Hexen-Horror
man seine Sucht als Krankheit ansah. Er hatte oft versucht, davon wegzukommen, doch es war ihm nicht gelungen. Er hatte sich sogar strafbar gemacht, um an Geld für Alkohol zu kommen. Er hätte seine eigene Familie verkauft, um...
Seine Gedanken stockten. Himmel, das hatte er getan. Er hatte seinen Sohn praktisch an die Hexen verkauft, damit sie mit ihm machen konnten, was sie wollten.
So also war es gelaufen...
Noch tiefer erwischte ihn die Furcht. Er musste an seine Mutter denken, die alles getan hatte, um ihren Sohn normal zu erziehen. Aber sie hatte es nicht geschafft, sich von diesem zweibeinigen Scheusal zu trennen, weil sie noch an die Ehe bis in den Tod hinein glaubte.
»Wie ist es denn passiert?«, fragte Dennis mit stockender Stimme. »Bitte, ich will es jetzt wissen. Ich... ich... muss es wissen, und ich habe nicht...«
»Dein Vater wäre ohne uns tot gewesen, denn wir haben ihn gerettet. Wir holten ihn aus dem Dreck, als er von drei Glatzen totgeprügelt werden sollte. Sie hatten ihn zu einem Spielball gemacht, aber dann kamen wir dazwischen und retteten deinen Vater. Er war uns sehr dankbar, und er hat uns alles versprochen.«
»Wir hatten nichts!«, rief Dennis. »Wie konnte er das nur tun, verdammt?«
»Doch, Söhnchen«, flüsterte sie. »Es gab dich, verstehst du? Einzig und allein dich.«
Da wusste Dennis Bescheid. Er drückte den Kopf zurück und schaute gegen den Himmel. Die Tränen ließen sich nicht mehr unterdrücken, aber er wollte reden und sprach mit kaum zu verstehender Stimme weiter: »Der Tod, nicht wahr? Er hat meinen Tod in Kauf genommen, um sein erbärmliches Leben zu retten.«
»Ja. Er hat uns alles über dich gesagt. Der Rest ist dann kein Problem gewesen...«
Sie hatte die Antwort so kalt gegeben, und der Junge stand dicht vor dem Zusammenbruch. Wieder überkam ihn. das Zittern, und er war kaum in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Die Welt um ihn herum fing an zu tanzen, und wären da nicht zwei Hände gewesen, die ihn gehalten hätten, er wäre auf der Stelle zusammengebrochen.
»Da du nun alles weißt, wird es Zeit, denke ich. Es ist eine beschlossene Sache. Du bist unser Opfer an die Hölle. Deine Seele wird dem Teufel gehören, und wir werden durch das Feuer laufen, das uns die alte Kraft und die Herrlichkeit der Jugend wieder zurückgibt. Geh endlich los, Söhnchen.«
Der Junge erhielt einen Stoß gegen den Rücken. Er konnte nicht anders, er stolperte vor und musste Acht geben, dass er nicht fiel.
In seinen Augen brannte es. Der Zwang, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, war so schrecklich, dass er sich einfach nur schüttelte. Er konnte es noch immer nicht fassen. Die normale Welt erschien ihm so fremd, und er sah auch auf den ersten Metern nicht viel, weil er den Kopf gesenkt hielt, doch alles wurde anders, als er den Wohnwagen passiert hatte und sein Blick über den Platz fiel, der zu einem Hort der Hexen geworden war.
Er sah sie. Seine Augen hatten sich an die schlechteren Lichtverhältnisse gewöhnt. Sie standen nebeneinander vor dem Scheiterhaufen, und er spürte genau ihre Erwartung.
Eine Hand zerrte ihn wieder so weit zurück, dass er stehen blieb. Dann hörte der die Stimme der Anführerin. »Zündet schon mal die Fackeln an!«
In die dunklen Frauen kam Bewegung. Es stand alles bereit. Die Gartenfackel waren bereits in den weichen Boden gerammt worden, der vom starken Frost noch verschont geblieben war.
Feuerzungen huschten durch die Dunkelheit, als lange Zündhölzer angesteckt wurden. Es vergingen nur Sekunden, da brannten die ersten beiden Fackeln. Dunkelrote Zungen tasteten sich zuckend hinein in die dunkle Umwelt und erhellten sie.
Bald leuchteten vier Fackeln, und ihr Licht glitt auch in die Nähe des viereckigen Scheiterhaufens, der zu einer Opferstätte für den Teufel geworden war und nur noch auf seinen Gast wartete.
»Geh!«, befahl Barbara. Geh hin und leg dich in den Scheiterhaufen hinein...«
***
Die Dunkelheit war doch schneller über das Land gefallen, als wir gedacht hatten. Sie war der Vorhang, der nur von den beiden Scheinwerfern durchschnitten wurde.
Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir in der Dunkelheit hätten fahren können, doch das war leider nicht möglich. Wir mussten sehen, wohin wir fuhren, und so gab es nur diesen normalen Weg, den uns das bleiche Licht zeigte.
Glücklicherweise kannte sich unser Kollege aus. Er brauchte nicht einmal auf die Karte zu schauen. Er hatte sich alles eingeprägt und fuhr die
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