Heute verführe ich den Boss
um sie aufzuwärmen. „Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm. Der Regen wird bestimmt einen Teil des Feuers löschen, und die Feuerwehr ist auch unterwegs.“
Jenny nickte abwesend. Dann schien sie sich zusammenzureißen. „Du hast recht. Ich sollte mir keine unnötigen Sorgen machen.“ Sie nickte entschieden. „Erst einmal müssen wir den Schaden begutachten. Dann sehen wir weiter.“ Sie löste sich aus seiner Umarmung.
Plötzlich erwachte Mitchs Beschützerinstinkt. Jenny gehörte in seine Arme. Sie durfte nicht allein und durchnässt dastehen, während ihr Leben auf den Kopf gestellt zu werden drohte.
Er trat einen Schritt auf sie zu und drückte sie an sich.
Genau in diesem Moment fuhr Jeffrey vor. Und als Jenny die Stufen hinabging, war die Magie dieses Augenblicks auch schon verflogen.
6. KAPITEL
Das Haus, das einst Jennys Heim gewesen war, war nun Mittelpunkt einer beängstigenden Szenerie aus Blaulicht, Lärm und Chaos. Etwa ein Dutzend Feuerwehrmänner hielt Wasserschläuche auf die Fenster, aus denen Flammen schlugen. Nachbarn drängten sich auf der Straße unter Regenschirmen zusammen, um sich vor dem Ruß und dem starken Regen zu schützen. Doch das nahm Jenny kaum wahr.
Emily hatte ihren Arm um sie gelegt und sie fest an sich gezogen. „Gott sei Dank warst du nicht da.“
Jenny schluckte. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Doch Emily hatte recht. Hätten die Jungs sie nicht zum Golf mitgenommen, dann hätte sie vielleicht im Wohnzimmer gesessen. Genau dort, wo der Blitz eingeschlagen war.
„Ich weiß“, sagte sie schließlich. „Niemand ist verletzt worden, und alles andere ist ersetzbar.“ Sie schwieg einen Moment lang, bevor sie sarkastisch fortfuhr: „Immerhin muss ich mich nicht von Tonnen schöner Kindheitserinnerungen trennen.“
„Ich bin beeindruckt“, sagte Emily.
„Warum?“
„Weil du schon wieder positiv denken kannst.“
Jenny zuckte die Schultern. „Ich schätze, ich stehe unter Schock“, gab sie trocken zurück.
„Das war zu erwarten. Du bist doch versichert, oder?“
Jenny nickte. Das war sie Gott sei Dank.
Sie stellte sich vor, welche ihrer Besitztümer zuerst den Flammen zum Opfer gefallen waren. Sie begann im Wohnzimmer, wo der Brand am schlimmsten war, und arbeitete sich im Geiste durch Esszimmer, Küche und Schlafzimmer.
Komischerweise fand sie es gar nicht so tragisch. Denn wegen ihrer trostlosen Kindheit hatte sie kaum etwas besessen, an dem ihr Herz hing.
„Keine selbst genähten Quilts, kein Familienschmuck“, sagte sie.
„Ist in dem Fall auch besser“, erwiderte Emily und deutete auf die Flammen.
Emily wusste alles über Jennys komplizierte Jugend. Ihre Eltern hatten damals nur geheiratet, weil Jenny unterwegs gewesen war. Es war ein großer Fehler gewesen. Nach fünf anstrengenden Jahren hatte ihr Vater sie und ihre Mutter schließlich verlassen. Die psychische und emotionale Krise, in die ihre Mutter daraufhin gestürzt war, hatte sich zunehmend verschlimmert und der heranwachsenden Jenny kein leichtes Leben beschert.
Plötzlich löste sich ein Teil des Carports und krachte auf die Front ihres Wagens. Jenny atmete langsam aus.
„Und ein neues Auto brauchst du auch“, stellte Emily leise fest.
„Unglaublich.“ Jenny rang um Fassung. Ihr gesamter Besitz löste sich vor ihren Augen in Rauch auf.
Sie sah Mitch, der neben einem der Feuerwehrwagen stand. Als hätte er ihren Blick gespürt, drehte er sich um. Einen Moment lang blickte er Jenny direkt in die Augen, bevor er wieder mit dem Feuerwehrmeister sprach.
„Glaubst du, das ist ein Zeichen?“, fragte Emily.
Jenny sah sie an. „Ein Zeichen für was?“
„Dass es an der Zeit ist, ein neues Leben anzufangen.“
„Du meinst, raus aus der Stadt? Royal verlassen? Den Club und Mitch?“
„Nein, nein. Ich dachte eher daran, ein neues Haus zu bauen. Das etwas moderner und eleganter ist.“
„Dir gefällt mein Haus also nicht?“ Jenny war überrascht, das zu hören. Ihr Blick fiel wieder auf die Flammen. Wenigstens war es bis vor Kurzem praktisch und bewohnbar gewesen. Und die Hypothek war auch so gut wie abbezahlt.
„Ich sage doch nur, dass, passend zu deinen neuen Klamotten, der neuen Frisur und bald auch dem neuen Mann, auch hier ein neuer Look nicht schaden könnte.“
Jenny ließ sich die Worte durch den Kopf gehen.
Ein neuer Anfang. War das nicht genau das, wonach sie sich sehnte? Gab das Universum ihr etwa einen Wink?
„Denk drüber nach. Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher