Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
führte Cal daran vorbei zu meinem Zimmer. Vertrau mir, antwortete Elodie schließlich. Ich tu dir einen Gefallen.
Sie öffnete die Tür und bedeutete Cal, ihr zu folgen. Ich sah ihn zögern, und eine Sekunde lang dachte ich, er würde begreifen, dass ich nicht ich war. Aber dann folgte er ihr. Jenna war verschwunden, und Elodie hüpfte auf die Ankleidekommode und schlug die Beine übereinander. Cal zog die Tür leise hinter sich zu. »Hast du was gefunden?«, fragte er.
Elodie nickte. »Und ob! Das Grimoire.«
Cal blinzelte sie an. »Das Grimoire? Was, hat es einfach offen rumgelegen?«
»Er war in Laras verschlossenem Schreibtisch. He, weißt du eigentlich, warum Mrs Casnoff, äh, Mrs Casnoff ist? Ich meine, das war doch der Name von ihrem Dad, also warum das Mrs?«
Im Ernst?, fragte ich.
Cal rieb sich den Nacken und antwortete: »Hm? Oh, hm, sie war vor langer Zeit verheiratet, aber alle Casnoffs haben den Namen behalten. Es ist eine Tradition oder so was. Aber noch mal zu dem Zauberbuch … «
»War es eine arrangierte Ehe? Wie bei uns?«, fragte Elodie und ließ sich von der Ankleidekommode gleiten. Sie trat vor Cal hin, so nah, dass ich mein Spiegelbild in seinen Augen sehen konnte. So dumm sich das anhört, aber ich war überrascht, wie sehr ich nach mir aussah. Ich war mir ganz sicher gewesen, dass sich irgendein Zeichen von Elodie in meinem Gesicht zeigen würde. Aber da war nichts.
Trotzdem warf Cal ihr einen merkwürdigen Blick zu, als sie sich näher an ihn heranmachte. Komm schon, flehte ich stumm. Sieh es. Sieh mich.
Aber der Moment verstrich, und nachdem er leicht den Kopf geschüttelt hatte, sagte Cal: »Ja, ich schätze, so war es. Sophie, hast du den Zauber gesehen? Den, der dir deine Kräfte zurückgeben könnte?«
Diese Frage ließ Elodie stutzen, und meine Hand wanderte zu dem Buch, das sich immer noch in meinen Rücken presste. »Ach das, ja, ich wollte diesen Zauber gerade suchen.«
Nein!, heulte ich einmal mehr, aber glücklicherweise hatte Cal den gleichen Gedanken. »Nicht«, blaffte er und packte mein Handgelenk, als sich meine Finger nach dem Grimoire ausstreckten. Da sich meine Hand noch immer hinter meinem Rücken befand, bedeutete das im Wesentlichen, dass er mich an sich drückte. Zieleinlauf , jubelte Elodie in meinem Kopf.
Ich spürte Cals warmen Atem auf meinem Gesicht, als er sagte: »Vielleicht hat sie ja mit Absicht dafür gesorgt, dass das Buch so einfach zu finden war. Wenn du diese Seite berührst und deine Kräfte zurückbekommst, wirst du wieder ein Dämon sein. Vielleicht wollen die Casnoffs genau das.«
Jetzt hatte der Krampf in meinem Magen nichts damit zu tun, was Elodie im Schilde führen mochte, dafür aber alles damit, was Torin mir erzählt hatte. Zum ersten Mal erlaubte ich mir den Gedanken, dass er mich vielleicht doch nicht nur auf den Arm genommen hatte. Dieser beängstigende Gedanke war unerträglich.
»Daran habe ich nicht gedacht«, sagte Elodie, und ich hatte meine Stimme noch nie so klingen hören. Sie war heiser. Beinahe sexy.
Zum ersten Mal überhaupt sah ich Cal zögern. »Ich denke einfach, dass du diesen Zauber nicht berühren solltest. Zumindest jetzt nicht.«
»Das werde ich auch nicht.«
»Gut.«
»Also, warum hältst du mich immer noch fest?«
Ich hatte das Gefühl, als beobachte ich einen Autounfall in Zeitlupe, nur dass ich in Wirklichkeit in dem Auto saß. Hör auf, sagte ich noch mal, und diesmal schrie ich nicht. Ich bettelte. Nicht wegen mir, sondern wegen Cal. Du spielst mit ihm, das hat er nicht verdient.
Nein, erwiderte sie, während sie meine Finger um Cals Hals legte. Aber Archer hat es verdient.
Cals Lippen lagen zaghaft auf meinen, und ein Teil von mir fragte sich, ob er Verdacht geschöpft hatte. Aber dann zog Elodie ihn fester an sich heran, und ich denke, selbst wenn er etwas vermutete, dann war es ihm jetzt egal. Der Kuss im Zelt war schon intensiv gewesen, aber dieser hier war … nun, er war heiß. Wahrscheinlich weil Elodie meinen Körper praktisch um den von Cal herumwickelte und ihn viel leidenschaftlicher küsste, als ich es je getan hatte.
Mich überkamen so viele Gefühle, dass ich nicht mehr unterscheiden konnte, welche meine waren und welche Elodies. Wut, Lust, Triumph, Traurigkeit. Sie alle brodelten in mir hoch, und zusammen mit der Magie, die wie ein zweiter Herzschlag in meiner Brust pochte, und dem Elektroschock, den das Zauberbuch meinen Rücken hinaufsandte, kam es mir so vor, als könnte ich
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