit sechzehn Jahren waren wir beide das erste Mal in einen Cellisten verliebt gewesen, der bei »Jugend musiziert« mitmachte. Als Paul sich am Ende für mich entschied, half es Amelies und meinem Verhältnis nicht weiter, auch nicht, dass sich das einige Male wiederholte, wenn auch nicht immer nur Hauptgewinne dabei waren. Alexander zum Beispiel, Mitstudent, extrem gutaussehend und sich dessen bewusst. Zappeln hatte er uns beide lassen, ausgespielt gegeneinander, und am Ende mit mir die Nacht verbringen wollen. Gott, was war ich aufgeregt gewesen! Dieser Adonis und ich waren erst im Kino, dann bei ihm auf der Couch, sein atembetörender Duft gab einen vielversprechenden Vorgeschmack. Schließlich zog er mir langsam die Kleider aus, was ich ihm gleichtat. Zum Vorschein kam ein trainierter, unfassbar geschmeidiger Körper mit einer porentief reinen Haut, für die ihn selbst Christine Kaufmann beneidet hätte.
    »Was habe ich für ein Glück!«, dachte ich, bis Alexander sich umdrehte, um die Tagesdecke vom Bett zu werfen. Mir gefror das Blut, und mit einem Mal war meine Stimmung dahin. Alexander hatte keine Eiterpickel auf dem Rücken oder sich einen Pelz gezüchtet. Sein Hintern war durchtrainiert und genau richtig. Nein ... Was mich mit einem Schlag abgetörnt hatte, thronte über seinem Hintern: eine Tätowierung, und zwar ein Arschgeweih, wie es sonst nur Frauen in den Neunzigern über dem Steißbein trugen. Er deutete meine schreckgeweiteten Augen völlig falsch und zeigte mit Besitzerstolz, wie es nur Männer können, auf seinen Hintern.
    »Hart wie Kruppstahl, fass mal an, aber brich dir nicht die Hand!«, forderte er mich auf, was mich in hysterisches Gekicher ausbrechen ließ. Unter einem fadenscheinigen Vorwand machte ich mich aus dem Staub und nahm mir fest vor, in Zukunft genau zu eruieren, ob ich mich wirklich für einen Mann interessierte oder ob der Konkurrenzkampf zwischen Amelie und mir im Vordergrund stand.
    Amelie jedoch hatte sich zu rächen gewusst. Als es mit meiner ersten großen Liebe Sascha kriselte, warf sie sich, nachdem Sascha und ich uns auf einer Party in angetrunkenem Zustand gestritten hatten, ihm an den Hals und schleppte ihn ab. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass Sascha nach dieser Nacht nicht mehr meine große Liebe war. Amelie hatte mit ihrer

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