Hexe auf leisen Sohlen
mit ihrem Busen.«
»Ich war nicht undelikat«,
protestierte ich. »Wenn Sie jemandem etwas vorzuwerfen haben, dann diesen
Eiswürfeln.«
Loise erhob sich vom Boden, schaffte
die fünf Schritte bis zur nächsten Couch und ließ sich dankbar darauf
niedersinken. Ihr Gesichtsausdruck war eine Zeit- und Bewegungsstudie.
Plötzlich erkannte ich, daß ihr doch noch Eis entgangen sein mußte, denn sie
quietschte plötzlich und begann krampfhaft zu zucken.
Es gab einen leichten Ton des
Bedauerns, als die Spitze und das anliegende Gewebe es aufgaben, das Unmögliche
zu vollbringen, und ihr Nachtgewand vorn bis zur Taille auseinanderplatzte.
Ohne jede Verlegenheit sah sie an sich herunter, stieß dann plötzlich einen
Entzückensschrei aus, während sie hastig das schändliche Eisstückchen von ihrem
Busen hob und fortschnippte.
»Na, endlich«, sagte sie
zufrieden. Sie sah prüfend zu mir auf. »Ich glaube doch, daß Sie das
absichtlich taten, Danny Boyd.«
Ich spürte selbst das
bewundernde Staunen, das sich wie eine starre Maske auf mein Gesicht gelegt
hatte. » Loise «, sagte ich mit belegter Stimme, »Sie
könnten ein Vermögen verdienen, wenn Sie sich zur Schau stellten.«
Sie begann zu kichern, brach
aber plötzlich ab. »Danny, jetzt fällt mir wieder ein, was Sie von Vernon
gesagt haben. Ist das auch wahr? Sie würden mir gegenüber doch nicht so etwas
behaupten, wenn es nicht stimmte?«
»Es ist wahr«, bestätigte ich
nüchtern. »Aber wie war das mit Nickyboy ? Wollte er
zu Vernon, als er von hier fortging?«
Sie nickte benommen, zwang sich
dann, ihre Schultern aufzurichten. »Aber es kann Nicky nicht gewesen sein, das
weiß ich ganz sicher.«
»Vielleicht nicht, aber wenn es
nicht Nickyboy war, dann versucht ein verdammt
gerissener Bursche es ihm anzuhängen.«
Darüber dachte Loise ein paar Sekunden nach. »Ich begreife es nicht«, meinte
sie schließlich, »am allerwenigsten begreife ich Sie, Danny. Woher kommt Ihr
plötzliches Interesse an Nicky? Arbeiten Sie immer noch im Auftrag dieser Hexe
Adele?«
Ich setzte mich neben sie auf
die Couch, wo ich von ihrem Anblick nicht ganz so abgelenkt wurde, und zündete
mir eine Zigarette an.
»Lachen Sie nicht«, warnte ich
sie, »aber ich habe auch meine Moral — in gewisser Weise. Ich habe noch nie
einen Klienten hintergangen. Adele engagierte mich, Nicky in ein Sanatorium
aufnehmen zu lassen. Darum tat ich es. Aber als ich es geschafft hatte, war ich
keineswegs besonders stolz darauf. Darum überlegte ich mir einen Ausweg. Mein
Auftrag für Adele war ausgeführt, doch wir hatten nicht vereinbart, daß ich
nicht versuchen dürfte, ihn wieder aus dem Sanatorium herausauszuholen, nachdem
ich ihn dort hineingebracht hatte.
»Ich verstehe«, sagte Loise langsam. »Das klingt mir aber gar nicht nach dem
Danny Boyd, den ich geglaubt hatte, kennenzulernen.«
»Nun«, sagte ich unbefangen,
»es gab da noch einen anderen geringfügigen Grund, der Berücksichtigung
verdiente. Adele bezahlte mir neuntausend plus Spesen, um ihn dort
hinzuschaffen. Ich war überzeugt, daß Nickyboy mir
bereitwillig ein erheblich höheres Honorar zahlen würde, wenn ich ihn dort
wieder herausholte.«
»Sie sind nichts anderes als
ein Straßenräuber, Danny«, sagte sie.
»Ich bin Geschäftsmann«,
entgegnete ich. »Aber fragen Sie mich nicht nach dem Unterschied.«
Loise betrachtete mich sorgfältig.
»Und warum erzählen Sie mir das alles?«
»Weil nicht alles so klappte,
wie ich es mir gedacht hatte«, gab ich zu. » Gestern abend fuhr ich zu dem Sanatorium hinaus, um mein Angebot zu machen, aber Nicky hatte
sich schon ohne meine Hilfe davongemacht. Jetzt hat er eine Mordanklage zu
gewärtigen, und es müßte ihm doch noch mehr Geld wert sein, wenn ich ihn aus
der Schlinge ziehe. Aber ich kann ihn nicht einmal finden, um ihm das zu
erklären.« Ich schüttelte bedauernd den Kopf. »Er ist der unzuverlässigste
Klient, den ich je hatte.«
»Sie haben mir zwar immer noch
nicht erklärt, warum Sie mir das alles anvertrauen«, sagte sie kühl, »aber mir
beginnt es langsam zu dämmern.«
»Sie sind ein kluges Mädchen, Loise «, sagte ich, »in maneher Weise jedenfalls. In jeder anderen Weise sind Sie selbstverständlich
bewundernswert. Also, eine Frau mit Ihrem Aussehen, mit Ihrer Persönlichkeit
und mit Ihrem Ruf, von Ihrer kostspielig eingerichteten, kostspieligen Wohnung
gar nicht zu reden...«
»...würde sogar noch mehr als
Nicky dafür bezahlen, ihre einmalige große
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