Heute und für immer: Roman (German Edition)
wickelte das Päckchen aus. Sie hielt einen langen, hellgrünen Wollschal in der Hand.
»Es ist das erste Geschenk, das ich selbst gemacht habe«, wisperte Alison mit banger Stimme. »Rose, das Küchenmädchen, hat mir das Häkeln beigebracht. Aber es sind ein paar Fehler drin.«
Kasey versuchte den Blick zu heben, versuchte zu sprechen, brachte aber kein Wort heraus. Ihre Hand strich nur immer wieder über den unbeholfen gehäkelten Schal.
»Gefällt er dir?«
Kasey sah Alison an und lächelte hilflos. Ihre Augen schwammen in Tränen.
»Frauen«, begann Jordan leise und strich Alison eine Haarsträhne hinters Ohr, »manche Frauen«, verbesserte er sich, »neigen dazu, in Tränen auszubrechen, wenn sie besonders glücklich sind. Und zu denen gehört Kasey.«
»Wirklich?«
»Wirklich«, brachte Kasey heraus und holte tief Luft.
»Alison, das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich je bekommen habe.« Sie nahm das Mädchen in den Arm und drückte es an sich. »Ich danke dir.«
»Er gefällt ihr wirklich«, sagte Alison und grinste Jordan über Kaseys Schulter hinweg an. »Glaubst du, sie wird auch in Tränen ausbrechen, wenn du ihr dein Geschenk gibst?«
»Probieren wir es doch einfach aus«, schlug Jordan vor. Er bückte sich und nahm ein kleines, viereckiges Päckchen von Kaseys Stapel. »Vorausgesetzt, sie ist noch an weiteren Geschenken interessiert.«
»Na klar bin ich das!«, rief Kasey und wand sich aus Alisons Armen. »An Weihnachten bin ich unersättlich.« Sie nahm Jordan das kleine Päckchen ab und atmete tief durch. Als sie es geöffnet hatte, spürte sie in ihrem Herzen zum zweiten Mal an diesem Morgen einen heftigen Stich.
Schweigend hielt sie die tropfenförmigen Goldohrringe in der Hand, die denen zum Verwechseln ähnlich sahen, die sie in dem Laden mit dem Einhorn entdeckt hatte. Kasey sah zu Jordan auf und schüttelte sprachlos den Kopf. »Dass du dich daran erinnert hast …«
»Ich habe kein einziges Wort vergessen. Ich dachte, sie passen gut dazu.« Er reichte ihr ein zweites Päckchen, diesmal ein langes, schmales und lächelte sie aufmunternd an, als sie zögerte. »Ich dachte, du seist an Weihnachten unersättlich.«
Kasey klappte das Kästchen auf. Es lag eine goldene Kette aus drei ineinander verschlungenen Strängen darin. »Sie ist wunderschön«, flüsterte sie mit belegter Stimme.
Jordan nahm ihr die Kette aus der Hand und legte sie ihr um.
Kasey schluckte hart und presste ihre Wange an sein Gesicht. »Ich danke dir, Jordan«, flüsterte sie und stand abrupt auf. »Ich sehe mal nach, ob es schon Kaffee gibt.«
»Dein Geschenk hat ihr auch gefallen«, stellte Alison zufrieden fest und nahm ihre Gitarre zur Hand. »Sie hat wieder geweint.«
Als Millicent eine Viertelstunde später mit einem Tablett mit Kaffee und Croissants den Salon betrat, blieb sie mit großen Augen in der Tür stehen. In all den Jahren, die sie schon im Taylorschen Haushalt beschäftigt war, hatte sich ihr noch nie solch ein Bild geboten. Der Salon war das reinste Schlachtfeld. Überall lagen Schachteln, Geschenkpapier und Schleifen auf dem Boden verstreut. Und mitten in dem ganzen Chaos balgte sich Mr. Taylor mit einem Hundebaby herum. Mr. Taylor! Und Miss Alison und Miss Wyatt kicherten um die Wette. Nein, so etwas hatte sie noch nicht erlebt, und schon gar nicht in diesem Haus.
13
Kasey beabsichtigte, sich rund um die Uhr zu beschäftigen, nachdem sie Palm Springs verlassen hatte. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen – der Neujahrstag würde ihre Zeit mit Jordan beenden. Jetzt blieb ihr nur noch, es Jordan mitzuteilen. Sie hatte den Entschluss gefasst, mit der Ankündigung bis zum Neujahrstag zu warten. Ihr Flug war bereits gebucht. Es würde leichter sein, wenn die Stunden davor nicht von dem Wissen belastet wären, dass es die letzten waren. Sie wollte nur Angenehmes in diesen letzten vierundzwanzig Stunden erleben.
»Ich hätte dich im dritten Spiel des zweiten Satzes besiegt, wenn ich keinen Doppelfehler gemacht hätte«, erklärte Kasey und schwenkte ihren Tennisschläger durch die Luft, als sie mit Jordan den Platz verließ. »Und wenn du meine Rückhand im vierten Spiel nicht pariert hättest, hätte ich das auch noch gewonnen. Du bist wirklich ein harter Gegner, mit deinen flachen Schlägen knapp übers Netz.«
Er nahm ihr den Schläger aus der Hand, mit dem sie so begeistert in seiner Kopfhöhe herumwedelte. »Schau, Alison ist am Pool. Sie scheint ihre Hausaufgaben zu
Weitere Kostenlose Bücher