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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Liebe zurückzubekommen«, beendete
sie meinen Satz. »Das hoffen Sie doch?«
    »Das hoffe ich«, gab ich
ehrlich zu.
    Sie blickte zu dem verhängten
Fenster hinüber, wo es hier und da grau hindurchschimmerte.
    »Es ist schon hell«, sagte sie.
»Ich glaube, wir sollten Kaffee trinken. Ich werde welchen machen.«
    Ich wurde von den Sprungfedern
der Couch ein paar Zentimeter hochgeschnellt, als sie um Loises Gewicht erleichtert wurden.
    Fünf Minuten verstrichen, eine
nach der anderen in langsamer Reihenfolge, und dann kehrte Loise mit einem Tablett zurück. Sie setzte es auf dem Kaffeetisch ab, was nur logisch
war, und goß den Kaffee ein.
    »Sahne?« fragte sie.
    Ich schauderte. »Ein Blick von
mir und sie gerinnt. Danke, nur Zucker.«
    Sie reichte mir eine Tasse. Auf
dem Rand der Untertasse lag ein zusammengeknickter Scheck, den ich schnell
entfaltete.
    Der Scheck war auf mich
ausgestellt und lautete auf fünftausend Dollar.
    »Sie sind engagiert, Danny«,
sagte sie gelassen. »Das ist ein Vorschuß. Ich zahle Ihnen weitere fünftausend,
wenn Sie entweder beweisen, daß Nicky Vernon Clyde nicht ermordet hat, oder herausfinden, wer es tatsächlich war. Und wenn all
dieser Unsinn mit der Einweisung in das Sanatorium in zufriedenstellender Weise
aufgeklärt ist — von Ihnen selbstverständlich —, werde ich Ihnen weitere fünftausend
zahlen. Genügt Ihnen das?«
    »Damit bin ich sehr zufrieden, Loise «, erklärte ich. »Es ist immer ein Vergnügen, wenn man
eine Dame als Klientin hat.«
    »Ist das schon jemals
vorgekommen?« fragte sie träge.
    Ich trank meinen Kaffee
hinunter und stand auf. »Da ich jetzt wieder engagiert bin«, sagte ich, »werde
ich versuchen, Nicky zu finden, ehe ihn die Polypen in ihre Klauen bekommen.«
    »Das ist sehr vernünftig«,
stimmte sie zu. »Und gleichzeitig enthebt es mich der Versuchung.«
    »Welcher Versuchung?«
    »Meinen Gürtel auch mit Ihrem
Skalp zu schmücken«, antwortete sie gelassen.
    »Ich bin in Wirklichkeit kein
Leichtgewicht, Madame«, sagte ich, »ich bin nur sehr lange nicht mehr in
Florida gewesen.«
    Sie atmete sehr tief ein, wobei
sie sich der Wirkung völlig bewußt war, den jeder zusätzliche Kubikzentimeter
Luft in Ihrer Lunge hervorrief. »Trauen Sie mir das nicht zu, Danny?« fragte
sie und atmete langsam aus.
    »Unbedingt«, bestätigte ich.
»Sie brauchen mir nur mit dem kleinen Finger zu winken. Das genügt völlig.«
    Plötzlich begann der Summer von
der Tür ungeduldig zu schnarren. Loises Gesicht
zeigte kurz Ärger über die Unterbrechung, aber dieser Ausdruck verschwand fast
sofort wieder. »Für eine derartige Situation habe ich eine sehr originelle
Antwort.« Sie lächelte bedauernd. »Die Klingel erlaubt mir nicht, sie
auszusprechen.«
    Dann sprang sie schnell auf.
»Ich muß völlig von Sinnen sein«, meinte sie atemlos. »Das kann nur Nicky sein,
der zurückkommt.« Sie machte zwei schnelle Schritte auf die Tür zu und stolperte
dabei fast über die Reste des anschmiegsamen Stoffes. Sie blieb stehen, sah an
sich herunter und schüttelte dann langsam den Kopf. »Es ist vielleicht besser,
wenn Sie aufmachen, Danny«, meinte sie. »Ich möchte nicht, daß er einen
Herzanfall bekommt.«
    »Gewiß«, antwortete ich. Ich
ging durch das Wohnzimmer und den kleinen Vorraum zur Eingangstür und öffnete
sie.
    Herbie schob seine rechte Hand
ein paar Zoll vor, und die Spitze seines rasiermesserscharfen Messers tastete
suchend meinen Nabel ab. Ich bemerkte den breiten Pflasterstreifen über seinem
Nasenrücken. Dieser Anblick bot mir eine gewisse Befriedigung, wenn auch keine
sehr große.
    »Wehren Sie sich doch, Mr.
Boyd«, murmelte er. »Bitte.«
     
     
     

9
     
    Loise hatte ihren Morgenrock
abwehrend um sich geschlungen. Vielleicht dachte sie, sie sähe bekleidet aus.
Jedenfalls sah sie nicht mehr nach einem Akt aus, sie sah wenigstens wie ein
verhüllter Akt aus, oder, um ehrlich zu sein, ein fast unverhüllter Akt oder
auch ein schlecht verhüllter Akt, oder... An diesem Punkt wurde mein
Gedankengang unterbrochen.
    »Ich muß Blair finden«, sagte
Lamb drohend zu Loise .
    »Das verstehen Sie doch, oder
nicht? Ohne ihn gibt es für mich keine Hamletaufführung, und für Sie auch
nicht.«
    »Selbstverständlich verstehe
ich das, Mr. Lamb«, antwortete sie fest, »und ich stehe ganz auf Ihrer Seite.
Ich habe Nicky sehr gern, und ich möchte in seinem Hamlet die Königin spielen.
Aber ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Er ist vor sechs oder sieben

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