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Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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allzu gründlich nachdenken wollte). Es kostete mich einige Überwindung, mich auf den Grund des Tümpels sinken zu lassen, während ich doch eigentlich versuchte, nicht zu ertrinken.
    FESSELN LOS , dachte ich aufs Neue, aber diesmal lauter.
    Plötzlich riss das Seil an mehreren Stellen und zerfaserte regelrecht, bis es nur noch als loses Knäuel umherschwamm. Hätte ich nicht die Luft anhalten müssen, ich hätte geseufzt. Stattdessen befreite ich mich aus den Resten meiner Fesseln und stieß mich möglichst kräftig vom Boden ab.
    Nach gerade mal dreißig Zentimetern zerrte mich etwas auf den Grund zurück.
    Entsetzt starrte ich auf meinen Knöchel, rechnete schon fast mit der Hand eines Skeletts, die nach mir griff, aber da war überhaupt nichts. Das Stechen in meiner Brust wurde unerträglich, und mittlerweile brannten auch meine Augen wie verrückt. Ich strampelte mit Armen und Beinen, versuchte alles, um nach oben zu schwimmen, doch irgendwie wurde ich immer nur nach unten gezogen, obwohl gar nichts an mir zog.
    Als schließlich auch noch schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten, wurde ich richtig panisch. Ich brauchte Luft. Und zwar sofort. Wieder wollte ich mich mit aller Kraft vom Grund des Tümpels abstoßen, doch ich kam einfach nicht vom Fleck. Die schwarzen Punkte wurden immer größer, und der Druck auf meiner Brust war schlicht brutal. Ich fragte mich, wie lange ich schon hier unten sein mochte und ob Cal sein Versprechen wohl einhalten und mich bald mal retten würde.
    Plötzlich schoss ich senkrecht nach oben. Sobald ich aus dem Wasser kam, schnappte ich nach Luft, meine Lunge brannte wie Feuer, aber meine Reise war noch nicht zu Ende. Ich flog einfach immer weiter und landete in hohem Bogen unsanft auf dem Steg.
    Mein Ellbogen knallte auf das Holz und ich verzog das Gesicht. Bestimmt war mein Rock bei der Landung viel zu hoch gerutscht, doch das interessierte mich im Augenblick herzlich wenig. Ich nahm mir lieber einen Augenblick Zeit und genoss jeden Atemzug. Nach einer Weile hörte ich auf, mich mit Sauerstoff förmlich aufzupumpen, und atmete wieder relativ normal.
    Ich setzte mich aufrecht hin und strich mir das nasse Haar aus den Augen. Cal stand nur wenige Schritte entfernt. Wütend funkelte ich ihn an. »Tolle Rettungsaktion, wirklich.«
    Da fiel mir erst auf, dass Cal gar nicht mich ansah, sondern an mir vorbei zum Ende des Stegs.
    Ich folgte seinem Blick, und dort stand ein schlanker, dunkelhaariger Mann, der mich reglos beobachtete.
    Schlagartig fiel mir das Atmen wieder schwer.
    Mit zitternden Knien kam ich auf die Beine und zupfte meine durchnässten Kleider zurecht.
    »Geht es dir gut?«, fragte der Mann mit sichtlich besorgter Miene. Seine Stimme klang kraftvoller, als ich es angesichts seiner Statur erwartet hätte. Er sprach mit einem weichen, britischen Akzent.
    »Alles bestens«, antwortete ich, doch die schwarzen Punkte tanzten mir schon wieder vor den Augen und meine wackligen Beine versagten ihren Dienst. Bevor ich jedoch das Bewusstsein verlor und auf dem Steg zusammenbrach, sah ich noch, wie mein Vater direkt auf mich zukam.

 
     
    2
    Innerhalb von sechs Monaten fand ich mich nun zum zweiten Mal in Mrs Casnoffs Büro wieder, eingehüllt in eine Decke. Damals bin ich in jener Nacht hier gewesen, in der ich herausgefunden hatte, dass Archer zu L’Occhio di Dio gehörte, einer Gruppe von Dämonenjägern. Heute saß meine Mom neben mir auf dem Sofa und legte mir schützend einen Arm um die Schultern. Mein Dad stand vor dem Schreibtisch und hielt eine braune Mappe in Händen, die von Papieren förmlich überquoll, während Mrs Casnoff gleich dahinter auf ihrem imposanten, purpurnen Sessel thronte.
    Abgesehen vom Klappern meiner Zähne und dem Rascheln der Papiere, die Dad durchblätterte, herrschte ein lastendes Schweigen im Raum. Also räusperte ich mich schließlich und fragte: »Warum konnte ich mich mit meiner Magie nicht aus dem Wasser befreien?«
    Mrs Casnoff hob den Kopf und starrte mich an, als hätte sie ganz vergessen, dass ich überhaupt da war. »Dämonen können aus diesem Teich nicht entkommen. In seinem Wasser wirken mächtige Schutzzauber. Er … hält alles gefangen, was nicht als Hexe, Elfe oder Gestaltwandler von ihm erkannt wird.«
    Unwillkürlich dachte ich an den Totenschädel, nickte wissend und wünschte mir sehnlichst eine heiße Tasse von diesem gewürzten Tee herbei, den ich hier beim letzten Mal bekommen hatte. »Ich habe das schon geahnt. Dann hat

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