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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sie mein Gesicht sah.
    »Indigo«, sagte sie langsam,
»alles Indigo. Deshalb bin ich eine Schreibmaschine. Tasten gehen in stetigem
Rhythmus auf und ab, leisten ihre Arbeit. Ich bin eine Maschine. Ich habe nur
zu arbeiten. Das ist alles. Ich brauche nicht zu denken. Kann ich für mich
selbst denken? Nicht einmal eine IBM... klack, klack...«
    Ich gab ihr wieder eine
Ohrfeige, dieses Mal nicht so fest, aber es genügte, daß der starre Ausdruck
aus ihren Augen verschwand.
    »Ich will es von Anfang an
hören«, verlangte ich. »Wie ist das passiert?«
    »Sie meinen Vernon?« flüsterte
sie.
    »Natürlich meine ich Vernon«,
fuhr ich sie an. » Wieviel Leichen haben Sie denn noch
in der Wohnung?«
    »Die genaue Zeit weiß ich
nicht«, antwortete sie, »vielleicht vor einer Stunde, vielleicht noch länger.
Ich habe das Gefühl, als hätte ich hier in sechzig Minuten mein ganzes Leben
durchlebt, aber sie kamen mir vor wie sechzig Jahre.«
    »Warum haben Sie ihn ermordet?«
fragte ich kalt.
    »Ich?« fuhr sie wild auf. »Sie
glauben doch nicht... Sie können doch nicht glauben, daß ich ihn getötet habe.
Sie müssen mir glauben. Ich war es nicht. Ich nicht.«
    »Wer denn?«
    »Ich weiß nicht.«
    Plötzlich wich sie schnell vor
mir zurück. »Ich bringe mich selbst um«, sagte sie leidenschaftlich. »Das werde
ich tun. Ich bringe mich selbst um, dann wird es Ihnen leid tun, denn es ist
Ihre Schuld.«
    In einer Ecke stand ein Schrank
mit Getränken, für die Vernon Clyde jetzt keine weitere Verwendung mehr hatte.
Ich öffnete ihn und nahm eine unangebrochene Flasche Kognak heraus. Daraus
füllte ich zwei Wassergläser zur Hälfte und reichte eines davon Charity Adam.
    Sie sah es voller Zweifel an.
»Ich trinke aber keinen Alkohol«, wehrte sie ab.
    »Es ist nur Medizin«, knurrte
ich. »Trinken Sie.«
    Sie trank gehorsam, und ich
leistete ihr Gesellschaft. Dann stellte ich die leeren Gläser in den Schrank
zurück und zündete mir eine Zigarette an. Nach einer kleinen Weile bekam ihr
Gesicht wieder Farbe. Sie sah an sich selbst herunter und holte erschrocken
tief Luft. Instinktiv kreuzte sie ihre Arme über ihrer Brust.
    »Wie komme ich denn in diesen
Zustand?« flüsterte sie.
    »Das gehörte zu Ihrem Angebot.
Wissen Sie das nicht mehr? Sie präsentierten sich mir selbst, wie auf einem
Teller. Sie stellten nur eine Bedingung: ich durfte keine Fragen stellen.«
    »Was habe ich getan?« Sie
starrte mich ungläubig an.
    »Also gut«, sagte ich, »Sie
können sich nicht mehr daran erinnern; es war ein traumatischer Schock; so
etwas kommt vor. Nachdem ich einen Blick in das Schlafzimmer geworfen habe,
kann ich Sie völlig verstehen.«
    Ich ging wieder zu dem Schrank,
holte mein Glas heraus und goß dankbar einen weiteren Kognak für mich ein.
    »Würden Sie sich bitte
umdrehen, damit ich mich wieder anziehen kann?« fragte sie mit leiser, belegter
Stimme.
    »Gewiß«, antwortete ich, »warum
nicht.« Das zeigt, wie angeschlagen ich gewesen sein muß. Zum erstenmal machte
ich nicht einmal den Versuch, einer Dame unter den gegebenen Umständen zu
widersprechen.
    »Jetzt ist alles in Ordnung«,
sagte sie ein paar Sekunden später, »Sie können sich wieder umdrehen.« Sie war
jetzt wieder ganz angezogen, aber ihr Gesicht war immer noch leuchtend rosa
angelaufen. »Haben Sie eine Zigarette?« fragte sie.
    Ich zündete zwei an und gab ihr
eine. »Danke«, sagte sie und zog den Rauch tief ein.
    »Ich will es Ihnen nicht noch
schwerer machen, mein Schatz«, begann ich, »es widerstrebt mir sogar, Sie
darauf aufmerksam zu machen, aber Vernon wird mit jeder Minute kälter.«
    Sie zog noch einmal tief an der
Zigarette. »Er ging ins Schlafzimmer«, antwortete sie bedrückt. »Ich saß hier
draußen und hörte mir eine neue Platte an, die wir gerade aufgelegt hatten. Als
die eine Seite abgelaufen war und Vernon sich immer noch nicht gezeigt hatte,
ging ich an die Tür und rief ihn, aber er antwortete nicht. Er gab auch beim zweitenmal keine Antwort, und ich nahm an, daß er
eingeschlafen wäre. Manchmal wurde er sehr plötzlich müde. Seine Energie war
dann erschöpft, und er schlief fast augenblicklich ein. Er schlief überall ein,
in der U=Bahn, in Restaurants und...«
    »Ich glaube es Ihnen«,
unterbrach ich sie, »aber berichten Sie weiter.«
    »Darauf ging ich ins
Schlafzimmer.« Ihre Stimme versagte. »Ich ging nur hinein, weil er mit einer
brennenden Zigarette eingeschlafen sein konnte oder sonst so etwas.«
    »Was

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