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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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wie jemand, der gern Perlenohrringe trägt. Muss man dafür nicht über 50 sein? Oder die Queen oder so?
    »Definitiv! Los, leg sie an«, fordert er mich auf.
    Ich nehme sie aus der Schachtel und stecke sie mir in die Ohren. Allgemeines zustimmendes Gemurmel erhebt sich, als ich mein Haar zurückschiebe. »Danke, Miles, sie sind wirklich schön.« Entschlossen schiebe ich all meine Zweifel beiseite und gebe ihm einen Kuss.
    Dann sind sie eben nicht wie geschaffen für mich, na und? Der Gedanke dahinter zählt doch, oder?
     Der Rest des Abends verläuft harmonisch bei leckerem Essen, gutem Wein und dem gewohnten Geplauder über Job und Karriere, den aktuellen Immobilienmarkt und die jüngsten Anekdoten über Ruby und Sam.
    »Ich musste ein neues Telefon kaufen, weil Ruby Angst hatte, er könnte sich einsam fühlen«, beendet Julian seine  Geschichte über Ruby, die sein Handy im Goldfischglas versenkt hatte, damit ihr Fisch Boris seine Freunde anrufen konnte.
    »Ich glaube, es war ihre Methode, dich vom Telefon wegzubekommen«, bemerkt Vanessa trocken, während Miles mitfühlend lacht. »Und zwar eine ziemlich effektive«, fährt sie fort, ehe sie sich entschuldigt und zur Toilette geht, als uns die Dessertkarte gereicht wird.
    »Ich komme mit«, sage ich und stehe auf.
    »Wieso müssen Frauen eigentlich immer zu zweit auf die Toilette gehen?«, sinniert Julian laut, als wir uns auf den Weg machen.
    »Damit wir über dich lästern können, Schatz«, kontert Vanessa scherzhaft.
    Zumindest glaube ich, dass es ein Scherz war, aber kaum stehen wir im Vorraum der Damentoilette, erteilt sie mir eine klare Anweisung. »Seht zu, dass ihr jede Menge Gebäck futtert und ständig Sex in Paris habt. Einer muss es ja tun.«
    »Ach komm schon«, protestiere ich. »Ich weiß, was du und Julian so treibt.« Mit einem wissenden Grinsen stoße ich sie in die Rippen.
    »Treiben?« Sie schnaubt abfällig. »Ich bringe gar nicht die Energie auf, um irgendetwas zu treiben, weil ich viel zu erledigt bin. Das Einzige, was wir treiben, sind Streitereien darüber, wer aufsteht und nach Sam sieht, wenn er mitten in der Nacht aufwacht und weint.«
    »Aber ich dachte …« In diesem Moment kommt mir die merkwürdige Begegnung mit Julian wieder in den Sinn. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke … Julian wirkte ein klein bisschen fahrig, fast nervös.Als sei es ihm unangenehm, dass ich ihn gesehen habe. Mit einem Mal muss ich wieder an Vanessas Verdacht denken, er könnte eine Affäre mit seiner Sekretärin haben.
    »Was dachtest du?« Vanessa sieht mich neugierig an.
    »Oh … ich dachte nur, ihr hättet euch wieder etwas angenähert.« Eilig schiebe ich das Bild beiseite. Es ist doch lächerlich, so etwas zu denken.Von mir genauso wie von Vanessa.
    »Wohl kaum.« Sie lächelt schwach. »Ich habe ihn die ganze Woche über kaum zu Gesicht bekommen. Er ist ständig nur im Büro. Es ist fast, als wären wir Fremde, die einander überhaupt nicht mehr kennen.« Entmutigt lässt sie die Schultern sinken.
    Es ist schrecklich,Vanessa so niedergeschlagen zu sehen.
    »Ich weiß, was du brauchst«, erkläre ich fröhlich.
    »Was? Einen neuen Mann?«, kontert sie mit einem wehmütigen Lächeln.
    »Nein, Dummchen, einen neuen Lipgloss.« Ich krame eine Handvoll aus meiner Handtasche.
    Vanessas Züge erhellen sich. Seit Sams Geburt trägt sie praktisch kaum noch Make-up. Zu zeitintensiv, sagt sie. Dasselbe gilt für ihr Haar. Statt es wie früher zu föhnen, trägt sie es zu einem Knoten im Nacken frisiert. »Oh, woher hast du denn die?«, fragt sie und nimmt den Deckel von einer Glosspatrone.
    »Das ist einer der Vorteile, in der PR zu arbeiten«, erkläre ich.
    »Oh, was ich noch fragen wollte -« Sie hält inne, um den Gloss aufzutragen. »Ist das nicht der Barkeeper, den wir in diesem Laden gesehen haben?«
    Verblüfft stelle ich fest, dass jede Faser meines Körpers mit einem Mal gespannt zu sein scheint. Wie seltsam, dass jemand, der einem so auf die Nerven geht, eine derartige Regung auslösen kann. »Leider ja.« Ich schneide eine Grimasse.
    »Hmmm.« Vanessa presst die Lippen aufeinander und grinst boshaft. »Ich frage mich, was er uns wohl als Dessert empfehlen wird.«
    »Was auch immer es sein mag, es hat zu viele Points«, kontere ich lächelnd und weiche zurück, als sie mir einen freundschaftlichen Schlag auf den Arm verpasst.
    Fünf Minuten später kehren Vanessa mit frisch bemalten Lippen und ich wieder an unseren Tisch zurück.
    »Ah! Gerade

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