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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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eine neue Ehefrau, die er online gefunden hatte und die auch dick war.
    Wie üblich erfüllte der säuerliche Körpergeruch zu vieler nervöser Menschen den Besuchsraum. Mein Vater saß an unserem Tisch, der mit jedem Besuch ein klein wenig schartiger wurde, als wollte er die Zeit an Kerben messen. Vaters Haar war inzwischen grau meliert, doch selbst mit fast sechzig hatte er sich die Knastmuskeln bewahrt.
    Er stand auf. Sein Lächeln wurde breiter, als ich näher trat.
    »Sieh dich nur an, Honeypop! Hübsch für eine Million Dollar. Nein, warte, ich muss die Inflation berücksichtigen, nicht? Eine Milliarde – hübsch für eine Milliarde Dollar, so hübsch bist du.«
    Er sagte jedes Mal etwas in der Art, aber ich grinste trotzdem, denn auch ich gierte jedes Mal wieder nach diesen Worten.
    »Und, wie steht's?«
    »Gut, gut. Stell dir vor, ich bin nicht allein nach New York gekommen.« Ich wackelte mit den Augenbrauen wie Groucho Marx. »Ein Doktor hat mich hergebracht.«
    »Deine Schwester ist hier?« Mein Vater schoss kerzengerade in die Höhe. »Wo ist sie?«
    Oh, lieber Gott, ich hätte mir die Kehle durchschneiden mögen. »Nein, nein. Tut mir leid, Dad. Ich wollte dich nicht so aufregen. Ich meine damit meinen neuen Freund. Er ist Ophthalmologe. Augenarzt. He, der würde dir sicher gefallen.«
    Er klatschte sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Was habe ich mir auch dabei gedacht? Natürlich. Wenn sie hier wäre, wäre sie ja mit dir reingekommen.«
    »Es tut mir leid, Dad.« Ich beobachtete, wie er die Enttäuschung abzuschütteln versuchte. »Also, er ist Augenarzt. Nicht
    schlecht, was?«
    »Wie lange seid ihr schon zusammen?«
    »Ein paar Monate.« Ich dehnte die Beziehung etwas aus, damit es besser klang.
    »Und du hast mir bisher kein Wort davon erzählt?«
    »Ich wollte erst sicher sein, dass etwas draus wird.«
    »Und?«
    Ich hob die Hände, als wollte ich sagen »Wer weiß?«. »Kann sein. Was sagst du dazu?«
    »Du weißt doch, was ich zu so etwas sage. Niemand ist gut genug für mein kleines Mädchen.«
    Mein Vater verschränkte die Finger miteinander. »Aber ich mache mir Sorgen, wenn ein Kerl dich einfach so nach Manhattan schleppt. Was will er von dir? Ich weiß doch, wie Männer sind, keiner kauft die Kuh, wenn du die Milch verschenkst. Letzten Endes will jeder Mann eine traditionelle Frau. Mit den anderen wollen sie sich bloß amüsieren.«
    Ich setzte mich auf meine Hände, um sie daran zu hindern, über meine Brust zu kriechen.
    »Hast du Fotos mitgebracht?« Mein Vater rieb sich voller Vorfreude die Hände.
    Ich griff in die Tasche und holte die Fotos von Rubys und Cassandras erstem Schultag diesen Herbst hervor. Sie trugen brandneue Outfits von Gap und hielten sich vor dem Wohnzimmerfenster grinsend bei den Händen.
    Mein Vater lächelte auf die Fotos hinab. »Himmel, so wunderhübsche Mädchen. Die Kleine sieht aus wie deine Mutter. Wie du. Hast du auch ein neues Foto von Lulu?«
    Ich gab ihm eines von Lulu und Drew, aufgenommen beim Hamburger-Grillen am Labor Day.
    Er betrachtete es lächelnd und schüttelte den Kopf.
    »Lulu will, dass du ihr keine Briefe mehr schreibst. Die Mädchen werden älter«, stieß ich hastig hervor.
    Vor Jahren hatte ich meinem Vater unsere Lüge gestanden – dass wir ihn für tot erklärt hatten. Seither sprachen er und ich auf dieselbe ausweichende Art über diese Täuschung, mit der meine Familie alles anging.
    »Was habt ihr Mädchen eigentlich vor, wenn ich hier herauskomme?«, fragte er. »Wollt ihr mich etwa verstecken?«
    Wenn er herauskam.
    »Du wirst erst in acht Jahren entlassen. Dann können wir uns immer noch Gedanken darüber machen«, erwiderte ich.
    »Ich habe gute Neuigkeiten. Die habe ich mir aufgespart, bis wir uns sehen. Mein Anwalt meint, ich hätte bei der nächsten Anhörung eine Chance auf vorzeitige Entlassung.«
    Wie oft hatte ich diese Worte schon gehört? »Natürlich, Dad.«
    »Vielleicht erlebst du noch eine Überraschung, du Naseweis.«
    Lulu behauptete, dass meine Beziehung zu unserem Vater wie ausgetrockneter Kleber auf dem Stand meines fünfeinhalbjährigen Selbst erstarrt sei, sozusagen zu dem Zeitpunkt, als er ins Gefängnis gekommen war, und sich seither nicht entwickelt hätte. Ich hatte erwidert, eine Assistenz in der Psychiatrie mache noch niemanden zur Psychiaterin, dennoch fiel mir ihre Beobachtung immer wieder ein. Schade, dass sie keinerlei Veränderung in meinem Verhalten bewirkte.
    »Ich weiß, ich weiß, du

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