Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
hat
seinen stillen Ehrgeiz. Mindestens dreimal in der Woche nimmt er privat
Schauspielunterricht. Ich weiß es zufällig, weil ein sehr lieber Freund von mir
ihm die Stunden gibt. Aber im übrigen legt
Klein=Aubrey großen Wert darauf, es geheimzuhalten .«
    »Da habe ich wieder was
dazugelernt«, antwortete ich bescheiden.
    »Wir haben aber immer noch
nicht von Nicky gesprochen«, sagte sie. »Fangen Sie also endlich an. Was ist so
wichtig und so dringend?«
    »Ich würde es ihm lieber selber
sagen«, erwiderte ich beiläufig. »Er ist doch nicht zufällig hier?«
    »Selbstverständlich nicht«,
erklärte Loise ungeduldig. »Wenn Sie mir nicht
glauben, dann sehen Sie doch selbst nach.«
    »Wie bedauerlich«, sagte ich.
»Aber früher oder später wird er herkommen. Er braucht im Augenblick einen
Freund so dringend wie noch nie. Und ich vermute, daß Sie der einzige Freund
sind, den er hat.«
    »Ich bin nicht sein Freund,
Danny«, erwiderte sie ruhig, »ich bin seine Freundin — seine Geliebte, wenn Sie
wollen. Auf jeden Fall bin ich erheblich mehr als nur ein Freund.«
    »Das bestärkt mich nur in
meiner Ansicht, daß er zu Ihnen kommen wird«, sagte ich.
    »Und dann?«
    »Dann sagen Sie ihm, daß ich
ihn sprechen muß, sobald er kommt. Sagen Sie ihm, ich glaube, daß ich ihm
helfen kann.«
    »In der Weise, wie Sie ihm
halfen, als er in das Sanatorium eingewiesen wurde?« fragte sie kalt.
    Ich stand gekränkt auf. »Dann
ist er also doch hier.«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt,
daß er nicht hier ist.«
    »Er muß hier sein«, entgegnete
ich. »Woher sollten Sie sonst wissen, daß ich bei seiner Einlieferung in das
Sanatorium eine Rolle gespielt habe?«
    Loise Lee stand mit einer anmutigen
Bewegung auf. Ich bin etwas über einsachtzig ohne
Schuhe, aber unsere Augen befanden sich auf gleicher Höhe, als sie mich fest
ansah.
    »Nun gut«, sagte sie schließlich.
»Er war hier, aber jetzt ist er wieder fort.«
    »Stimmt das auch?«
    »Selbstverständlich stimmt das.
Ich sage Ihnen die Wahrheit. Ich habe keinen Grund, etwas zu verbergen. Ich war
töricht genug, Ihnen zu sagen, daß ich ihn gesehen und mit ihm gesprochen habe.
Und nun wissen Sie alles, was Sie von mir erfahren können. Und damit ist unsere
Unterhaltung wohl am Ende angelangt, Danny?«
    »Wo ist er hingegangen?« fragte
ich.
    Sie lächelte finster. »Glauben
Sie wirklich, ich werde Ihnen das sagen? Wie naiv sind Sie doch, Danny.«
    »Sagen Sie mir nur eines«, bat
ich. »Sagen Sie mir, daß er nicht zu Vernon Clyde gegangen ist.«
    Ihr Gesicht verlor etwas von
seiner Farbe.
    »Das ist ein merkwürdiges
Verlangen, Danny.«
    »Also ging er dort hin?«
    »Warum ist das so wichtig?«
    »Vernon Clyde ist tot«, sagte
ich brutal. »Jemand stach und hackte mit einem Messer auf ihn ein, bis er tot
war, und auch noch, nachdem er schon tot war. Ich habe es selbst gesehen, und
für den Rest meines Lebens habe ich jetzt mein spezielles, unentrinnbares
Alpdrücken.«
    »Ich... ich kann nicht...«
    Sie schwankte einen Augenblick,
ihre Augen verdrehten sich unter ihren Lidern. Dann sank sie nach vorn und fiel
mit einem dumpfen Schlag zu Boden, der das ganze Hotel in seinen Grundfesten
erschüttert haben mußte. Vielleicht hätte ich sie auffangen können, aber der
Versuch hätte wohl keinem von uns beiden genützt. Sie hätte mich bestimmt
mitgerissen. Wenn der schiefe Turm umstürzt, sucht man nach Deckung, aber
versucht nicht, ihn aufzufangen.
    Ich suchte die Küche und den
Kühlschrank und holte eine Schale mit Eiswürfeln heraus. Ich nahm sie mit zu Loise , die an der gleichen Stelle auf dem Teppich lag und
friedlich atmete. Wasser hätte den Teppich ruiniert, und Loises Teppich war wirklich hübsch. Ich wollte ihn ihr nicht verderben. Ich kniete
mich nieder und ließ vorsichtig drei Eiswürfel unter den Spitzen verschwinden.
    Einen Bruchteil einer Sekunde
später setzte sich Loise mit einem durchdringenden
Schrei auf. Der Schrei verklang zu einem Wimmern, und das Wimmern wurde durch
einen tiefen Seufzer der Erleichterung verdrängt, als ihre rastlos tastenden
Hände den letzten der drei schmelzenden Eiswürfel aus seiner warmen
Geborgenheit herausfischten.
    Sie starrte mich giftig an.
»Haben Sie das getan?«
    »Sie müssen zugeben, daß es
wirkte«, entschuldigte ich mich. »Und der Teppich blieb auch unbeschädigt.«
    »Ich finde das nicht
anständig«, sagte sie mit Tränen in der Stimme, »ein Mädchen wird ohnmächtig,
und als erstes tun Sie etwas Undelikates

Weitere Kostenlose Bücher