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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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im
Morgengrauen bei mir?«
    »Mit Ihnen über Nicholas Blair
sprechen«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Es ist wichtig und es ist dringend.«
    »Warten Sie einen Augenblick«,
sagte sie.
    Ich hörte das Klirren der
Kette, als sie ausgehakt wurde, dann öffnete sie die Tür weit.
    »Gehen Sie bitte schon ins Wohnzimmer
vor, Mr. Boyd«, forderte Loise Lee mich auf. »Ich
komme in einem Augenblick nach.«
    Ich tat, was mir geheißen
wurde. Ich blieb auf einem Teppich stehen, in dem ich bis zu den Knöcheln
versank, und zündete mir eine Zigarette an. Die Wohnung war größer, als ich
erwartet hatte und mit guten Nachbildungen im Kolonialstil möbliert. Ich kam zu
der Ansicht, daß Loise Lee in der Theaterwelt einen
bedeutend größeren Namen hatte, als mir bekannt war. Darin lag die einzige
einleuchtende Erklärung für diese Wohnung.
    Zwei Minuten später betrat sie
den Raum, ihr Morgenrock flatterte wie eine Fahne hinter ihr her.
Wahrscheinlich hatte kein Gewebe, das so weich und anschmiegend und
durchscheinend war wie der Stoff ihres Nachthemdes und ihres Morgenmantels, die
Möglichkeit, diesen prachtvollen Amazonenkörper zu verhüllen. Die Spitzen um
Hals und Schultern hatten offensichtlich jeden Versuch aufgegeben, ihren
unglaubwürdigen Busen zu verbergen. Der anschmiegsame Stoff legte sich in einer
bemerkenswert unsittsamen Weise sittsam um ihre Oberschenkel. Ich begann meine
erste Ansicht zu revidieren. Wenn Aubreys Story zutraf, dann wußte Nickyboy ganz genau, was er tat.
    »Boyd«, sagte sie, »Danny Boyd.
Ich erinnere mich. Sie haben doch nichts dagegen, daß ich Sie Danny nenne? Sie
können zu mir auch Loise sagen.«
    »Mit Vergnügen«, antwortete
ich.
    »Möchten Sie einen Drink oder
Kaffee, Danny?«
    »Nein, danke«, erwiderte ich.
»Ich bin mir noch nicht ganz darüber klar, ob bei mir noch gestern
abend oder schon morgen früh ist. Darum möchte ich im Augenblick
danken.«
    Sie nickte und zupfte ohne jede
Wirkung an ihrem Morgenmantel. »Ich kann dieses verdammte Ding nie richtig
tragen«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum.«
    »Sie sind nicht dafür gebaut«,
tröstete ich, »keine Frau hat einen Körper, der sich mit Ihrem vergleichen
ließe. Darum können sie ihn einfach nicht bedecken. Außerdem wäre es unfair
Ihren Freunden gegenüber.«
    »Ich sehe schon, daß Sie ein
gefährlicher junger Mann sind«, sagte sie geschmeichelt. »Warum setzen wir uns
nicht auf die Couch, damit ich mir ein genaues Urteil darüber bilden kann, wie
gefährlich Sie sind?«
    Wir setzten uns auf die Couch,
und ihr marmorweißer Oberschenkel legte sich fest und ungeniert gegen meinen.
    »Haben Sie es bequem?« fragte
sie.
    »Alles bestens, danke«, antwortete
ich.
    »Gut.« Ihre Stimme wurde
lebhafter. »Und jetzt erzählen Sie mir das Neueste von Nicholas Blair. Das, was
so wichtig und dringend ist.«
    »Haben Sie gehört, was ihm
geschehen ist?«
    »Nicht in allen Einzelheiten. Ich
hörte die Nachrichten im Radio. Ich glaubte, ich würde wahnsinnig werden. Der
arme Nicky als Geisteskranker in ein Sanatorium eingeliefert! Daraufhin ist er
geflüchtet, und jetzt wird er als mordwütiger Wahnsinniger bezeichnet. Kennen
Sie die ganze Geschichte, Danny?«
    »Zum größten Teil. Ich dachte,
Sie hätten sie inzwischen auch erfahren.«
    »Von wem sollte ich das?«
    »Ich dachte, Nickyboy wäre zu Ihnen hier hergekommen«, erklärte ich.
    Sie sah mich verwundert an.
»Wie sollte er dazu kommen?«
    »Nach allem, was ich gehört
habe, hätte er Grund dazu.«
    Sie lachte unbefangen, und ihr
voller Busen schüttelte fast den letzten Rest von Hülle ab, den das
Spitzengewand gar nicht erst versuchte vorzutäuschen.
    »Sie sind sehr höflich, Danny«,
sagte sie. »Sie wollen wohl sagen, daß ich mit Nicky eine Affäre habe oder
hatte. Von wem haben Sie das gehört!«
    »Von seinem Sohn.«
    »Von Aubrey? Dieser Haarige
Affe.« Sie zog die Nase geringschätzig kraus. »Wie Nicky so was jemals zeugen
konnte, werde ich nie begreifen. Und er hat gar keinen Grund, mit Steinen zu
werfen. Er sitzt selbst im Glashaus. Er sollte sich mehr an seinen
Schauspielunterricht halten, dann ist er vielleicht in zehn Jahren so weit, daß
er irgendwo in der Provinz auf einer Laienbühne auf treten kann.«
    »Was sagen Sie da?« fragte ich.
»Schauspielunterricht? Laienbühne? Soll das heißen, daß Aubrey Schauspieler
ist?«
    Loise schüttelte nachdrücklich ihren
Kopf. »Das ist er auf gar keinen Fall und wird es auch nie werden. Aber er

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