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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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der Speisekarte, blickte kurz darauf und legte sie wieder hin. »Aber es war toll, dich so gesund zu sehen.«
    Ich hätte beinahe mit der Hand auf den Glastisch geschlagen und stellte mir vor, wie er zersplitterte und Blut floss. Stattdessen lächelte ich. »Die Cannelloni sind hier sehr gut.«
    Das kleine Restaurant lud zur Vertraulichkeit ein. Ich hatte
    meine Schwester hierher gebracht, wie ein Mann eine Frau ausführen würde, total nervös, weil er sich ihre Liebe wünschte. Ich hatte gehofft, dass die Kerzen, die roten Wände und die Glastische mit dünnen Spitzendeckchen in Lulu die Sehnsucht nach unserer Zweisamkeit erwecken würden. Lulu und Merry gegen den Rest der Welt, nichts und niemand konnte uns je trennen. Bitte, lieber Gott.
    »Also gut. Dann nehme ich die Cannelloni«, sagte Lulu. »Wie hast du dieses Restaurant eigentlich gefunden? Und diese Gegend?«
    Quinn hatte mir das Delfino's gezeigt. Da es so weit weg von seinem Zuhause in South Boston lag, war es ideal für uns. »Du wusstest nicht, dass es Roslindale gibt?«, fragte ich.
    »Natürlich wusste ich, dass es dieses Viertel gibt. Ich wusste nur nicht, dass es darin so hervorragende kleine Restaurants gibt. Da habe ich etwas von dir gelernt.« Sie hob das Weinglas in meine Richtung. »Auf dich.«
    Ich stieß sacht mit ihr an und sagte: »Auf uns.«
    »Auf uns«, stimmte sie zu und nippte. »Ach, ist das schön. Keine Kinder. Kein Papierkram. Ab und zu tut das gut, nur wir beide.«
    »Das habe ich dir doch gesagt.«
    Während des Hauptgangs und der Nachspeise redeten wir über alles und nichts. Danach brauchte ich einen Cognac, Sambuca, irgendetwas, und ich hoffte, dass Lulu nach dem Essen auch etwas Hochprozentiges trinken würde.
    »Komm doch mit mir nach Hause«, sagte ich. »Ich muss dir etwas zeigen. Ich habe auch eine Flasche Bénédictine gekauft.« Der milde Likör besänftigte Lulu immer.
    »Ich komme mir vor wie bei einer Art perverser Verabredung. Versuchst du vielleicht, mich betrunken zu machen?«
    »Ich hab dich lieb, Lulu.«
    »Ich hab dich auch lieb.« Sie lachte, ein wenig unbehaglich wie immer, wenn unverhüllte Emotionen im Spiel waren.
    »Weißt du noch, wie du mich im Krankenhaus besucht hast? Kurz danach?«
    »Ich bin quer durch die ganze Stadt gelaufen.« Lulu zupfte Wachstropfen von der Kerze zwischen uns. »Und das bei knapp vierzig Grad.«
    »Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Wohl kaum. Ich habe dir eine billige Puppe oder so etwas gekauft.«
    »Ich war so lange allein. Mimi Rubee ist nur ein Mal vorbeigekommen.«
    »Ich kann es nicht glauben, dass niemand dich besucht hat.« Sie runzelte bei der Erinnerung daran die Stirn und drehte ihre Serviette zu einem Stück Seil zusammen.
    »Alle waren wohl zu schockiert, um an mich zu denken. Oma hat wahrscheinlich Tag und Nacht vor dem Gefängnistor gesessen und darauf gewartet, Daddy besuchen zu dürfen. Und Mimi Rubee muss völlig außer sich gewesen sein.«
    »Trotzdem«, sagte Lulu. »Jemand hätte bei dir sein müssen.«
    »Vielleicht dachten alle, jemand anderes würde sich schon um mich kümmern.« Ich schob die Schokoladenkuchenkrümel zu einem Häufchen zusammen, nahm es auf und ließ die klebrigen Stückchen auf meinen Dessertteller fallen.
    »Ich glaube nicht, dass irgendjemand überhaupt lange genug an uns gedacht hat, um sich zu fragen, ob sich irgendwer um uns gekümmert hat.«
    »Du hast dich um mich gekümmert, um uns«, sagte ich. »Ich weiß nicht, ob ich mich dafür je bei dir bedankt habe.«
    Lulu winkte ab. »Wir hatten nur einander.«
    »Was ist mit Anne Cohen? Glaubst du nicht, dass wir ihr wichtig waren?«
    Lulu stützte das Kinn auf die geballten Fäuste. »Nein«, sagte sie nach langem Schweigen. »Sonst hätte sich nach ihrem Tod jemand weiter um uns gekümmert. Dafür hätte sie gesorgt. Das tut man doch für seine Kinder. Anne wollte uns genauso lieben wie ihre eigenen Kinder, aber das konnte sie nicht, und vermutlich hat sie sich deswegen schrecklich gefühlt.«
    »Vielleicht hat sie mir deswegen immer so teure Kleider gekauft.« Ich erinnerte mich an die kurze Phase in meinem Leben, in der ich mich reich gefühlt hatte. »Du hast ihr nicht erlaubt, dir irgendetwas außer dem Nötigsten zu kaufen.«
    »Ich wollte mich nicht an etwas gewöhnen, das ich mir allein nicht würde leisten können.« Lulus offenes Haar erinnerte mich an sie als Teenager in Flanellhemden und Latzhosen, die verbargen, wie furchtbar dünn sie war, und dicken schwarzen

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