Heute schon geträumt
bei sich tragen«, fügt Miles hinzu und legt mir schützend den Arm um die Taille. »Eine einzige Nuss könnte tödlich sein.« Er sieht mich besorgt an. »Das stimmt doch, oder, Liebling?«
Ich begegne seinem festen Blick. Einen Moment lang vergesse ich meinen Ärger, und eine Woge der Liebe erfasst mich. Gott, was für ein Glück ich doch habe, mit Miles zusammen sein zu dürfen. Er ist so verständnisvoll und rührend besorgt.
»Wow.«
Im Gegensatz zu anderen, denke ich, während mein Blick wieder auf den Barmann fällt, der Mühe hat, ernst zu bleiben.
»Ja, schon klar. Ziemlich beängstigend, was? Es ist lebensbedrohlich. Jeden Tag«, fügt Miles hinzu, dem der Sarkasmus in der Stimme des Barmanns völlig entgangen ist.
Betont lässig schnappe ich mir den Evening Standard und tue so, als wäre ich in einen Artikel über Immobilienpreise vertieft. Hoffentlich kapiert er es endlich.
Tut er nicht.
»Das ist ja entsetzlich. Da muss ja jede Mahlzeit ein gewaltiges Risiko sein.«
»Es geht schon«, blaffe ich hinter der Zeitung hervor.
»Ja, aber wir müssen wahnsinnig vorsichtig sein«, räumt Miles ein. »Weißt du noch, als wir damals im Oxo Tower etwas getrunken haben? Und du die Brezeln gegessen hast, die davor mit den gesalzenen Erdnüssen in Berührung gekommen waren …«
Wieder keimt Ärger in mir auf. Und jetzt richtet er sich gegen Miles. Muss er diesem Kerl unbedingt alles erzählen? Kann er ihn nicht einfach links liegen lassen, so wie ich?
»… und einen Moment lang war es ganz schön brenzlig, das kann ich Ihnen sagen. Die arme Charlotte, ihr Hals ist vollständig zugeschwollen, und ihre Lippen waren ganz dick, und dann hatte sie diesen fürchterlichen Ausschlag.«
Oh Gott, bitte, halt die Klappe, Miles. Ich werfe ihm einen Seitenblick zu, um ihn zum Schweigen zu bringen, aber er ist so damit beschäftigt, meine Ehre zu verteidigen, dass er es nicht mitbekommt.
»Ehrlich? Ein fürchterlicher Ausschlag?«, wiederholt der Barmann und verzieht das Gesicht. »Autsch.«
Und du kannst auch die Klappe halten, denke ich und sehe ihn scharf an.
»Ich meine, können Sie sich das vorstellen? Die geben die Salzbrezeln in dieselbe Schüssel wie die Erdnüsse? Ohne sie vorher auszuwaschen?« Miles sieht angewidert drein. »Danach habe ich einen ziemlich scharfen Beschwerdebrief an die Geschäftsleitung geschrieben, stimmt’s, Charlotte? Okay, sie haben die Rechnung übernommen, aber darum ging es ja nicht.«
»Oh, da drüben ist ein Tisch frei«, schalte ich mich ein, als ich ein Pärchen am anderen Ende des Raums aufstehen sehe. »Nehmen wir ihn lieber, bevor er gleich wieder besetzt ist.«
Ich springe von meinem Hocker, packe meine Sachen und mache mich aus dem Staub. Ich würde alles tun, um diesem nervtötenden Kerl zu entkommen.Also ehrlich, was denkt der sich eigentlich? Sich so einzumischen?
Ich sehe zu Miles hinüber und winke. Mein unvermittelter Aufbruch scheint ihn ein wenig zu verwirren.Als er mich entdeckt, verabschiedet er sich höflich von dem Barmann. Das ist das Problem mit Miles - er hat so gute Manieren, bittet für alles um Erlaubnis, bedankt sich danach - meiner Meinung nach etwas zu viel Bitte und Danke, aber so ist es wohl, wenn man auf der Privatschule war.
Er klemmt sich die Zeitung unter den Arm, nimmt unsere Gläser und die Weinflasche und kommt herüber.
»Keine Sorge, ich habe alles geklärt«, sagt er und setzt sich hin. »In dem Curry sind keine Nüsse, und der Barmann hat versprochen, in der Küche wegen deiner Allergien Bescheid zu sagen.«
»Prima, danke.« Ich nehme ihm die Gläser ab und schenke den Wein ein. »Und wie läuft es bei der Arbeit?« Trotz des etwas holprigen Beginns bin ich fest entschlossen, mit Miles einen schönen Abend zu verbringen. Wir haben uns letzte Woche kaum gesehen, weil wir beide so viel zu tun hatten. Und am Wochenende davor auch.
»Ach, das Übliche.« Er zuckt die Achseln, lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und trinkt einen Schluck Wein.
Miles arbeitet in einer Firma für die Erschließung und Vermittlung von Immobilien und hat, wie er es ausdrückt, ein ziemlich »beachtliches Portfolio«. Im Hinblick auf Häuserpreise, aufstrebende Wohngegenden und Hypothekenraten ist er ein echter Experte. Das ist einer der Gründe, weshalb wir noch nicht zusammenleben. Er sagt, es wäre vernünftiger, zu warten, bis die Preise fallen, bevor wir … Wie hat er es ausgedrückt? Ach ja, bevor wir unsere Beziehung festmachen.
Ich
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