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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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Wanderstiefeln, die jedes Mal ihren Zorn kundtaten, wenn sie einen Raum betrat.
    »Hast du dich je sicher gefühlt?«
    Lulu verschränkte die Arme und hielt sich an ihren eigenen Oberarmen fest. »Wie meinst du das?«
    »Du weißt schon, geborgen. Ich glaube, ich habe mich nie sicher gefühlt.«
    Meine Schwester antwortete nicht, und ihre Entspannung verflog allmählich, während wir uns ungesagten Wörtern näherten. Diesem Tag. Damals. Ihm. Ihr.
    »Irgendwie kenne ich dieses Gefühl gar nicht«, fuhr ich fort, obwohl sie schwieg, »und ich frage mich, wie das bei dir ist. Ich frage mich, ob es einer von uns möglich ist, morgens glücklich aufzuwachen. Vielleicht kannst du das, wegen Drew und den Mädchen.«
    »Warst du denn nie glücklich?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht.«
    Lulu strich ihr Haar zurück und steckte es am Hinterkopf hoch. »Ich weiß es auch nicht. Ich weiß nicht, wie sich normale Menschen fühlen. Seit diesem Tag habe ich die anderen beobachtet und versucht, ihnen abzuschauen, wie man sich verhalten sollte. Wie sehen glückliche Menschen denn aus?«
    »Was tun Menschen, die sich sicher fühlen? Wie treffen sie Entscheidungen?« Ich nahm meine Kreditkartenquittung entgegen. »Komm, gehen wir. Zeit für einen Bénédictine.«
    »Klingt wunderbar«, sagte Lulu. »Und danke für die Einladung.«
    »Danke für mein Leben.«
    Lulus Hände zitterten, als sie Vaters Brief las. Ich forschte in ihrem Gesicht nach Hinweisen auf meine Zukunft. Rote Flecken traten auf ihre blasse Haut. Sie kratzte Kreise oder Vierecke, ich konnte es nicht erkennen, mit dem rechten Fuß auf den Boden. Lange, nachdem sie mit den paar Absätzen hätte fertig sein sollen, die Dad geschrieben hatte, starrte sie noch immer auf den Brief hinab.
    »Möchtest du etwas zu trinken? Einen Schluck Wasser?«, fragte ich, weil ich unbedingt etwas sagen musste, um mich nicht auf sie zu stürzen. Du hilfst mir doch? Was soll ich bloß tun? Was wird jetzt passieren?
    »Ich könnte ihn umbringen.« Ihre Miene wurde ausdruckslos. Da war sie wieder, die Lulu, die im Duffy gelebt hatte und bei den Cohens. »Für wen hält er sich eigentlich, zum Teufel?«
    »Beruhige dich«, sagte ich. »Wir finden schon eine Lösung.«
    Lulu sah mich nicht an. »Da gibt es nichts zu finden, Merry.«
    »Aber was ist mit dem, was er schreibt? Worum er mich gebeten hat? Was soll ich tun?«
    Sie knüllte den Brief zusammen und warf ihn auf den Boden. »Das wirst du tun.«
    Ich zog die Beine so dicht an die Brust, wie ich nur konnte.
    »Nichts. Du wirst dich nicht um ihn kümmern.« Sie betonte jedes einzelne Wort und schüttelte dabei den gereckten Zeigefinger. »Hast du verstanden?«
    Ich wich vor ihr zurück und suchte verzweifelt nach Worten, die es besser machen würden. Es sicher machen würden. Sie nicht zornig machen würden. »Alles wird gut, Lulu.«
    »Alles wird gut?« Bei ihrem rauen Lachen tippte ich mir auf die Brust. »Sieh dich nur an. Du bist jetzt schon ein Wrack. Um Gottes willen, Merry, du denkst doch hoffentlich nicht mal daran, ihn herkommen zu lassen.« Ehe ich ein Wort dazu sagen konnte, fuhr Lulu fort: »Dieser Mann kommt nicht auf tausend Kilometer an mich oder meine Familie heran.«
    »Ich dachte, ich gehöre auch zu deiner Familie«, flüsterte ich.
    »Natürlich. Lass mir einen Moment Zeit, das zu verdauen.« Sie bückte sich, hob den zerknüllten Brief auf und wedelte damit vor meinem Gesicht herum. »Wann hast du das hier überhaupt bekommen?«
    »Vor ein paar Tagen.«
    »Warum hast du es mir nicht sofort gesagt?«
    »Du weißt doch, wie du bist, wenn es um ihn geht.«
    »Wie ich bin, wenn es um ihn geht?« Sie lachte. »Was hast du denn erwartet? Wie sollte ich schon sein? Sag es mir, wie genau sollte ich sein?«
    »Schrei mich nicht an«, flehte ich. »Das ist nicht meine Schuld.«
    »Und, bist du jetzt zufrieden? Hast du nicht erreicht, worum du immer gebettelt hast? Schreib ihm einen Brief, Lulu. Ruf ihn an, Lulu. Geh ihn besuchen, Lulu. Schreib an den Bewährungsausschuss. «
    »Ich habe dich nie gebeten, dem Bewährungsausschuss zu schreiben.«
    »Aber du hast denen geschrieben, oder?«
    »Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte«, sagte ich. »Ich konnte doch nicht einfach nein sagen.«
    »Tja, jetzt bekommt ihr beide, was ihr euch immer gewünscht habt, nicht wahr?« Angewidert schleuderte sie den Brief von sich und wischte sich die Hand an der Bluse ab, als hätte sie etwas Schmutziges angefasst.
    »Nicht.« Ich rutschte

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