Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02
Rätsel verstrickt hatte. Ich konnte vergessen, dass ich wahrscheinlich auf irgendeine abscheuliche, magische Weise getötet werden würde, sollte jemand von meiner Verschwörung mit einem Auge erfahren.
Während ich Archer gegenüberstand, würde ich jedoch nicht vergessen, dass ich absolut und dummerweise in die einzige Person verliebt war, die ich niemals bekommen konnte.
Das Lachen erstarb auf meinen Lippen, und mit dem Handrücken wischte ich mir hastig über die Augen. »Ich muss wieder zurück«, sagte ich.
»Stimmt«, erwiderte Archer. Er hatte sein Schwert noch in der rechten Hand, mit der Klinge nach unten, und drehte es am Griff, so dass die Spitze über den hölzernen Boden kratzte. »Das war’s dann also mit uns. Aus und vorbei.«
»Ja«, brachte ich noch heraus, bevor meine Stimme versagte. Ich räusperte mich. »Und ich muss sagen, dass die weltweit erste und letzte Auge/Dämon-Aufklärungsmission ziemlich gut gelaufen ist.« Mir fiel es zwar unheimlich schwer, ihm in die Augen zu sehen, aber schließlich bekam ich auch das hin und sagte: »Danke.«
Er zuckte die Achseln, und seine dunklen Augen waren von etwas erfüllt, das ich nicht so recht deuten konnte. »Wir waren ein gutes Team.«
»Das waren wir wirklich.« Und nicht nur auf diesem Gebiet, dachte ich. Darum tat es ja auch so verdammt weh.
Ich trat zurück. »Na gut, ich sollte jetzt jedenfalls los. Man sieht sich, Cross.« Dann lachte ich auf, obwohl es verdächtig nach einem Schluchzen klang. »Nur, wir werden uns gar nicht mehr sehen, oder? Ich schätze, ein Lebewohl wäre dann wohl angebrachter.« Ich fühlte mich, als müsste ich gleich in tausend winzige Splitter zerspringen, wie diese Spiegel, die ich mit Dad zerbrochen hatte. »Okay, also, dann viel Glück bei dieser … Sache mit dem Auge. Und versuch einfach, niemanden zu töten, den ich kenne, okay?« Ich wollte mich schon abwenden, doch er hielt mich am Handgelenk fest.
Mein Puls pochte unter seinen Fingern. »Mercer, an diesem Tag im Keller …« Prüfend blickte er mir ins Gesicht, und ich konnte spüren, wie er mit sich rang, das tatsächlich auszusprechen, was er sagen wollte. Aber dann redete er endlich weiter: »Ich hab deinen Kuss nicht erwidert, weil ich es musste. Ich habe dich geküsst, weil ich es wollte.« Sein Blick fiel auf meine Lippen, und auf einmal kam es mir so vor, als wäre die ganze Welt zusammengeschrumpft, als bestünde sie nur noch aus mir und ihm und dem Lichtstrahl zwischen uns. »Und ich will es immer noch«, sagte er heiser. Dann zog er mich einfach am Handgelenk in seine Arme.
Mein Hirn registrierte noch das Klappern seines zu Boden fallenden Schwertes, als er die andere Hand sanft an meinen Nacken legte. Doch sobald seine Lippen meine berührten, verschwand alles andere um mich herum. Ich klammerte mich an seinen Schultern fest, stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn so innig, wie ich nur konnte. Als der Kuss leidenschaftlicher wurde, umarmten wir uns noch fester, so dass ich nicht mehr unterscheiden konnte, ob der rasende Herzschlag, den ich spürte, meiner war oder seiner.
Wie töricht von mir, dachte ich verträumt, überhaupt schon mal daran geglaubt zu haben, ich könnte das hier aufgeben. Und nicht nur das Küssen – obwohl ich zugeben musste, dass der Teil, als Archer mein Gesicht mit beiden Händen umfing, ziemlich überwältigend war. Doch ich meinte eigentlich alles: mit ihm herumzualbern, zu lachen oder mit ihm Seite an Seite zu arbeiten. Mit einem Typen zusammenzusein, der mein Freund war und der trotzdem diese Gefühle in mir zu wecken vermochte.
»Oh, Mercer«, murmelte er dicht an meiner Schläfe, als wir zwischendurch mal Luft holen mussten. »Wir sind echt so was von am Arsch.«
Ich drückte mein Gesicht an seinen Hals und atmete ihn ein. »Ich weiß.«
»Und was machen wir jetzt?«
Widerstrebend versuchte ich, von ihm abzurücken. Denn sobald er mir so nahe war, konnte ich kaum einen klaren Gedanken fassen. »Wenn wir richtig gut wären, würden wir uns nie mehr wiedersehen.«
Er legte seine Arme um meine Taille und zog mich zurück. »Tja, also das wird nicht passieren. Plan B?«
Ich blickte lächelnd zu ihm auf und fühlte mich absurderweise ziemlich beschwingt – zumindest für jemanden, der drauf und dran war, sein ganzes Leben zu ruinieren. »Ich hab keinen. Und du?«
Er schüttelte den Kopf. »Auch nicht. Aber … hör zu. Im Prinzip hab ich mein ganzes Leben damit verbracht, mich für jemanden
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