Hexe sucht Besen (German Edition)
konnten und uns routiniert zweimal im Jahr einen schicken Urlaub gönnten. Diesen Wohlstand hä t te ich mir, obwohl ich nicht schlecht verdiente, von meinem Gehalt nicht leisten können. Damit hätte ich allenfalls mein Auto und eine kleine Wohnung unterhalten können , und meine Erholungsferien hätte ich in Johanngeorgenstadt bei meiner Tante Trude verbringen müssen. Tja, und 60 Paar Schuhe stünden dann mit Sicherheit nicht in meinem Schrank.
Stattdessen haben wir uns im Hochsommer in den San d dünen auf der Insel Sylt geaalt , und im Winter war Skiurlaub auf der Zugspitze angesagt. Eigentlich wollte Walter, dass ich meinen Job in der Agentur aufgebe, weil wir fürstlich von seinem Verdienst leben konnten . A ber was hätte ich den ga n zen Tag in dem großen Haus tun sollen? Meinem gestutzten Rasen zus e hen, wie er nach wächst oder darauf warten , bis sich der Staub wiederholt auf meine Sammeltassen gelegt hat? Mir wäre die Decke auf die Rübe gefallen . A uße r dem legte ich großen Wert darauf mir ein kleines Stück Selbstständigkeit zu bewahren. Wenn ich allerdings Kinder zu versorgen gehabt hätte, wäre es mir leicht gefallen meinen Beruf aufzugeben. Jedoch mochte Walter keine Kinder . Z umindest machte er ke i nerlei Anstalten sich ernsthaft mit der Vermehrung u n serer Gene auseinander zu setzen.
Kinder kosten viel Zeit, und vor allem Nerven, und die habe ich nicht! pflegte er i m mer zu sagen. Er könne sich einfach nicht mit dem Horrorg e danken anfreunden, abends nach Hause zu kommen und mit B a bygeschrei empfangen zu werden. Natürlich besaß Walter ein empfindliches Nervenkostüm . E r reagierte sehr geräuschem p findlich . E inen Einbrecher hätte er auf 100 Meter Entfe r nung gewittert . S eine Ohren entsprachen dem Gehörgang eines Luches. Darüber hinaus geriet er schon bei Kleinigkeiten, die nicht planmäßig von ihm festgelegt wurden , völlig außer Kontrolle, und Kinde r geschrei empfand er schon immer als Lärmbelästigung.
Trotzdem nahm ich seine Argumente nur halbherzig zur Kenn t nis und ließ mich sicherheitshalber beim Frauenarzt durc h checken, um sicher zu gehen, dass bei mir alles stimmt . D enn meine innere Uhr tickte laut und deutlich. Umso ve r wu n derlicher, dass Walter das Ticken nicht wahrnahm. Der Arzt zerstreute meine Bedenken und tröstete mich mit der Aussage, dass ich jederzeit ein Baby bekommen könnte, j e doch auch mahnend hinzufügte, mich zu sputen. Ich hing e gen zerstreute Walters Bedenken in Bezug auf einen Stammhalter und setzte wagemutig die Pille ab, in der Hoffnung, mich bald in guter Hoffnung zu wähnen.
Aber ich hoffte verg e bens! Vielleicht auch keine Wunder, denn so oft ve r spürte Walter nicht das Bedürfnis seinen Hormonhaushalt zu regeln. Seine s e xuelle Zurückhaltung führte ich ausschließlich auf die viele Arbeit zurück . K e i nesfalls auf ein außereheliches Verhältnis.
Ha, Walter und eine Geliebte, das hielt ich für genau so ausgeschlossen wie die Taufe des Leibhaftigen . G laubte ich damals ...
Klar, dass ich mich in den letzten Jahren vernachlässigt fühlte und die fehlenden Orgasmen durch Shopping-Touren e r setzte. Obendrein fing ich auch langsam an , meine Attrakt i vität zu bezweifeln, was sich nicht gerade balsamierend auf mein Selbstbewusstsein auswirkte.
Also, gab es an diesem besagten Tag, nicht nur meinen G e burtstag zu feiern, sondern auch meine Wirkung auf das starke Geschlecht zu testen und gegebenenfalls auch ausz u kosten. Gute Gründe mir an diesem Abend mit meinem St y ling besonders viel Mühe zu geben. Nach einem zweistündigen Modemarathon, begleitet von lautstarker Musik me i ner Lieblings CD, entschied ich mich nun endlich für ein beigefarbenes eng anliegendes Kleid mit zwei seitlichen Schlitzen und einem schulterfreien Ausschnitt. Dazu passend, einen breiten Wildledergürtel, der meiner Taille verführ e risch schmeichelte. Aus meinem reichhaltigen Schuhsortiment wählte ich , farblich abgestimmt, ein Paar Riemchensandale t ten mit erbärmlich dünnen 1 2 Zentimeter Absätzen. Eine D e signer Tasche, die mir Walter vor einem Jahr auf Sylt g e kauft hatte, Model l - unverschämt teuer , und deswegen unb e dingt hergezeigt werden musste, ergänzte meinen, na ja, recht freizügigen Aufzug. Am liebsten hätte ich das Prei s schild an der Tasche drangelassen, aber dann wäre ich ve r mutlich beim anderen G e schlecht, als zu verschwenderisch, zu kostspielig und vor allem, als
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