Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Spiegel ist das reinste Muskelpaket.«
    Wir traten auf den Treppenabsatz hinaus. Ich bemerkte einige der jüngeren Hexen, die auf einem der Sofas kauerten und die Köpfe zusammensteckten. Es war nicht das erste Mal, dass ich auf eine dieser tuschelnden Gruppen von Kindern stieß, und ich fragte mich, ob wir vielleicht nicht einmal die Einzigen waren, die etwas ausheckten.
    Ich wiege mich beim Gehen nicht so in den Hüften, sagte ich zu Elodie, als wir an ihnen vorbeikamen. Lass das.
    Sie ließ nicht erkennen, dass sie mich gehört hatte.
    Im Haus war es fast still. Das Abendessen war vor etwa einer Stunde beendet worden, nun ging es auf den Sonnenuntergang zu. Dann würden alle in ihre Zimmer gesperrt werden, was bedeutete, dass wir uns beeilen mussten.
    Ich konnte spüren, wie mein Herz hämmerte, als wir in den Hauptflur hinaustraten. Von dem Glasfenster waren noch mehr Scherben heruntergefallen. Jetzt fehlte dem Engel, der Hexen und Zauberer erschaffen hatte, die Hälfte seines Gesichtes, und mich durchlief ein kleiner Schauer, als wir auf Zehenspitzen um die Splitter herumgingen. Ich war mir nicht sicher, ob ich es war, die sich gruselte, oder Elodie. Wahrscheinlich wir beide.
    Als wir Laras Büro erreichten, legte Elodie meine Hand auf den Türknauf. Ich konnte die Magie meinen Arm heiß hinaufschießen spüren und schnappte im Geist nach Luft.
    »Was meinst du, warum Lara Lara Casnoff ist und Mrs Casnoff Mrs Casnoff?«, flüsterte Elodie, während sie bei der verzauberten Tür ihre Magie benutzte. »Es ist doch ihr Familienname, oder? Sollte sie dann nicht also Miss Casnoff oder Ms Casnoff sein?«
    Von all den Dingen, über die wir uns Gedanken machen sollten, ist es ausgerechnet ihr Familienstand, auf den du dich konzentrierst?
    »Es ist nur merkwürdig, mehr sag ich ja gar nicht«, zischte sie zur Antwort.
    Du weißt doch, dass du in meinem Kopf mit mir reden kannst, oder? Du brauchst nicht immer laut zu sprechen, so dass alle denken müssen, ich sei verrückt. Nur zu deiner Information.
    »Ich kann nur dann laut reden, wenn ich in deinem Körper bin, also verklag mich ruhig, aber ich werde das ausnutzen.«
    Bevor wir einander weiter anzicken konnten, gab die Tür plötzlich nach. Elodie drückte sie auf, schoss hinein und zog sie wieder hinter sich zu. Lara Casnoffs Büro war das ganze Gegenteil von Mrs Casnoffs Büro, komplett mit hohen Bücherregalen und einem schweren Holzschreibtisch, der so blank poliert war, dass ich mich selbst darin spiegeln konnte.
    »Irgendeine Ahnung, womit wir anfangen sollen?«, flüsterte Elodie.
    Mit dem Schreibtisch, sagte ich schließlich. Er wird abgeschlossen sein, und wenn er auch nur die geringste Ähnlichkeit mit Mrs Casnoffs Schreibtisch hat, wird Magie da nicht funktionieren. Ich habe einen Nagel in der Tasche. Hol ihn raus, und ich werde dir Anweisungen geben, wie du das Schloss knacken kannst.
    Elodies Verachtung schlug wie eine Woge über mir zusammen, aber sie holte den Nagel heraus und machte sich daran, das Schloss zu bearbeiten. »Warst du im wirklichen Leben eine Einbrecherin?«, murrte sie, während sie arbeitete.
    Nein. Meine Mom und ich haben einmal in einer besonders schlimmen Wohnung gelebt. Das Schloss hat nie richtig funktioniert, also mussten wir immer einbrechen. Muss zugeben, dass ich nie gedacht hätte, dass mir diese Fähigkeit eines Tages noch mal nützlich sein würde.
    Sie kicherte leise. »Weshalb hast du Mrs Casnoffs Schreibtisch aufgebrochen?«
    Informationen über Archer. Nachdem er fort war.
    »Ah. Übrigens, gern geschehen.«
    Was?
    Sie wackelte heftiger mit dem Nagel. »Dafür, dass du ihn neulich Abend in seine Schranken verwiesen hast. Seine Idee, mit dem Auge zusammenzuarbeiten«, sagte sie spöttisch. »Ja, das ist wirklich ein brillanter Plan.«
    Er hat lediglich versucht, sich etwas einfallen zu lassen, protestierte ich automatisch. Ich war mir nicht sicher, warum ich ihn überhaupt verteidigte, da ich doch im Wesentlichen gesagt hatte, es sei die dümmste Idee aller Zeiten. Aber die Geringschätzung in ihrer Stimme gefiel mir nicht. Das heißt, in meiner Stimme mit ihren Worten.
    Elodie, die gerade mit dem Versuch beschäftigt war, die Schreibtischschublade zu öffnen, hielt inne und schob mein Haar mit beiden Händen zurück. »Was muss eigentlich noch passieren, damit du endlich begreifst, dass Archer Cross nichts taugt? Er ist ein Auge . Er ist ein Lügner und ein Wichser, und er ist nicht annähernd so witzig, wie er meint. Und