Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02
ihren Mund, der sich zu einem gruseligen Grinsen verzogen hatte. Und im nächsten Augenblick war sie schon wieder weg, einfach so. Ich spürte einen leisen Luftzug im Gesicht, so als hätte gerade jemand ein Fenster geöffnet.
»Das muss ich echt nicht haben!«, zischte ich in das leere Zimmer. »Im Ernst, Schnauze? VOLL !«
Es kam jedoch keine Antwort.
Eigentlich hatte ich geplant, den größten Teil des Tages zu verschlafen, aber stattdessen verbrachte ich ihn in der Bibliothek und stellte Nachforschungen an, sowohl über Geister als auch über Dämonen. Es handelte sich nicht gerade um die leichteste Lektüre, und dann brachte sie mich auch noch nicht einmal weiter. Alle Bücher über Geister und Spukerscheinungen gaben mir dieselbe Antwort: Geister sind immer an den Ort gebunden, an dem sie gestorben waren, und nicht an irgendwelche Leute. In Bezug auf die Dämonologien schlich sich bei mir so langsam der Verdacht ein, dass dieser Schinken besser als Türstopper eingesetzt werden sollte. Darin stand aber auch rein gar nichts, was wenigstens ein bisschen Licht in die Daisy/Nick-Situation gebracht hätte.
Ich spielte mit dem Gedanken, sie beim Abendessen – ganz zwanglos und hoffentlich in einer ungestörten Ecke – danach zu fragen, ob einer von ihnen nicht doch noch irgendwelche seltsamen Erinnerungen hatte, die möglicherweise mit dem zusammenpassten, was ich in Hecate gesehen hatte. Doch an diesem Abend tauchten sie im Speisesaal gar nicht auf. Auch am nächsten Morgen konnte ich sie nirgendwo finden, was mir richtig seltsam vorkam. Denn das Abendessen zu verpassen, war eine Sache, aber zum Frühstück kreuzten Nick und Daisy sonst eigentlich immer wieder auf. Allerdings schien das hier niemanden sonderlich zu beunruhigen. »Du kennst die beiden doch«, sagte Jenna. »Wahrscheinlich sind sie irgendwo unterwegs und ziehen ihr komisches Kurt-und-Courtney -Ding ab.«
Als sie zum Abendessen aber auch nicht aufgetaucht waren, machte ich mir ernstlich Sorgen. An diesem Abend lungerte ich bis kurz vor zehn in dem Flur herum, wo sie ihre Zimmer hatten, doch von den beiden war keine Spur zu sehen. Ich hielt mich noch immer dort auf, als Roderick mich fand, um mir mitzuteilen, dass Dad wieder da war.
»Das ging aber schnell«, meinte ich und folgte ihm, während sich in meinem Magen ein flaues Gefühl ausbreitete. Ich musste Dad unbedingt berichten, was ich in Hecate gesehen hatte, nur konnte ich ihm noch gar keine besonders geeignete Erklärung dafür bieten, wie ich überhaupt an diese Information herangekommen war. Ich hatte ja gedacht, dass mir noch ein paar Tage blieben, um mir etwas einfallen zu lassen.
Als ich unter dem Marmorbogen hindurchging, der zum Hauptsitz des Rates führte, war mein Mund wahnsinnig trocken und meine Knie zitterten.
Dennoch wünschte ich mir nichts sehnlicher, als mich in einen von Dads Ledersesseln zu werfen und ihm alles zu erzählen. Zum ersten Mal verstand ich, warum Soldaten, die von gefährlichen Einsätzen zurückkamen, eine Nachbesprechung brauchten. Ich wollte die ganze Geschichte nur noch so schnell wie möglich loswerden, vor allem, um sie aus meinem Gedächtnis zu löschen. Einmal mehr dachte ich an diesen schrecklichen Ghul mit den zusammengewürfelten Gesichtszügen, und plötzlich war mir so, als müsste ich den rautenförmig gemusterten Teppich vollkotzen.
Als ich schließlich die Tür zu Dads Büro öffnete, war er jedoch nicht allein. Lara war da, und obwohl die beiden sich nur leise unterhielten, strahlte die Magie im Raum unglaublich intensiv. Mir wurde richtig schwindelig. Sie waren so sehr damit beschäftigt, einander anzufunkeln, dass sie mich nicht einmal bemerkten – gut so. Das gab mir die Gelegenheit, mir Lara etwas genauer anzusehen. Ich war mir natürlich darüber im Klaren, dass ich nicht einfach herausfinden würde, was sie im Schilde führte, indem ich ihre Miene deutete – es dürfte wohl kaum einen Gesichtsausdruck geben, der einfach sagte: »Ja, also, ich und meine Schwester, wir beschwören in Hecate Hall Dämonen«. Trotzdem hoffte ich, vielleicht irgendeinen Hinweis darauf zu finden, ob sie bereits wusste, dass irgendjemand die Dämonengrube gefunden hatte.
Doch da war nichts. Sie schien genauso geschickt darin zu sein, ihre Gefühle zu verbergen, wie Mrs Casnoff. Musste wohl in der Familie liegen.
»So ist das dann wohl«, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie werden also nichts unternehmen.«
»Wie kann ich denn
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