Heute und für immer: Roman (German Edition)
unabhängig, aber keineswegs …«
»Steinreich?«, warf Kasey ein.
»Wenn Sie so wollen, ja«, gab Beatrice zu. »Ihr Aufenthalt hier war für Sie sehr lukrativ. Daher ist es verständlich, dass Sie sich auch zukünftig finanzielle Zuwendungen zu sichern versuchen, indem Sie sich bei Jordan und Alison einschmeicheln.«
»Finanzielle Zuwendungen?« Kasey spürte einen eiskalten Stich in der Magengrube.
»Ich glaube, ich brauche nicht deutlicher zu werden.« Beatrice legte den Kugelschreiber weg und faltete wieder die Hände. »Jordan ist ein sehr wohlhabender Mann. Und auch Alison wird mit der Volljährigkeit ein beträchtliches Erbe antreten.«
»Ich verstehe.« Kasey hatte Mühe, ihre Hände ruhig zu halten. »Sie unterstellen mir also, dass ich mir einen finanziellen Gewinn verspreche, indem ich zu Jordan und Alison eine engere Beziehung entwickle.« Sie bedachte Beatrice mit einem langen, intensiven Blick. »Sie sind eine hartherzige Frau, Mrs. Taylor. Können Sie sich nicht vorstellen, dass ich die beiden auch, ungeachtet der Größe ihrer Bankkonten, lieb gewinnen könnte?«
»Nein.« Beatrice ließ dieses Nein bewusst für einen Moment im Raum stehen. »Ich hatte schon öfter mit Frauen Ihres Typs zu tun. Alisons Mutter war eine solche, aber mein Sohn wollte partout nicht auf mich hören. Er hat sie
gegen meinen Willen geheiratet und ist mit ihr durch das halbe Land gezogen. Freilich«, fuhr sie fort, indem sie sich zurücklehnte und Kasey mit ihrem Blick festhielt, »liegt die Sache in Ihrem Fall ganz anders. Jordan hat nicht die Absicht, Sie zu heiraten. Er begnügt sich mit einer Affäre. Sie haben, um noch einmal Ihren Jargon zu benutzen, zu hoch gepokert.«
Kasey hätte am liebsten den nächstbesten Gegenstand gepackt und an die Wand geschmissen. Sie wollte ein Loch in dieses makellose Weiß des Zimmers reißen. Doch sie blieb kerzengerade sitzen und hielt ihre Wut unter Kontrolle. »Ich bin mir der Grenzen meiner Beziehung zu Jordan sehr wohl bewusst, Mrs. Taylor. Das war ich von Anfang an. Darüber brauchen Sie sich keine grauen Haare wachsen zu lassen.«
»Ich werde Sie nicht länger unter meinem Dach dulden. Den Einfluss auszumerzen, den Sie auf Alison ausgeübt haben, wird mich Monate kosten.«
»Ein Leben lang, hoffe ich.« Kasey stand auf. Sie hielt es keine Sekunde länger in diesem Zimmer aus. »Es wird Ihnen nicht mehr gelingen, Alison in die alte Form zu pressen. Sie ist darüber hinausgewachsen.«
»Jordan besitzt das Sorgerecht für Alison.«
Es war der Tonfall, nicht die Bedeutung dieser Worte, der Kasey innehalten ließ. Jetzt bekam sie es wirklich mit der Angst zu tun. »Ja, ich weiß.«
Beatrice drehte sich ein wenig in ihrem Stuhl um, so dass sie Kasey direkt ansehen konnte. »Wenn Sie nicht heute – heute Nachmittag noch – das Haus verlassen, sehe ich mich gezwungen, zum Wohl von Alison das Sorgerecht für sie einzuklagen.«
»Das ist absurd.« Die Angst legte sich wie eine eiskalte
Hand um Kaseys Kehle. »Kein Gericht der Welt würde Ihnen an Stelle von Jordan das Sorgerecht zusprechen.«
»Das wird man ja sehen«, sagte Beatrice und zuckte beiläufig die Schultern. »Aber Sie wissen ja selbst, wie quälend solch ein Gerichtsverfahren sein kann, besonders wenn ein Kind darin involviert ist. Und eine Klage, die sich auf unmoralische Lebensführung stützt, würde einen Prozess besonders unangenehm gestalten.«
»Er ist Ihr Sohn.« Kaseys Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. »Das können Sie ihm doch nicht antun! Und Alison! Jordan hat nichts getan, was ihr auch nur im geringsten Schaden zugefügt hätte. So etwas würde er nie tun.«
»Alison benötigt Schutz.« Beatrice bedachte Kasey mit einem eiskalten Blick. »Und Jordan ebenfalls.«
»Schutz? Sie sprechen wohl eher von Manipulation, oder?«
Jetzt hielt es Kasey nicht länger auf ihrem Stuhl. Sie baute sich vor Beatrice auf. Das kann doch nur ein böser Traum sein, dachte sie. Aber selbst ihr schlimmster Albtraum hatte ihr nie solche Angst gemacht. »Das würden Sie ihnen doch nicht antun! Alison ist doch noch ein Kind. Sie liebt ihn!« Nein, sie wollte vor dieser Frau nicht weinen! »Damit würden Sie doch nichts gewinnen. Sie lieben Alison nicht so wie Jordan. Sie brauchen sie nicht. Wenn Sie verstehen könnten, wie es ist, wenn sich Angehörige um ein Kind streiten, würden Sie das niemals in Erwägung ziehen.«
Beatrice zog leise die Luft ein. »Sie haben die Wahl.«
Das war unglaublich, geradezu
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