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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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deswegen schicken sie alte Jungs (haha!) wie mich weg, um Platz für Vergewaltiger und Drogendealer zu schaffen. Hier wimmelt es von Gesindel. Diese jungen Burschen haben vor niemandem Respekt. Tja, zu dumm für sie. Ihr Pech, mein Glück, was?
    Ich kippte ein weiteres Glas Gemüsesaft herunter.
    Also darf ich hier raus, obwohl ich meine Strafe eigentlich erst in acht Jahren abgesessen hätte. Du musst sofort herkommen. Ich habe schon ein paar Mal bei Dir angerufen (obwohl ich eine Stunde mit einem Haufen Idioten Schlange stehen muss, wenn ich jemanden anrufen will), aber Du bist ja nie zu Hause, und diese Neuigkeit wollte ich Dir nicht einfach auf den Anrufbeantworter sprechen.
    Wir müssen Pläne für mich machen, Süße. Ich weiß nicht mal, wie groß Deine Wohnung ist. Und ich muss das mit Lulu in Ordnung bringen. Du musst sie mit hierherbringen. Am besten ihr kommt gleich dieses Wochenende, damit wir darüber reden können, wie es weitergeht. Außerdem musst Du mir sämtliche Optiker in Boston heraussuchen, weil ich meine Bewährung nach Massachusetts übertragen lasse (dabei kannst Du mir ja helfen) und eine Liste vorlegen muss, wo ich dort nach Arbeit suchen will. Und so weiter.
    Mit Deinen Verbindungen ist das sicher kein Problem.
    Die Angst bemächtigte sich meines Körpers zentimeterweise, wie
    eine Betäubungsspritze beim Zahnarzt und lähmte mich auf eine
    irgendwie gnädige Art. Ich hatte niemanden, den ich anrufen, niemanden, dem ich es
    sagen konnte. Lulu würde zusammenbrechen, und Drew, der einzige andere Mensch auf der ganzen Welt, dem ich es hätte sagen können – seine Loyalität musste Lulu gelten. Drew würde sich mit mir gemeinsam um Lulu kümmern, mir konnte er nicht helfen.
    Es schnürte mir die Kehle zu. Ich rang nach Luft und kratzte mit dem Zeigefinger über meine Brust, immer auf und ab. Irgendwann taumelte ich ins Bad und öffnete das Medizinschränkchen, auf der Suche nach Rettung. Schließlich fand ich hinter Aspirin und Pepto-Bismol ein halbes Fläschchen Vicodin, das noch von einer Zahnwurzelbehandlung im vergangenen Jahr übrig war. Ich nahm das Fläschchen mit in die Küche und schluckte zwei Tabletten mit dem Gemüsesaft hinunter.
    Was in Gottes Namen sollte ich nur tun?
    Ich ging ins Schlafzimmer und warf mich auf mein ordentlich gemachtes Bett. Mit dem Gesicht nach unten blieb ich liegen und dachte an meine Mutter. Geisterhafte Bilder umhüllten meine Erinnerungen. Mit jedem Jahr näherte sich Mamas Bild ein wenig mehr der Jungfrau Maria an, und inzwischen ähnelte es schon den Ölgemälden der Muttergottes in den Fluren im Duffy.
    Vorstöße der Vergangenheit drangen durch das Vicodin und den Saft. Ich stellte mir vor, wie die weißen Pillen in meinem Magen zerfielen, während sie die rote Flüssigkeit aufsogen. Ich betete darum, dass das opiumähnliche Mittel sich rasch zersetzen und mich betäuben würde.
    Mama kreischte und kreischte, während ich wie erstarrt auf ihrem Bett lag. Ich zerriss die Chenille-Tagesdecke meiner Mutter, als mein Vater meine Haut durchstach. Nässe folgte dem schneidenden Schmerz. Daddy versuchte, mich mit seinen blutbeschmierten Händen festzuhalten. Dann kam die Dunkelheit, und ich erinnerte mich an gar nichts mehr, bis Lulu in dem großen Krankenhaus, in dem ich eine Ewigkeit allein gelegen hatte,
    zu mir kam und mir eine winzige Puppe schenkte.
    Lulu.
    Wie sollte ich es Lulu sagen?
    Ich lud sie am Freitag in Delfino's Restaurant ein, nur wir beide, ein Schwesternabend.
    Lulu wies mit einem Nicken auf mein Weinglas. »Was ist mit deinem Entschlackungsplan?«
    »Man kann alles übertreiben, sogar die Mäßigung. Weißt du schon, was du bestellen willst?«
    »Du bist so nervös. Was hast du denn? Das geht schon seit Tagen so.« Das Kerzenlicht warf Schatten auf Lulus vom Wein entspannte Züge. Sie biss in eine Knabberstange.
    Ich hielt mir die Speisekarte näher vors Gesicht. »Ich habe nur Hunger. Lass uns erst bestellen, dann können wir uns unterhalten.«
    Lulu grinste wissend. »Siehst du. Wusste ich doch, dass es irgendetwas zu bereden gibt.« Sie setzte ihre Lesebrille auf und lächelte vor Freude darüber, die Wahrheit aufgedeckt zu haben.
    Ich fing den Blick des Kellners auf und hob mein leeres Weinglas.
    Lulu mit ihrem immer noch halb vollen Glas bemerkte es und riss die Augen auf. »Zwei Gläser noch vor dem Essen?«
    »Überleg dir einfach, was du willst, ja?«
    »Schon gut, schon gut. Du bist ein großes Mädchen.« Lulu griff nach

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