Heute verführe ich den Boss
er Jenny und Jeffrey ganz bestimmt nicht verkuppeln. Weder an diesem Tag noch sonst irgendwann.
Eigentlich hatte er das Gefühl, ihr folgen zu müssen und sie an sich zu reißen. Doch dazu hatte er kein Recht. Stattdessen schulterte er die Taschen mit den Schlägern und ging zu den Golfmobilen.
Er verstaute die Taschen, setzte sich und atmete tief ein, um wieder zur Ruhe zu kommen.
Seufzend startete er das Golfmobil, während Jeffrey sich neben Jenny auf die Rückbank setzte.
Sie fuhren zum ersten Loch.
Bei Mitchs erstem Schlag flog der Golfball bis ans Ende der Spielbahn, während Jeffrey in den Zielbereich schlug. Jennys Schlag beförderte den Ball nur ins erste Drittel der Bahn.
„Sorry“, murmelte sie und ließ den Schläger in die Tasche zurückgleiten.
„Soll ich dir ein paar Tipps geben?“, fragte Jeffrey, der sich neben sie auf den Rücksitz schwang und Mitch die Rolle des Chauffeurs überließ.
„Klar“, antwortete sie und klang für Mitch eine Spur zu begeistert.
„Ich finde, sie macht es eigentlich gut“, unterbrach er sie.
„Das heißt aber nicht, dass sie nicht noch ein paar Ratschläge vertragen könnte“, hielt Jeffrey dagegen.
Innerhalb der nächsten Spielzüge sah Mitch dabei zu, wie Jeffrey, ganz der geduldige Lehrer, Jenny, ganz die naive Schülerin, in die Kunst des Golfspielens einweihte. Während die beiden sich köstlich amüsierten, schien Mitchs Laune sich ebenso zu verdüstern wie der Himmel über dem Golfplatz.
Am siebten Abschlag fielen die ersten Regentropfen.
„Lass uns Schluss machen und zurückfahren“, rief Mitch den beiden zu, erleichtert, das die Qual dieses Nachmittags endlich ein Ende haben würde.
Dann prasselte auch schon der Regen auf sie nieder.
Mitch blickte sich nach einer Möglichkeit, sich unterzustellen, um. „Der Pavillon“, rief er, nahm ihre Hand, und dann rannten sie los. Das Golfmobil war zu weit entfernt.
Als die drei schließlich den kleinen Holzpavillon erreichten, waren sie völlig durchnässt.
„Mist!“, fluchte Jeffrey und fuhr sich mit der Hand durchs nasse Haar.
Unter Jennys klitschnasser weißer Bluse zeichnete sich ein spitzenbesetzter BH ab.
Jeffrey schienen die Augen überzugehen, doch Mitch stellte sich schützend vor Jenny und warf seinem Freund einen warnenden Blick zu.
Dann zog er sein blaues Golfshirt aus und gab es Jenny.
Die blickte ihn verdutzt an. „Was …“
„Deine Bluse ist total durchsichtig“, erklärte er.
Verlegen schaute sie auf den Boden. „Oh.“
Jenny nahm das Shirt, zog es sich über den Kopf und strich es glatt. „Und wenn schon. Es ist ein Vierzig-Dollar-BH“, erklärte sie betont lässig. „Models tragen so was permanent. Entweder auf dem Laufsteg oder in Fernsehshows.“
„Willst du mir mein T-Shirt lieber wieder zurückgeben?“, provozierte er sie.
„Eigentlich nicht.“ Sie ließ den Blick einen Moment lang auf seiner nackten Brust ruhen.
Er wünschte sich insgeheim, dass ihr gefiel, was sie sah. Oder besser doch nicht, denn die körperliche Anziehungskraft zwischen ihm und Jenny war schließlich die Wurzel allen Übels.
Blitze zuckten am Himmel, der Donner wurde lauter, der Regen prasselte immer stärker.
Jennys Handy läutete.
Sie fischte in der Hosentasche nach dem Telefon. „Wahrscheinlich Emily. Ich hoffe, bei ihnen ist alles klar. Hallo?“, sprach sie ins Handy.
Einen Moment lang hörte sie schweigend zu. Dann kniff sie Augen und Mund zusammen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Mitch. Doch sie winkte ab und drehte sich um.
Er sah zu Jeffrey hinüber, der besorgt dreinblickte. Hatte sich jemand verletzt?
„Hm-hm“, sagte Jenny ernst. „Nein. Nein, habe ich nicht.“ Als sie sich die andere Hand an die Stirn presste, trat Mitch instinktiv auf sie zu.
„Jenny?“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„So schnell ich kann“, sagte sie, ohne auf ihn zu achten. „Ja. Natürlich.“ Sie tat einen langen Atemzug.
„Jenny?“, wiederholte Mitch.
Jetzt drehte sie sich um. Das Gesicht war blass, die Hände zitterten. „Mein Haus brennt.“
„ Was ? Was ist passiert? Wer war am Telefon?“
„Meine Nachbarin. Der Blitz hat eingeschlagen.“ Hilflos hob Jenny die Hände. „Das Dach brennt.“
Mitch fing ihr Handy auf, bevor es auf den Boden fallen konnte. „Hat jemand die Feuerwehr angerufen?“
„Sie ist schon auf dem Weg.“
„Ich hole das Golfmobil“, sagte Jeffrey und sprang hastig die Stufen hinunter.
Mitfühlend rieb Mitch ihr die Schultern,
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