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Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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ich laut aufgeschrien, doch durch meine Adern rauschte die Magie, und mein Herz pochte so laut, dass ich kaum etwas anderes hören konnte.
    »Könnten wir jetzt endlich mal mit der Totenbeschwörung anfangen?«, schrie mir Archer zu.
    Mit ausgestreckten Händen zeigte ich auf die Ghule und tat mein Bestes, nicht länger so zu keuchen – was mir jedoch ziemlich schwerfiel, als sich der kleinste Ghul zu mir umdrehte. Ich warf einen kurzen Blick auf sein Gesicht, das offenbar für jedes Auge, den Mund und die Nase einen anderen Spende r gefunden hatte.
    Ich atmete tief durch und sammelte meine Kräfte, bis ich ihr Knistern in den Fingerspitzen spürte. »Lass ihn los!«, befahl ich in einem Ton, von dem ich hoffte, dass er vielleicht meine beste Ich-bin-ein-mächtiger-Dämon -Stimme war. Aber wahrscheinlich wäre es besser gewesen, meine Stimme hätte bei dem letzten Wort nicht versagt. Als ich schließlich die Magie aus meinen Händen freigab, fühlte es sich so an, als ließe ich ein riesiges Gummiband schnalzen.
    Ein wahrer Machtstrahl schoss aus meinen Fingerspitzen und krachte donnernd in einen nahen Baum. Dann zuckte ein greller Lichtblitz auf, und ein dicker Ast fiel zu Boden. Die Ghule erschraken, was allerdings zur Folge hatte, dass Archers Kopf noch weiter zurückgerissen wurde. Zwar gab der kleinste Ghul einen Laut von sich, der eine gewisse Beunruhigung hätte ausdrücken können. Aber sie machten keineswegs den Eindruck, als stünden sie jetzt unter meiner Kontrolle.
    Und sie hatten Archer noch nicht losgelassen.
    Okay, mein erstes Experiment in Sachen Totenbeschwörung war also ein monumentaler Reinfall gewesen. Also, dann: Klappe, die zweite.
    Ich kämpfte gegen Panik und Frustration an. Anscheinend war es völlig sinnlos, meine Magie auf die Ghule abzufeuern, aber wie um alles in der Welt sollte ich sie bloß unter meine Kontrolle bekommen? »Denk nach, Sophie«, murmelte ich leise vor mich hin.
    »Ja, mach das, bitte«, röchelte Archer. Der Ghul, der ihn am Kopf festhielt, hatte ihn nun mit der anderen Hand auch an der Kehle gepackt. Der Gesichtsausdruck der Kreatur wirkte jedoch nicht bedrohlich, sondern eher neugierig, so als wollte der Ghul wie ein kleines Kind herausfinden, was wohl geschah, wenn er einfach immer weiter zudrückte.
    Ich kniff die Augen fest zusammen. Also gut, sie waren tot. Eklige tote Dinger. Die rochen wie … okay, solche Gedanken waren jetzt nicht gerade hilfreich.
    Wobei … sie waren tot. Sie kamen aus dem Boden, waren aus der Erde am Grund des Kraters gekrochen. Dann fiel mir plötzlich ein, dass sich meine Magie immer so anfühlte, als käme sie durch meine Füße in mir hochgestiegen, und ich fragte mich, ob sich das möglicherweise auch umkehren ließe.
    Diesmal schickte ich meine Kräfte nicht durch die Luft nach außen, sondern durch den Boden nach unten, wo sie sich zu meinen Füßen durch die Erde schlängelten. »Lass ihn los«, wiederholte ich, aber leise.
    Ich hörte einen dumpfen Aufprall, und als ich dann die Augen öffnete, lag Archer zu Füßen des Ghuls und rieb sich den Kopf. Die Ghule stierten mich mit leeren Blicken an und erwarteten offensichtlich ihren nächsten Befehl.
    »Und was mach ich jetzt?«, fragte ich.
    Archer stand auf und kam zu mir – sein schleimverschmiertes Schwert baumelte an seiner Hand. »Du könntest sie zurückschicken«, sagte er. »Oder du kannst sie auch gehen lassen.«
    »Wie bitte? Du meinst, ich soll sie frei auf der Insel rumlaufen lassen? Wohl kaum.«
    Archer schüttelte den Kopf. Er atmete schwer, und Schweiß glänzte auf seiner Stirn. »Nein, zieh die Magie aus ihnen heraus und lass sie einfach tot sein. Richtig tot.«
    »In Ordnung«, sagte ich und hoffte, dass ich dabei recht zuversichtlich klang, so als gehörte es ohnehin zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, einem Ghul die Lebenskraft auszusaugen – gleich nach Stricken und Sudoku. Aber das Komische daran war: Sobald ich darüber nachdachte, konnte ich die Magie tatsächlich spüren, von der die Ghule am Leben gehalten wurden. Ich konnte sie sogar fast sehen. Sie schimmerte wie ein schwarzer Faden inmitten meiner eigenen Kräfte. Und am Ende war es dann ganz leicht, meine Magie zu benutzen, um diesen Faden durchzuschneiden .
    Sobald ich das getan hatte, fielen die Ghule einfach um. Ich starrte auf ihre flach am Boden liegenden Gestalten und sagte: »Irgendwie sehen sie doch erbärmlich aus.«
    Archer schnaubte, und ich sah, dass sich ein Ring aus dunkelblauen

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