Heute Und in Ewigkeit
nannte mich naiv und dumm, aber Quinn war eine Droge, von der ich nicht wegkam. Er war fast zwanzig Jahre älter als ich. Er ging mit mir zum Candlelight-Dinner in schwimmende Restaurants, während Männer in meinem Alter mich ins International House of Pancakes ausführten. Er schenkte mir ein winziges goldenes Medaillon mit einem ebenso winzigen Foto von sich in seinem Patriots-Trikot darin.
Sobald wir in der Wohnung waren, zündete Quinn uns zwei Zigaretten an. Ich nahm meine mit in die Küche, wo ich uns Drinks machte. Zum ersten Mal seit einem Monat öffnete ich wieder seine Flasche Jameson's. Er trat hinter mich, während ich Eiswürfel aus dem Behälter drückte, und drängte sich an mich. Ich lehnte mich zurück und schmiegte mich mit dem ganzen Körper an ihn.
»Ich habe dich vermisst«, sagte er, und seine Stimme klang dunkel und rau.
»Du solltest nicht hier sein.«
»Bin ich aber. Was meinst du, woran das liegt?« Er schob ein Bein zwischen meine Knie.
Ich schüttelte den Kopf, denn weder wollte mir eine scharfe Erwiderung einfallen, noch konnte ich zugeben, dass ich ihn hereingelassen hatte, nur weil er darum gebeten hatte. Wusste er, dass er eigentlich nicht mehr zu tun brauchte?
Das mit Quinn und mir lief seit Dezember, also fast ein Jahr lang. Ab und zu brachte ich ein wenig emotionale Kraft auf und warf ihn aus meinem Leben, und er respektierte meine Wünsche eine Woche lang oder einen Monat.
»Du brauchst mich. Ich muss mich um dich kümmern.« Damit beantwortete er seine eigene Frage. »Ich will dich glücklich machen, Baby. Meine arme, kleine Waise.«
Arme, kleine Waise.
Quinn hatte nicht die leiseste Ahnung von meinem wahren Leben, aber ich mochte die Person, die ich in seiner Vorstellung war. Lieber sein entzückendes kleines Waisenkind als die Tochter eines Mannes, der seine Frau ermordet hatte. Meine Mutter.
Ich reichte ihm seinen Drink. Ich hatte meinen schon halb geleert, und diesmal war er stark, nicht wie die verwässerten Versionen, die Mickey mir hinstellte.
Der Raum drehte sich, als ich das Glas ganz leerte. Es war egal, wie betrunken ich war. Ich hatte mit Dutzenden von Männern geschlafen, ohne je in Versuchung zu geraten, Lulus Regeln zu brechen. Ich hielt mich daran, was sie vor so langer Zeit zu unserem Geheimnis erklärt hatte, obwohl sie Drew nach einer einzigen Nacht alle unsere Geschichten verraten hatte. Allerdings hatte ich Verständnis dafür, seit ich ihn kennengelernt hatte. Ich fragte mich, ob ich je einen Mann wie Drew finden würde, ob ich mich auch nur trauen würde, mit einem wie ihm auszugehen. Ich glaubte nicht, dass so ein Mann mich wollen würde.
Quinn und ich hielten auf mein Schlafzimmer zu. Ich hatte nicht mit seinem Besuch gerechnet, und so sah es in der Wohnung auch aus. Geschirr stapelte sich in der Spüle. Kleidungsstücke hingen über Stuhllehnen, der abgewetzten Couch und dem Fußende meines ungemachten Betts. Becher mit eingetrocknetem Kaffee tummelten sich auf meinem Couchtisch von der Heilsarmee. Ich stellte mir Quinns geheimnisvolle Ehefrau als eine Mischung aus Kleopatra und einer Küchen- und Haushaltsfee vor, und ich hasste sie. Manchmal stellte ich mir vor, dass sie aussah wie meine Mutter, die schönste Frau, die ich im wahren Leben je gekannt hatte.
Ich versuchte, das Laken ein wenig glatt zu ziehen, eine schwierige Aufgabe, wenn man kaum noch gerade stehen kann.
»Lass doch.« Quinn wickelte mich aus meiner glänzenden roten Bluse, als sei ich ein Weihnachtsgeschenk. Nachdem er mich ausgezogen und aufs Bett gelegt hatte, stieß er einen Haufen Bücher herunter, tastete nach meinem Kassettenrekorder und drückte auf »Play«, bereit, alles zu akzeptieren, was aus den Lautsprechern kommen mochte. Marvin Gaye floss heraus, und es war mir egal, wie klischeehaft sich das anhörte. Quinn sickerte durch meine Poren bis hinauf in mein Hirn, und erneut gehörte ich ihm.
Er schob sich über mich, wiegte uns, schmiedete uns zusammen und drückte mich dann hart herunter, um mich voll und ganz einzunehmen. Ich glaubte, ich würde nie wieder zu mir kommen. Dann fiel ich in tiefen Schlaf.
Um vier Uhr wachte ich auf und sah Quinn direkt vor mir stehen. Als er merkte, dass ich die Augen geöffnet hatte, setzte er sich auf die Bettkante und versuchte, mich zuzudecken.
»Nicht«, sagte ich. Dann rappelte ich mich auf, legte den Kopf an seine Schulter und roch Bar, Seife und Zigaretten.
Er strich mit der Hand über meine wirren Locken. Ich
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