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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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an den äußersten Rand des Sofas, umklammerte ein kleines Kissen und konzentrierte mich auf vertraute Gegenstände, um mich zu beruhigen. Dicke, ungelesene Bücher. Unberührte Zeitschriften, glänzend und verheißungsvoll. Blinkender Festplattenrekorder.
    »Was soll ich nicht?«, fragte Lulu. »Siehst du? Das ist der Grund, weshalb ich mich von ihm ferngehalten habe – damit ich nicht in solchen Mist verwickelt werde.«
    Ich schleuderte das Kissen weg. »Du konntest dich doch nur fernhalten, weil ich da war.«
    »Blödsinn«, erwiderte Lulu. »Was soll das denn heißen?«
    »Von Anfang an musste ich mich um ihn kümmern. Ich musste seine Familie sein, während du immer nur getan hast, was du wolltest. Dich hat Oma nicht Woche für Woche ins Gefängnis geschleift. Oh nein! Lulu war ja etwas Besonderes. So klug. So selbstsicher. Niemand konnte dich zu irgendetwas zwingen.«
    »Ich war etwas Besonderes? Herrgott, Merry. Wer war denn die kleine Prinzessin? Wer war so schön, dass Anne dich immer eingekleidet hat, als wärst du ihre persönliche Barbiepuppe?«
    »Glaubst du vielleicht, das wollte ich sein? Ein Haustier, ein Püppchen? Ich war am Ertrinken. Ich bin unter den Bedürfnissen aller anderen erstickt, während du Ärztin geworden bist. Geheiratet hast. Kinder bekommen hast. Du hast die ganze Zukunft gekriegt, Lulu.«
    »Du hättest ihn jederzeit fallen lassen können, wann immer du wolltest. Ich habe dich angefleht, dich von ihm zu lösen.«
    »Und ich habe dich angefleht, mir zu helfen.« Ich ging zu Lulu, nahm ihre Hände und strich mit dem Daumen über ihre Fingerknöchel. Die Haut war rau vom ständigen Schrubben mit Arztseife. Ich drückte ihre Hand an meine Brust. »Hilf mir, Lulu. Ich schaffe das nicht allein. Was soll ich bloß tun? Hilf mir.«

27
Lul u
    rew?« Ich legte ihm sanft eine Hand auf den Rücken, denn ich wollte ihn nicht wecken und doch unbedingt wecken. Unser Schlafzimmer war dunkel bis auf den flackernden Fernseher mit den Elf-Uhr-Nachrichten.
    »Hm.« Er rollte sich zu mir herum, und seine Miene war weniger verschlossen als in den vergangenen Wochen seit unserem Streit. Lag das daran, dass er noch halb schlief, oder war er bereit, den Streit zu vergessen?
    Wir lebten in einem argwöhnischen Waffenstillstand, seit wir uns darauf geeinigt hatten, Cassandra zu einer Therapeutin zu schicken, trotz meiner Einwände. Selbst nachdem Drew mich endlich dazu überredet hatte, ritt er noch ständig auf seiner eigenen Angst herum. Er war davon überzeugt, dass wir der Therapeutin die wahre Familiengeschichte erzählen mussten, weil wir Cassandra sonst am Ende mehr verwirren und verletzen würden, als ihr zu helfen. Letztlich hatte er meinen verzweifelten Argumenten nachgegeben, die Dinge so zu belassen, wie sie waren.
    »Bist du wach?«, fragte ich.
    »Jetzt schon.« Er lächelte. Dann berührte er meine Schulter und drückte sacht dagegen. »Du siehst aus wie Nixon, wenn du die Schultern so nach vorne ziehst. Was ist denn los?«
    Ich legte die Fingerspitzen zu einem Tempeldach zusammen und hielt sie mir an die Lippen.
    Drew hob die Hand und zog sie mir vom Gesicht. »Was hast du, Liebste?«
    »Er kommt raus.« Ich brauchte nichts weiter zu erklären. Es gab nur einen »er« in der Familie. »Merry hat es mir eben gesagt.«
    »O Gott. Darum ist es also bei dem Abendessen gegangen.« Drew setzte sich auf und rieb mir kreisend den Rücken. Ich liebte ihn dafür, dass er sich aus seiner Schläfrigkeit hochkämpfte, statt mich zu sich hinabzuziehen. »Was kann ich für dich tun?«
    »Einen Killer anheuern?« Ich blinzelte gegen die Tränen an. »Merry will, dass ich ihr helfe.«
    »Wobei genau?«
    »Er will bei ihr einziehen. Hier.« Mein Arm tat weh. Arzt, heile dich selbst. Ich erkannte die Anzeichen für eine Panikattacke. Ich kratzte NEIN , NEIN in meinen Arm.
    Drew drehte mein Gesicht zu sich herum. Er sah mir fest in die Augen und nahm meine Hände in seine. »Du bist nicht allein. Du bist kein kleines Mädchen mehr. Wir schaffen das. Zusammen. Ich verspreche es dir.«
    Mein Atem wurde zu einem kurzen, stechenden Keuchen, während ich mich nach einem uralten Muster wiegte, um mich selbst zu beruhigen.
    »Niemand wird dir wehtun, Lulu. Niemand wird irgendjemanden verletzen.« Er rückte näher. »Du bist nicht allein. Ich werde dich nie allein lassen.«
    In der Cabot-Klinik wimmelte es von Patienten, die vor den Feiertagen unbedingt noch etwas abgeklärt haben wollten. Bis Thanksgiving waren es

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