Heute und für immer: Roman (German Edition)
Kasey hatte nicht die Kraft, aufzustehen und die Lampe auszuknipsen. Die Tränen hatten sie ausgelaugt. Sie fühlte sich krank und leer. Im Zimmer nebenan wurde fröhlich Silvester gefeiert.
Es war kurz vor Mitternacht.
Ich wollte jetzt bei ihm sein, dachte Kasey. Ich wollte diese letzte Nacht mit ihm verbringen. Was hat er gedacht, als er nach Hause gekommen ist und festgestellt hat, dass ich gegangen bin? Ohne ein Wort? Er wird es nie begreifen. Ist er verletzt oder nur wütend? Kasey schüttelte den Kopf. Es war sinnlos, darüber zu spekulieren. Es war vorbei.
Da hörte sie einen Schlüssel im Schloss ihrer Tür und
fuhr herum. Jordan trat ins Zimmer. Sie sagte nichts. Der Schmerz und der Schock hatten ihre Lippen versiegelt.
»Du solltest eine Kette vorlegen, wenn du jemanden aussperren willst«, sagte er und warf den Schlüssel auf einen Tisch. »Schlüssel sind leicht zu bekommen. Zwanzig Dollar und eine gute Geschichte, mehr braucht es dafür nicht.«
Sie rührte sich nicht vom Fleck. Beatrice’ Drohung unterband ihren Impuls, sich in seine Arme zu stürzen. »Wie hast du mich gefunden?«
»Charles hat es verraten.« Jordan drehte sich um und legte die Kette vor. »Ich musste ein paar Bars durchkämmen, ehe ich ihn fand. Er hat ja heute Abend frei, wenn du dich erinnerst.«
»Du scheinst die Zeit gut genutzt zu haben.« Er hatte getrunken, stellte Kasey fest, zwar nicht über die Maßen, aber doch so viel, dass man es merkte. Sie musste ruhig bleiben. Ihre Hände begannen zu zittern. Sie verschränkte sie hinter dem Rücken.
Jordan sah sich in dem kleinen Hotelzimmer um. »Das Hyatt ist das ja nicht gerade.«
»Nein.« Es würden harte, wütende Worte fallen. Kasey stand auf und griff nach einer Zigarette. »Ist das nicht komisch? In Hotelzimmern liegen gewöhnlich überall Streichholzbriefchen herum, aber hier gibt es keines.« Sie hielt die Luft an, da er sie am Arm packte und zu sich herumwirbelte.
»Warum bist du gegangen?«
»Irgendwann musste ich schließlich gehen, Jordan.« Der Griff seiner Finger verstärkte sich. »Wir wissen beide, dass unsere Arbeit beendet ist.«
»Arbeit?« Wenn er seinen Griff jetzt lockerte, würde er sie ins Gesicht schlagen. Sie hatte ihn zutiefst verletzt. Nie hätte
er gedacht, dass ihn eine Frau so sehr verletzen konnte. Sie hatte ihn gelehrt, was Schmerzen sind. Er schüttelte sie kurz und heftig. »Ist das alles, was zwischen uns existiert?«
Kasey zitterte am ganzen Körper, aber er schien es nicht zu bemerken. So hatte sie ihn noch nie erlebt – brutal und schäumend vor Wut. Sie wünschte, er würde sie schlagen, wenn das die Sache schneller beendete.
»Zum Teufel mit dir!« Jordan schüttelte sie noch einmal, so kräftig, dass er sie beinahe zu Fall gebracht hätte. »Hättest du mich nicht wenigstens informieren können? Musstest du dich hinter meinem Rücken davonschleichen wie eine Diebin?«
Kasey hielt sich an der Frisierkommode hinter ihr fest. Übelkeit stieg in ihrer Kehle hoch. »So war es besser, Jordan. Ich …«
»Besser? « Das Wort explodierte auf seinen Lippen. Kasey zuckte zusammen. »Für wen? Wenn du schon nicht die Güte hattest, an mich zu denken … aber Alison …«
Das war zu viel für sie. Kasey schloss für einen Moment die Augen. »Ich habe an Alison gedacht, Jordan. Das musst du mir glauben.«
»Wie soll ich dir das glauben? Sie war völlig verstört. Schau mich an!« Er nahm sie an den Haaren und riss ihren Kopf zurück. »Ich habe das schluchzende Kind eine geschlagene Stunde im Arm gehalten und versucht, ihr begreiflich zu machen, was ich selbst nicht verstehe!«
»Ich habe getan, was ich tun musste.« In Kaseys Kopf drehte sich alles. Sie musste erreichen, dass er ging, und zwar schnell. »Jordan, du hast zu viel getrunken.« Ihre Stimme klang auf einmal wieder ganz ruhig. »Und du tust mir weh. Ich möchte, dass du gehst.«
»Du hast gesagt, dass du mich liebst.«
Kasey schluckte und straffte die Schultern. »Ich habe meine Meinung geändert.« Sie beobachtete, wie jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich.
»Deine Meinung geändert?« Seine Worte kamen langsam und ohne jedes Verständnis über seine Lippen.
»Genau. Und jetzt geh bitte und lass mich allein. Ich muss morgen früh mein Flugzeug erreichen.«
»Miststück!«, zischte er und zog sie an sich. »Ich gehe, wenn ich fertig bin. Schließlich haben wir ein Rendezvous.«
»Nein!« Sie versuchte sich von ihm frei zu machen. Panik überfiel sie. »Jordan,
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