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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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grundsätzlich früh zu Mittag (um zwölf), den Tee gibt es um halb sechs, dann eine Folge Emmerdale und Coronation Street, und um halb zehn geht es ins Bett. Ich werde bis morgen warten müssen.
    »Nicht?« Miles runzelt die Stirn.
    Ich richte meine Aufmerksamkeit auf ihn. »Oh, tut mir leid. Das habe ich völlig vergessen.«
    »Ach, egal. Macht nichts.« Er zuckt die Achseln und zappt weiter. »Bestimmt läuft irgendwo ein Film.« Er bleibt bei einem alten Clint-Eastwood-Streifen hängen.
    »Ich glaube, ich gehe lieber ins Bett«, sage ich und lege die Karte auf den Kaminsims.
    »Ich komme gleich nach«, murmelt er, ohne den Blick vom Fernseher zu lösen.
    Ich gehe ins Badezimmer, ziehe mich aus und beginne mit meinem allabendlichen Ritual - Reinigung, Gesichtswasser, Feuchtigkeitscreme. Ich bin stolze Besitzerin eines runden Dutzends Feuchtigkeitscremes. Ein Gel für die Augen, das mit dem Ringfinger eingeklopft werden muss, eine Creme fürs Gesicht, die im Uhrzeigersinn einmassiert werden sollte (oder war es gegen den Uhrzeigersinn?), und eine Lotion für den Hals.
    Ich öffne den Badezimmerschrank und lasse den Blick über die überquellenden Regalböden wandern. Ehrlich gesagt macht mich allein ihr Anblick müde. Hier steht etwa eine Milliarde Produkte herum, die einen glatten, strahlenden, faltenlosen Teint versprechen, und obwohl keines sein Versprechen zu halten scheint, kaufe ich doch immer mehr davon. Ich kann einfach nicht anders. Ehrlich gesagt habe ich mir gerade erst dieses brandneue Serum mit winzigen Goldpartikeln gekauft, das als »Wunder im Tiegel« angepriesen wird und das helfen soll, die Poren verschwinden zu lassen.
    Okay, ich gebe zu, mir ist nicht ganz klar, weshalb ich mir wünschen sollte, dass meine Poren verschwinden, aber die Resultate sollen sensationell sein - was sie bei diesem Preis auch gefälligst sollten.
    Ich kleistere mehrere Schichten auf mein Gesicht und putze mir die Zähne mit aufhellender Zahnpasta, reinige die Zahnzwischenräume und spüle mit einer antibakteriellen Lösung nach.
    Fertig.
    Während aus dem Wohnzimmer die Geräusche des Fernsehers dringen, wende ich mich dem Spiegel zu und betrachte mich. 32. Ungeschminkt, das Haar in einem Dutt auf dem Kopf und in meinem Schlabber-Schlafanzug mit Blümchenmuster verströme ich etwa so viel Sexappeal wie … nun ja … jemand mit einem Dutt und einem Schlabber-schlafanzug mit Blümchenmuster nur verströmen kann.
    Plötzlich kommen mir Vanessas Ausführungen darüber, wie sie und Julian früher an sämtlichen erdenklichen Orten Sex hatten, wieder in den Sinn. Es ist über eine Woche her, seit Miles und ich das Bett geteilt haben, und unser letzter Sex liegt sogar noch länger zurück. Zugegeben, wir hatten beide eine Menge Stress mit der Arbeit, und mir ist klar, dass die Leidenschaft in einer erwachsenen Langzeitbeziehung nachlassen kann, aber genau aus diesem Grund sollten wir uns noch mehr Mühe geben.
    Ich tappe ins Schlafzimmer, ziehe mir ein hübsches Satinhemdchen über und schüttle mein Haar aus.Vielleicht kommt ja damit ein bisschen Spannung ins Spiel, denke ich, gebe einen Spritzer Parfum auf meine Handgelenke und das Dekolleté, wie es in den Frauenzeitschriften immer geraten wird.
    Ich knipse die Nachttischlampe an, klettere ins Bett, stehe noch einmal auf und schalte die Deckenleuchte aus.  Schummriges Licht. Sehr wichtig. Ich schlage ein Kissen auf und drapiere mich darauf. Dann warte ich. Erwartungsvoll. Im Wohnzimmer läuft immer noch der Fernseher, aber bestimmt kommt er jede Minute.
    Ich warte noch ein bisschen länger.
    Vielleicht sollte ich eine Kerze anzünden.
    Ich zünde eine Kerze an. Vanille, Moschus und Jasmin. Köstlich. Ich atme das Aroma ein und fummle an den Trägern meines Negligés herum. Streife einen über meine Schulter. Dann beide. Oh Gott, nein, das sieht viel zu offensichtlich aus. Also schiebe ich sie wieder hoch.
    Ich horche auf Geräusche, aber noch immer ist nur der Fernseher zu hören. Ich sehe auf die Uhr. Zwanzig Minuten. Ich zögere, dann rufe ich mit rauchiger Stimme: »Miles? Kommst du?«
    Nichts.
    Ich warte ein paar Minuten und rufe etwas lauter: »Miles?«
    Wieder nichts. Nur ein Schuss, gefolgt vom Heulen einer Polizeisirene.
    Ach, vergiss es. »Miles!«, rufe ich laut. »Hörst du mich?«
    Offenbar nicht, denn noch immer gibt er keine Antwort. Frustriert klettere ich aus dem Bett und stapfe ins Wohnzimmer, wo ich ihn auf dem Sofa vorfinde - halb auf dem Rücken liegend,

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