Heute und für immer: Roman (German Edition)
unmöglich, aber Kasey sah, dass es Beatrice mit ihrer Drohung ernst war. »Ich wollte morgen ohnehin abreisen«, entgegnete sie ruhig. »Das ist die Sache nicht wert, Mrs. Taylor.«
»Heute, ehe Jordan zurückkommt. Und Sie werden ihm kein Wort von unserer Unterhaltung erzählen.«
»Nun gut, heute.« Kasey gab sich geschlagen. Tränen erstickten ihre Stimme, doch sie versuchte mit aller Kraft zu verhindern, dass sie ihr in die Augen stiegen. »Ich verlasse noch heute das Haus, Mrs. Taylor, weil ich zu etwas fähig bin, das Ihnen versagt ist: zu lieben. Ich liebe die beiden so bedingungslos, dass ich ihnen geben kann, was sie brauchen. Denn sie brauchen sich.«
Beatrice kehrte ihr wieder den Rücken zu. »Millicent wird inzwischen Ihre Sachen gepackt haben. Ich werde Charles anweisen, Sie zu fahren, wohin Sie wünschen.« Dann schlug sie ihr Scheckbuch auf. »Ich bin bereit, Sie für Ihre Diskretion und etwaige Unannehmlichkeiten zu entschädigen, Miss Wyatt …«
Das war zu viel für Kasey. Sie schlug mit der flachen Hand auf das Scheckbuch, dass es nur so knallte. Beatrice zuckte vor Schreck zusammen und starrte sie fassungslos an.
»Fordern Sie Ihr Glück nicht heraus«, zischte Kasey mit gefährlich leiser Stimme. »Ich habe Ihnen mein Wort gegeben. Und das lasse ich mir nicht bezahlen.« Langsam hob sie die Hand von dem Scheckbuch und richtete sich auf. »Die Zeit wird kommen, da Sie für das, was Sie heute getan haben, bezahlen müssen. Sie haben mehr verloren, als ich jemals besaß, Mrs. Taylor.«
Sie schaffte es noch, in aufrechter Haltung das Zimmer zu verlassen, doch draußen vor der Tür warf der Schmerz sie beinahe um. Kasey brauchte ein paar Augenblicke, um sich wieder zu fassen.
Sie musste unbedingt noch mit Alison sprechen. Ohne sich von ihr zu verabschieden, würde sie das Haus nicht verlassen. Bitte, lieber Gott, lass mich die richtigen Worte finden! Sie durchquerte die Halle wie eine Schlafwandlerin. Lass mich bitte nicht vor Alison weinen!
Ihr Körper war taub vor Schmerz. Ihre Hand drückte die Klinke von Alisons Tür hinunter, ohne sie zu spüren.
»Kasey!«, rief Alison und blickte auf. Sie saß auf ihrem Bett, den kleinen Hund neben sich, und klimperte auf ihrer Gitarre. »Ich habe ein neues Stück gelernt. Soll ich es dir vorspielen?«
»Alison …« Kasey setzte sich zu ihr aufs Bett.
»Was ist denn?« Alison zog die Stirn in Falten und musterte Kasey skeptisch. »Du siehst so komisch aus.«
»Alison, du erinnerst dich doch an unser Gespräch von neulich? Dass ich euch irgendwann verlassen muss?« Kasey registrierte den Ausdruck in Alisons Augen und strich ihr über die Wange. »Jetzt ist irgendwann, Alison.«
»Nein.« Das Mädchen legte die Gitarre beiseite und packte Kaseys Hand. »Du musst doch nicht gehen! Du kannst doch hier bleiben!«
»Ich habe es dir doch erklärt, hast du das vergessen? Mein Job …«
»Du willst nicht bleiben?« Schon begannen die Tränen zu fließen. Kasey geriet in Panik.
»Alison, es geht nicht darum, ob ich bleiben will . Ich kann nicht bleiben.«
»Kannst du schon. Wenn du wolltest, könntest du.«
»Alison, sieh mich an.« Kasey war selbst kurz davor, in Tränen auszubrechen. Aber so konnte sie Alison nicht zurücklassen.
»Es gibt Situationen im Leben, da kann man nicht das tun, was man gern möchte. Ich liebe dich, Alison, aber ich muss gehen.«
»Und was wird aus mir?«, brach es aus Alison heraus, während sie die Arme um Kaseys Nacken schlang.
»Du hast Jordan. Und ich werde dir schreiben, das verspreche
ich. Im Sommer kommst du mich dann vielleicht besuchen. Wie wir es besprochen haben.«
»Im Sommer? Bis dahin sind es noch Monate und Monate!«
Kasey drückte Alison fest an sich und schob sie dann sanft von sich weg. »Manchmal vergeht die Zeit ganz schnell.« Sie zog den goldenen Ring von ihrem Finger und drückte ihn Alison in die Hand. »Der ist für dich. Wenn du einmal glaubst, dass ich dich nicht mehr liebe, brauchst du ihn nur anzusehen, und dann wirst du wissen, dass ich dich immer lieben werde.« Damit stand Kasey auf und ging zur Tür. Der Schmerz fraß sich wie eine ätzende Säure in ihre Eingeweide. Ihre Zeit war abgelaufen.
»Alison …« An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Sag Jordan, dass ich …« Sie schüttelte den Kopf und drückte die Klinke hinunter. »Nein, pass nur gut auf ihn auf.«
In ihrem Hotelzimmer brannte nur eine kleine Lampe, doch selbst das wenige Licht tat ihren Augen weh.
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