Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
Vom Netzwerk:
die Vandy also versucht, mich umzubringen?«
    Mrs Casnoff spitzte leicht abfällig die Lippen. »Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte sie. »Clarice hat nichts von dem Schutzzauber gewusst.«
    Wahrscheinlich wären ihre Worte ein klein wenig glaubwürdiger gewesen, hätte sie meinem Blick standgehalten. Doch bevor ich weiter nachhaken konnte, warf Dad die Mappe auf Mrs Casnoffs Schreibtisch und verkündete: »Da hat sich in deiner Akte ja so einiges angehäuft, Sophia.« Er legte die Hände ineinander, lehnte den Oberkörper etwas zurück und fügte hinzu: »Wenn es in Hecate Kurse über das absolute Chaos gäbe, wärst du ohne Zweifel Klassenbeste.«
    Gut zu wissen, von wem ich meine Bissigkeit hatte. Allem Anschein nach waren wir uns sonst aber nicht besonders ähnlich. Zwar hatte ich ihn schon auf Fotos gesehen, aber dies hier war meine erste persönliche Begegnung mit ihm, und es fiel mir ungeheuer schwer, ihn nicht pausenlos anzustarren. Er war ganz anders, als ich erwartet hatte. Er sah definitiv gut aus, ja schon, aber … ich weiß auch nicht … irgendwie wirkte er so übertrieben ordentlich. Bestimmt war er einer von diesen Männern, die den ganzen Schrank voller Schuhspanner hatten.
    Als ich Mom ansah, wurde mir sofort klar, dass sie das genau entgegengesetzte Problem hatte. Sie blickte überall hin, aber bloß nicht in Dads Richtung.
    »Ja«, sagte ich und konzentrierte mich wieder auf Dad. »Das letzte Halbjahr war ziemlich intensiv.«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte er mich an. Prompt fragte ich mich, ob er wohl absichtlich beide Brauen hochgezogen hatte oder ob er – genauso wie ich – einfach nicht in der Lage war, nur eine allein hochzuziehen. » Intensiv ?«, wiederholte er ungläubig und griff nach meiner Akte. Über den Rand seiner Brille hinweg las er sich die ersten Eintragungen noch einmal durch. »Gleich an deinem allerersten Tag in Hecate bist du von einem Werwolf angegriffen worden …«
    »Das war ja gar kein echter Angriff«, murmelte ich zwar noch, doch dafür interessierte sich offenbar niemand.
    »Aber verglichen mit dem, was danach kam, geht dieser Vorfall natürlich noch als Lappalie durch.« Wahllos schlug Dad eine Seite auf. »Du hast also eine Lehrerin beleidigt und dir damit für das gesamte Halbjahr den Kellerdienst mit einem gewissen Archer Cross eingebrockt. Mrs Casnoffs Notizen zufolge seid ihr euch dabei nahe gekommen.« Er hielt inne. »Entspricht das einer akkuraten Beschreibung deiner Beziehung zu Mr Cross?«
    »Irgendwie schon«, antwortete ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Dad blätterte eine Seite weiter. »Nun, offensichtlich seid ihr euch … immerhin so nah gekommen, dass du an irgendeinem Punkt eurer Bekanntschaft das Zeichen von L’Occhio di Dio auf seiner Brust sehen konntest.«
    Ich lief rot an – und Mom nahm mich noch fester in den Arm. Im Laufe der letzten sechs Monate hatte ich ihr ziemlich viel von dieser Geschichte mit Archer erzählt, aber noch längst nicht alles.
    Vor allem keinerlei Einzelheiten über diese Sache mit der Knutscherei im Keller.
    »Allein der Mordanschlag eines Zauberers, der noch dazu dem Auge diente, hätte bei den meisten Leuten ihren Bedarf an Aufregung für ein halbes Jahr restlos gedeckt. Aber du musstest dich darüber hinaus auch gleich noch mit einem Zirkel dunkler Hexen einlassen, angeführt von …«, er fuhr mit dem Finger über die Seite, »… ah, Elodie Parris. Miss Parris und ihre Freundinnen, Anna Gilroy und Chaston Burnett, haben ihre Vierte im Bunde, Holly Mitchell, ermordet und außerdem einen Dämon heraufbeschworen, bei dem es sich zufälligerweise um Alice Barrow handelte, also deine Urgroßmutter.«
    Mein Magen krampfte sich zusammen. Ein halbes Jahr lang hatte ich es tunlichst vermieden, über all das nachzudenken, was im letzten Herbst geschehen war. Dass ich mir das Ganze jetzt von Dad – und auch noch in diesem nüchternen Tonfall – vorlesen lassen musste … na ja, sagen wir einfach, mittlerweile wünschte ich mir schon fast, ich wäre im Teich geblieben.
    »Nachdem deine Urgroßmutter Chaston und Anna angegriffen hatte, tötete sie Elodie, und daraufhin hast du dann sie getötet.«
    Sein Blick wanderte von der Aktenmappe zu meiner rechten Hand, deren Innenfläche von einer wulstigen Narbe gezeichnet war. Dämonenglas hinterlässt nun mal deutliche Spuren.
    Dad ließ die Mappe sinken und räusperte sich. »Also, Sophia, da hast du ja tatsächlich ein ziemlich intensives Halbjahr hinter

Weitere Kostenlose Bücher