Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
Vom Netzwerk:
blonden Engeloptik einen himmelweiten Vorsprung, subtil im Verborgenen zu intrigieren. Mich nannte sie hinter vorgehaltener Hand »Hexe«, was wahnsinnig originell war, nur weil ich rote lange Locken hatte und sehr helle Haut. Ich revanchierte mich mit dem zugegebenermaßen auch nicht originelleren Spitznamen »Blondes Gift«.
    »Ach, jetzt habe ich die Noten in der Hochschule vergessen. Ich wollte dir ein paar Bögen und ein Pädagogikbuch mitbringen. Wo hab ich bloß meinen Kopf!« Professor Bruckner war betrübt, was ich schnell wegwischte. »Ich wollte sowieso in die Hochschule, um ein paar Stücke zu kopieren, ich komm einfach mit!«
    Sobi gab uns beim Zahlen ein Stück »Sünde«, wie er es nannte, in Form von Pariser Schokotrüffeln mit und eine Aufforderung: »Liebe und Hoffnung, dann kommt die Revolution. Schreibt das überall hin!«
    In der Richter Hochschule fühlte ich mich sofort in die Zeit meines Studiums zurückversetzt. Nichts hatte sich verändert. Die Gänge rochen nach demselben Putzmittel, das Geklapper der Tabletts der Mensa mischte sich mit dem Lachen der Studenten, durch geschlossene Türen drang der Lauf einer Klarinette. Der stets grantige Pförtner, Herr Leitmeier, trug denselben missmutigen Flunsch wie bereits zu meiner Zeit. Wie immer grüßte ich ihn seiner Verdrossenheit zum Trotz fröhlich und rief ihm zu, ob er sich noch an mich erinnere.
    »So füahle Rotschöpf hamma dann a wida ned hier ghobt!«, grummelte er.
    Herrlich! Ich konnte es gar nicht abwarten, wieder Teil dieses geschäftigen Gewusels zu werden und die Studenten auf ihrem Weg zu unterstützen und ihnen das nötige Rüstzeug mitzugeben. Professor Bruckner war mein glückliches Lächeln nicht entgangen.
    »Willkommen zu Hause ... und hier haben wir ja auch die Sachen, die ich dir mitgeben wollte!«
    Er kramte eine Hugendubel-Plastiktüte hervor und schob sich seine schmale Brille auf die Nase, die gern mal zu weit Richtung Nasenspitze rutschte. Er war alt geworden, aber von seiner Würde und Wärme hatte er nichts eingebüßt. Ein lebender Humanist und sehr beliebt bei Studenten und Kollegen.
    »Danke, Professor Bruckner, ich schau mir alles an, und wir sehen uns spätestens beim Vorstellungsgespräch!«
    Er gab mir lächelnd die Hand, schüttelte sie kräftig und wünschte mir viel Glück. Das konnte ich brauchen, denn gerade als ich aus seiner Tür trat, rannte ich Amelie in die Arme, die sich mit großen Gesten und gekonnt unterwürfigem Getue bei Frau Professor Wiese verabschiedete, die ihre Mentorin war. Als Amelie mich sah, zog sie ein Gesicht, als ob man ihr ein Glas Alkali zu trinken angeboten hätte. Anscheinend wusste sie nicht, dass ich mich auch für die Stelle bewarb. An ihrem ratternden Gesichtsausdruck konnte ich förmlich sehen, wie sie eins und eins zusammenzählte. Wutentbrannt kam sie auf mich zu.
    »Was machst du denn hier?«
    Sollte ich es ihr sagen oder sie zappeln lassen? Ich entschied mich für sagen, schließlich hatte ich nicht oft die Gelegenheit, live dabei zu sein, wenn Amelies Pläne durchkreuzt wurden.
    »Mich für die Professorenstelle bewerben!«
    Ihre Nasenflügel begannen zu beben, kein gutes Zeichen bei Amelie. Sie atmete aufgeregt und zischte sichtlich um Beherrschung bemüht: »Das kannst du dir abschminken, die Stelle hab ich in der Tasche. Die Hochschule braucht jemanden, der sie würdig repräsentiert, und deine Sozialdrama-Waisenkind-Nummer hat sich mit Anfang dreißig dann ja auch mal ausgelutscht.«
    Ob Amelie überhaupt wusste, wie man sich oberhalb der Gürtellinie aufhielt? Gut, sie hatte es so gewollt!
    »Amelie, ich weiß, dass du meistbietend auf dem Münchner Heiratsmarkt verschachert werden sollst, an diese konservative Schmalztolle mit den Spinnenbeinchen, und deshalb überhaupt nur den Job willst. Ob du es glaubst oder nicht, es gibt andere Menschen, die sich aus den naheliegenden Gründen auf so eine Stelle bewerben und einfach gerne ihr Wissen und Können weitergeben!«
    Amelies Augen verengten sich, das sah schon immer fies und eindrucksvoll aus, ich gebe zu, das auch gerne können zu wollen, aber selbst nach mehrmaligem Üben bekam ich es einfach nicht hin.
    »Dazu, meine Liebe, müsstest du aber erst mal Wissen und Können besitzen!«, schleuderte sie mir entgegen. Bevor mir ein schlagfertiger Konter einfiel, stolzierte sie auf ihren teuren Designerschuhen, die ihr sehr gut standen, weiter, wandte sich dann aber doch noch einmal mit folgendem Rat zu mir um: »Ich

Weitere Kostenlose Bücher