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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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Falles.
Beratung hinsichtlich der Aussage und »Erklärung des Opfers« vor Gericht.
Unterstützung beim Antrag auf Benachrichtigung über den Haftstatus von Gefängnisinsassen.
Hilfe bei der An- und Abreise zum Gericht.
    Nummer zwei bis sechs waren kein Problem, dafür hatten wir genaue Anleitungen. Nummer eins dagegen schien mich grundsätzlich zu überfordern. In der Ausbildung hatte ich dicke Skripte mit Protokollen, Anleitungen und Formularen bekommen, ich hatte Vorlesungen über die verschiedenen Arten gehört, wie Männer Frauen misshandelten und warum. Niemand hatte uns jedoch erklärt, wie das mit der Rettung von Opfern funktionierte.
    Iona schlug mit der Faust auf meinen Tisch. »Ich bin ganz allein. Ich hatte niemanden außer Larry. Jetzt habe ich nur noch Sie.«
    Die Gier nach einer Zigarette überkam mich. Ich schaute hinab auf meine Liste und gab die Patentantworten, die ich mir inzwischen zurechtgelegt hatte. »Iona, Sie sollten wirklich darüber nachdenken, ob Sie sich nicht lieber an eine psychologische Beraterin wenden wollen. Ein solches Trauma ist leichter zu bewältigen, wenn man darüber sprechen kann.« Ich versuchte die Worte persönlich klingen zu lassen, damit es sich nicht anhörte, als lese ich sie irgendwo ab. »Wenn Sie Ihre Gefühle Larry gegenüber mit jemandem besprechen können, dem Sie vertrauen, fühlen Sie sich sicher besser.«
    »Sie sind die Einzige, der ich vertraue«, sagte sie. »Ich will nicht zum Irrenarzt. Sie versuchen wenigstens nicht, in meinem Kopf herumzupfuschen.«
    »Vielen Frauen in Ihrer Situation hilft es, wenn sie Tagebuch führen.« Meine Gier wurde stärker.
    »Ich kann mich nicht konzentrieren.« Iona zerrte ein weiteres Taschentuch aus der Packung und zerriss das benutzte in kleine, verrotzte Fitzel.
    Ich kehrte zu meinem Skript zurück. »Das ist ganz natürlich. Nach einer traumatischen Erfahrung ist das Denk- und Konzentrationsvermögen eingeschränkt.« Ich konnte das nicht.
    »Ich weine immerzu. Ich kann nicht damit aufhören.«
    »Bald können Sie es«, sagte ich. »Bald.«
    »Ich vermisse Larry.«
    »Nein. Das stimmt nicht. Sie vermissen Ihre Vorstellung von ihm, nicht den echten Larry«, plapperte ich Worte nach, die ich gelesen hatte, Konzepte, die ich auswendig gelernt hatte.
    »Ich vermisse ihn . Ich kann nicht aufhören zu weinen, egal, was ich versuche. Was, wenn mich nie wieder jemand liebt?«
    »Tränen helfen gegen den Schmerz. Sie schwemmen Giftstoffe aus dem Körper.« Ich schob die Taschentücher noch näher zu Iona hin. »Aber Sie können nicht zur Ursache Ihres Schmerzes zurückkehren, um die Wunden zu heilen.«
    Das war's – ich hatte meine gesamte Liste vorgelesen. Vielleicht wollte Iona ja eine Zigarette rauchen.
    An diesem Abend konnte ich gar nicht schnell genug in Burke's Bar kommen – einen Ort, wo es laute Musik und billige Drinks gab und ich so tun konnte, als wäre ich nicht einsam. Burke's war sauber genug, um sich nichts einzufangen, und schmutzig genug, um mir die Illusion zu lassen, dass ich jung und hip sei, wenn ich hier hinging. Schichten von Nikotin waren in die dunklen Holzhocker, die abgenutzte Bar und den schartigen Linoleumboden eingebacken und tönten alles gelbsuchtfarben.
    Es war Donnerstagabend. Der Laden war voll, aber nicht so brechend wie am Freitag, wenn alle hektisch zu werden schienen. Am Samstagabend konnte man die Verzweiflung dann schon förmlich riechen. Kluge Leute wussten, dass man das Gift des Samstagabends um jeden Preis meiden musste, außer, man war so einsam, dass man sich ansonsten das Hirn wegblasen würde.
    Donnerstag, das war mein Abend.
    Auf der Toilette roch es nach Parfüm und Pot. Ich wusch mir die Hände, überprüfte mein Make-up und ging dann vorsichtig die Treppe zur Bar hinunter. Nur in einer von Männern dominierten Bar wie Burke's konnte die Damentoilette auf derselben Höhe über dem Geschehen liegen wie die winzige Bühne. Wenn man von der Toilette zurückkam, wurde man regelrecht zur Schau gestellt, aber mir war das egal. Ich fühlte mich gut. Ich fühlte mich sogar großartig. Mein Haar fiel mir in wilden Locken auf die Schultern, meine rote Bluse mit dem tiefen Ausschnitt saß schön eng, und meine Ohrringe aus Kristallglas versprühten sexy Funken.
    Ich drängte mich durch die Gruppen von Männern, die sich wie übergroße Verbindungsstudenten benahmen. Die sogenannte Band machte gerade Pause, also bewegte ich mich statt zu schräger Möchtegern-Rockstar-Musik zu Klängen

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