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Hexen Kuss. Werwolf-Fluch und Vollmond-Vampire

Hexen Kuss. Werwolf-Fluch und Vollmond-Vampire

Titel: Hexen Kuss. Werwolf-Fluch und Vollmond-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatana Fedorovna
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wohnte ich noch hinter dem Ural. Mein Großvater war dorthin verbannt worden. Er hatte ein wenig auf dem Kerbholz gehabt. Auch ich hatte so meine kleinen Geschäfte am Laufen. Die gingen außerordentlich gut! Ich kannte keinen Mangel an Schnaps, Sauerkraut und Frauen. Das war ein Spaß! Besonders mit den vielen Frauchen!“
    Er lachte in wohliger Erinnerung.
    Bella verzog angeekelt ihre Mundwinkel.
    „ Die Leute glaubten an meine Wunderkräfte und nannten mich höflich Bruder Rasputin. Vielleicht hatte ich sogar welche, wer weiß? Ich machte gern ein wenig Hokuspokus und erzählte von Gott. Russen sind sehr abergläubisch. Das brachte mir einen ansehnlichen Gewinn. Sogar die Zarin war zum Schluss meine Kundin und ich heilte ihren Sohn mit einer Medizin von der Bluterkrankheit. Mein Geschäftspartner, ein alter eingebildeter Schamane, beleidigte mich aber und erzählte überall im Dorf herum, es wären seine Medizin und sein Zauber, während ich nur Humbug machte. Das durfte der Zarin natürlich nicht zu Ohren kommen, denn dann wäre Schluss mit meinem schönen Leben gewesen. Ihr Mann, der Zar,  war sowieso misstrauisch und ließ mich sogar bespitzeln. Dabei lief alles gerade so gut.“
    Er strich sich genussvoll über seine langen Haare. Seine Augen träumten von der alten Zeit.
    „Ich musste diesem Schamanen unbedingt einen Denkzettel verpassen. Zwei grobe Zwillingsbrüder, die angeblich Menschenblut tranken, wollten mir gegen Bares und ein paar Bräute obendrauf dabei helfen. Das hat sich durch deren betrunkenes Plappern aber herumgesprochen und so verhexte der alte Wichtigtuer mich aus Rache in diesen Kater und verfluchte meine beiden Helfer. Sie und ihre Nachkommen sollten sich immer, wenn sie töteten oder Menschenblut tranken, bei Vollmond in Wölfe verwandeln. Als diese sich an ihm rächen wollten und seinen Lehrling aus Versehen an seiner Stelle ermordeten, traten die Folgen des Fluchs ein. Wir haben es hier mit  Nachkommen zu tun. Das Blut in dem Sud hat die Verwandlung ausgelöst. Weiß gar nicht, wie die und ich in diese fremde Gegend hier kommen. Welches Jahr haben wir überhaupt?“
    Bella und Cassy lachten ungläubig.
    „Das ist die idiotischste Geschichte, die ich je gehört habe“, stellte meine Holde fest.
    „ Das ist absoluter Schwachsinn“, ergänzte Cassy.
    „ Ich ahnte, dass ihr mir nicht glaubt“, schmollte Rasputin und sagte gar nichts mehr.
    Mir kam diese Geschichte erstaunlich bekannt vor, so als wäre ich selbst in sie verwickelt. Ich sah sogar das Gesicht des Schamanen und des Jungen vor mir. Da war doch auch noch ein Mädchen und eine Aufgabe, die zu erfüllen war! schoss es mir unwillkürlich ein. War das alles ein böser Traum, eine Erinnerung an mein vergangenes Leben oder nur eine Folge des Wunderwassers? Mein Kopf schwirrte. Ich suchte schockiert nach Erklärungen und weiteren Erinnerungen, fand aber nichts.
    Bella stand auf und begann in den Wald zu rufen.
    „ Murka! Murka! Komm her!“
    Ich tat so, als wollte ich meiner zauberhaften Bella helfen. „Murka! Murka!“, rief ich engagiert, doch ich glaubte mehr an die Geschichte Rasputins als daran, den Kater wiederzufinden.
    Bei jeder Bewegung verspürte ich eine ungeheuerliche Kraft. Auch der Geruch von Bella war noch köstlicher als zuvor. Meine Kräfte und Sinne mussten sich um das Hundertfache verstärkt haben. Wenn ich sprang, würde ich mit Leichtigkeit den Gipfel des Baumes erreichen, das wusste ich. Das war doch gar nicht so schlecht! Einfach erstaunlich, was man mit diesem Körper durch ein anderes Bewusstsein leisten konnte. Irgendwie war mir dieser neue Zustand seltsam vertraut. Der Hauch weiterer dunkler Erinnerungen zog von irgendwoher auf, verblieb aber leider im Nebel und ließ sich nicht greifen.
    Cassy aß inzwischen mehr und mehr von der Suppe. Ich ahnte, warum, und verspürte ebenso großen Appetit auf den blutgewürzten Nektar.
    „Cassy, du hast genug Suppe gegessen!“
    Ich versuchte ihr die Kelle aus der Hand zu reißen, schaffte es aber nicht. Sie war sehr stark.
    „Ich habe noch lange nicht genug! Mit jedem Schluck fühle ich mich besser und besser.“
    Ich konnte nicht anders und änderte die Taktik: „Bitte!“
    Sie gab nach. Oh, schmeckte das gut! Was war das für ein wunderbares Essen? Ich wollte am liebsten den ganzen Topf ausschlürfen, riss mich jedoch zusammen.
    Rasputin beobachtete uns sorgenvoll.
    Aus der Ferne hörten wir wieder das Geheul. Es klang nun eindeutig wie das von Wölfen.

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