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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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anfangen zu niesen.
    Ich warf noch einen schnellen
Seitenblick auf Aubreys Gesicht. Es glänzte vor Konzentration, und er atmete
jetzt schneller. In ein paar Sekunden mußte sein Atmen für uns alle hörbar
werden.
    Ich schob meine Hand zu meiner
Hüfttasche, legte vorsichtig meine Finger um den Griff des Achtunddreißigers
und begann ihn langsam aus der Tasche herauszuziehen. Ich spürte die Bewegung
neben mir mehr, als daß ich sie hörte. Ich blickte schnell zur Seite und sah,
wie Aubreys Augen sich weiteten, als meine Waffe sichtbar wurde. Ich war ihm
vielleicht um ein Augenzwinkern voraus.
    »Aubrey«, sagte ich laut, »du
hast recht. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn du mich nicht hergebracht
hättest, damit ich es selbst sehe. Es ist wie du sagst. Das sind einfach keine
menschlichen Wesen mehr.«
    Herbie stieß ein tiefes
animalisches Knurren aus und sprang über Adeles plötzlich zitternden Körper auf
Aubrey zu. Ich sah den kurzen, haßerfüllten Blick,
den Aubrey mir zuwarf, und konnte beinahe den lautlosen Schrei aus seinem Mund
hören, als er Herbie auf sich zustürzen und dann das schnellere Aufblitzen der
Messerklinge sah.
    Die Klinge beschrieb einen
Bogen, den sie zu schnell beendete, als daß das Auge folgen konnte. Doch ich
sah Herbies Faust plötzlich anhalten, als die Klinge bis zum Heft in Aubreys
Körper eindrang.
    Herbie riß sie mit einem
schnellen Ruck zurück, und Aubrey taumelte langsam vor und fiel dann über Adele
zu Boden. Sie schrie plötzlich laut in wilder Panik auf und stieß Aubreys totes
Gewicht von sich fort.
    Inzwischen hielt ich den
Revolver vor mir in der Hand. Als Herbie sich duckte und die Klinge
wiederaufblitzte, drückte ich auf den Abzug. Ich drückte immer wieder darauf,
bis die Waffe leergeschossen war.
    Die Geschosse rissen Herbie
zurück, und jedes, das ihn traf, trieb ihn einen taumelnden Schritt weiter. Er
mußte tot gewesen sein, ehe ihn die letzte Kugel erwischte, aber dessen wollte
ich ganz sicher sein.
    Pulverdampf zog sich in dünnen
Fäden durch die Luft, und der scharfe Geruch nach Cordit war gut und sauber.
    Irgendwann hatte Adele aufgehört
zu schreien. Sie lag noch auf dem Boden, den Kopf in den Nacken geworfen, die
Augen fest geschlossen, den Rücken von einem Krampf, der sie gepackt zu haben
schien, durchgebogen. Es dauerte einen Moment, bis ich erkannte, daß sie sich
nicht weiter bewegen konnte, weil Aubrey über ihren Knien lag und sie
festhielt.
    Ich hätte sie so noch eine
Weile liegenlassen können, aber es konnte sein, daß dann etwas in ihrem Kopf
ausrastete. Das wollte ich nicht. Es mußte jetzt etwas geschehen, und zwar
schnell. Sie hatte dabei ihre Rolle zu spielen. Ich zog Aubrey von ihren Beinen
herunter, und sie schauderte heftig zusammen.
    »Steh auf!« befahl ich schroff.
»Auf die Füße, los!«
    Sie ließ nicht erkennen, daß
sie mich gehört und verstanden hatte, begann aber langsam, ihre Beine an sich
zu ziehen. Sie erhob sich in eine sitzende Stellung, dann auf die Knie.
Schließlich stand sie auf.
    »Du hast fünf Minuten, um dich
zu waschen und dich anzuziehen«, sagte ich kalt. »Hast du verstanden? Fünf
Minuten und nicht eine länger! Wenn du dann so weit bist, kann ich dir hier
heraushelfen, wenn nicht, kann ich es auch nicht ändern. Hast du verstanden?!«
    Sie nickte langsam. »Fünf
Minuten«, wiederholte sie flüsternd.
    »Von jetzt an«, sagte ich,
»los, beeil dich!«
    Schwankend setzte sie sich in
Richtung auf das Badezimmer in Bewegung, aber dann beschleunigten sich ihre
Schritte, und als sie die Tür erreichte, lief sie.
    Ich hörte das Wasser rauschen,
als ich zu der Stelle hinüberging, an der Herbie lag und den Teppich ruinierte.
Ich glaube, wenn es die Magnum an Stelle des Smith & Wesson gewesen wäre, wäre von ihm nicht mehr viel dagewesen.
    Aubreys Gesichtsausdruck war
gefaßt und ganz friedlich, fast schon erleuchtet. Tot sah er besser aus als
lebendig, aber bei Aubrey war das nicht überraschend. Ich kniete neben ihm
nieder und bog sanft die Finger seiner rechten Hand auf.
    Ich wischte den Griff des
Achtunddreißigers mit meinem Taschentuch sorgfältig ab, nur um einem
unwahrscheinlichen Zufall vorzubeugen — wegen all dieses Geredes über keine
Fingerabdrücke auf der rauhen Oberfläche des Griffs
einer Waffe und so, aber ich bin nun mal ein bißchen abergläubisch.
    Ich legte ihm den Griff fest in
die Hand und bog seine Finger vorsichtig darum zusammen. Ich würde diese Waffe
vermissen, aber ich mußte sie

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