Heute und für immer: Roman (German Edition)
nein!«
»Wir werden zu Ende bringen, was du begonnen hast«, knurrte er außer sich vor Zorn. »Hier und jetzt.«
Sein Mund auf ihren Lippen erstickte jeden weiteren Protest. Wie von Sinnen vor Angst schlug Kasey um sich. Würde man ihr selbst das nehmen – die Erinnerung an die glücklichen Momente, in denen sie ihn geliebt hatte und von ihm geliebt worden war? Jordan zerrte sie zum Bett. Sie wehrte sich aus Leibeskräften, aber gegen seine aus der Wut geborene Kraft kam sie nicht an. Was tun wir uns gegenseitig an? Ihre Willenskraft schwand, als er ihr das Hemd von den Schultern riss. Seine Hände waren überall, zerrten und rissen an ihren Kleidern, während ihr Widerstand immer schwächer wurde. Die Erinnerung an Beatrice’ ausdrucksloses, kaltes Gesicht stand ihr wie ein Mahnmal vor Augen. Das wirst du uns nicht antun. Das werde ich nicht zulassen.
Kasey hörte auf sich zu wehren. Unter Jordans verzweifelten Küssen wurden ihre Lippen weich und nachgiebig. Das kann ich dir noch geben , sagte sie lautlos zu ihm. Diese eine Nacht. Wenigstens das hat sie uns nicht nehmen können. Sie hörte auf zu denken und ließ sich ein letztes Mal von ihm lieben.
14
Kasey erwachte und blinzelte ins grelle Morgenlicht. Sie seufzte verschlafen und drehte sich auf die andere Seite. Automatisch tastete sie neben sich – ins Leere. Sie riss die Augen auf. Jordan war weg. Kasey rappelte sich hoch und ließ den Blick suchend durchs Zimmer wandern. Sie legte die Hand prüfend auf das andere Kopfkissen. Es war kalt.
Wann war er gegangen? Sie erinnerte sich nur, dass sie sich in der Nacht wieder und wieder geliebt hatten, verzweifelt und schweigend. Sie glaubte, dass er geschlafen hatte, war sicher, dass sie ein paar Stunden in absolutem Frieden miteinander verbracht hatten. Es war wichtig für sie, das zu wissen.
Niemand konnte ihr diese letzten Stunden nehmen. Sie waren nicht von Zärtlichkeit erfüllt gewesen, sondern von verzweifeltem Sehnen. Er würde ihr nicht mehr wehtun. Ihre einzige Hoffnung war, dass diese letzte Nacht, wenn schon nicht seine Wut, so doch wenigstens seinen Schmerz gelindert hatte. Sie bezweifelte, dass Jordan ihr jemals die Art und Weise verzeihen würde, wie sie ihre Beziehung beendet hatte. Kasey stand auf. Sie durfte ihren Flug nicht verpassen.
Als sie den Brief auf der Frisierkommode entdeckte, starrte sie ihn eine Weile nachdenklich an. Es wäre besser,
ihn nicht zu lesen, so zu tun, als habe sie ihn nicht gesehen. Sie griff dennoch nach dem Brief und faltete ihn auseinander. Sie konnte nicht anders.
Kasey,
es gibt keine Entschuldigung für diese Nacht, aber ich habe nichts anderes anzubieten. Meine Wut kann mein Benehmen nicht rechtfertigen. Ich kann dir nur sagen, dass ich das, was ich dir angetan habe, mehr bedauere als alles andere in meinem Leben.
Ich lege einen Scheck bei für das Honorar, das ich dir noch für den letzten Monat schuldig bin. Ich hoffe, du weißt, was du mir gegeben hast, denn ich finde keine Worte, um es dir zu erklären.
Jordan
Nachdem Kasey den Brief zuende gelesen hatte, las sie ihn noch ein zweites Mal. Der Schmerz war wieder da. Sie zerknüllte das Papier und ließ es achtlos zu Boden fallen. Er bedauerte es , dachte sie und nahm den Scheck, der unter dem Brief lag. Ihr war kalt. Ihre Gefühle waren erstarrt. Sie überflog den Betrag und lachte trocken.
»Sehr großzügig, Jordan.« Sie zerriss den Scheck in kleine Schnipsel und ließ sie langsam zu Boden flattern. »Das wird deinen Buchhalter zur Verzweiflung bringen.« Sie wollte nicht wieder anfangen zu weinen. Sie hatte keine Tränen mehr. Kasey seufzte und zündete sich mit zittrigen Fingern eine Zigarette an.
Montana kam ihr plötzlich in den Sinn. In Montana lagen jetzt zwei Meter Schnee und es war eiskalt. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, nach Hause zurückzukehren. Allein in ihren vier Wänden würde sie verrückt werden. Die
Hand bereits am Telefon, sammelte sie sich kurz, um ihre Pläne zu ändern.
Dr. Edward Brennan stellte den Motor seines alten Pontiac ab. Es war kurz vor Sonnenuntergang und er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich. Sein Rücken rebellierte. Ich werde langsam alt, sinnierte er. Es hatte Tage gegeben, da konnte er drei Kinder auf die Welt bringen, Mandeln herausnehmen, ein gebrochenes Schienbein richten und drei Familien gegen Grippe impfen, und das alles noch vor dem Mittagessen. Aber jetzt war er siebzig und nahm sich das Recht heraus, ein wenig
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