Hexen Kuss. Werwolf-Fluch und Vollmond-Vampire
Neuerdings sollte es im Harz wieder welche geben.
Cassy hielt inne und lauschte diesen entfernten Lauten.
„Ich höre auf einmal so gut“, stellte sie verdutzt fest. „Bella!“, schrie sie erregt.
„ Ja?“ Meine Freundin hielt in der Suche nach ihrem Kater inne.
„ Bella, wenn wir jetzt nicht träumen, dann hat dein Zauber gewirkt! Das ist hier ganz anders als sonst!“
Dann schaute sie erschrocken auf ihre hellen und von sichtbaren blauen Adern durchzogenen Hände. „Und ich bin wohl wirklich eine Vampirin!“
Rasputin lachte auf und brach sein beleidigtes Schweigen. „Langsam schnallt sie es, das hat aber ein bisschen lange gedauert. Dabei wissen die jungen Dinger angeblich alles besser! – Also, ich schaue mal, was die beiden Hündchen so treiben, damit am Ende kein Unglück passiert. Vielleicht kann ich sie noch rechtzeitig an die Kette legen.“
Damit entfernte er sich eilig von uns. Er befürchtete wohl, dass wir protestieren würden. Doch keiner hielt ihn auf. Die Mädchen waren zu sehr damit beschäftigt, die Situation zu verarbeiten, und ich wusste nicht, warum ich ihn zum Hierbleiben bewegen sollte.
Bella wirkte sehr schockiert, Cassy fasziniert und ich gab mich so, als stünde ich irgendwo dazwischen. Der wahre Urheber dieses Übels war mir jedoch bestens bekannt.
Bella war nun eine mysteriöse, zauberhafte, einmalig traumhafte und wunderbar riechende junge Hexe. Äußerlich sah sie jedoch genauso aus wie zuvor. Dagegen war Cassy tatsächlich zu einer Vampirlady geworden, so wie sie es sich erträumt hatte. Ihre Haut wirkte marmorhell und blutleer. Sie verströmte einen Hauch von Kälte.
Und meine erhöhte Kraft, die verstärkten Gefühle sowie meine ebenso bleiche Haut sprachen ihre eigene Sprache. Cassy und ich waren nun vom gleichen Schlag. Dieser erschien mir zudem als meine wahre Natur. Ich zog die neue Identität wie einen vertrauten Mantel an.
Wieso die Brüder zu Wölfen statt zu Vampiren geworden waren, war mir dagegen im Moment schleierhaft. Vielleicht hatte Rasputin recht und der alte Fluch erwies sich stärker als die neue Beschwörung. Hatte vielleicht das getrunkene Blut den Fluch ausgelöst? Ich hatte das alles für Fantastereien gehalten und statt dessen mit der Hypnose dergleichen vorgaukeln wollen. Alles wirkte jedoch sehr real und verblüffte selbst mich. Leider war nun einiges anders als geplant und entwickelte ein unkontrollierbares Eigenleben. Konnte das gut ausgehen? Im schlimmsten Fall lebten wir nun für immer in dieser neuen Welt mit Vampiren, Werwölfen, Hexen und anderem Gesindel.
„Cassy, lauf mal eine Runde!“, fordert ich sie neugierig auf.
Unsere neue Vampirin raste sofort in einer irrsinnigen Geschwindigkeit los. Dies verblüffte uns. Ich vermochte sie kaum mit den Augen zu verfolgen und Bella sah sie mit ihrer gewöhnlichen Augenkraft gar nicht. Als Hexe hatte sie andere Fähigkeiten.
„Wo ist sie?“, fragte Bella und schaute mich dabei von oben bis unten an, als sähe sie eine neue Person.
Cassy kam zurück.
„Das ist der Hammer! Bella, ich wusste es! Es hat funktioniert!“
Sie sprang zur Probe noch einige Meter in die Luft, stieß sich dabei jedoch den Kopf an einem Ast und stürzte unglücklich zu Boden.
„Autsch!“
Ihr Arm war verstaucht.
Doch nach kurzer Zeit bewegte Cassy ihn, als wäre nichts gewesen. Das war tatsächlich wie in diesen Filmen und Büchern. Wie war das möglich? Das wirkte vollkommen echt. Ich war ratlos. Realität und Wahn vermischten sich.
Natürlich wusste ich, dass es eine objektive Realität niemals gibt, sondern immer nur persönliche Interpretation von Sinneseindrücken. Warum aber konnte eine Verstauchung heilen? Träumten wir kollektiv? Unser neues Ich nahm die gesamte Welt tatsächlich neu wahr.
„ Bella, ich habe immer an dich als Hexe geglaubt!“, rief die junge Vampirin.
„ Es hat geklappt. Ich fühle mich so unermesslich stark!“
Bellas Gesicht wirkte etwas furchtsam.
„Ihr werdet mir doch nichts antun?“
„ Keine Sorge, du bist meine beste Freundin! Außerdem bist du unsere Erschafferin. Wir haben die Kräfte nur durch dich. Du hast das alles gemacht.“
Sie wirkte einen Augenblick nachdenklich. „Muss ich nun wirklich Blut trinken?“
Ich zuckte mit den Schultern, obwohl ich die Antwort wusste. Sollten alle ruhig glauben, dass Bella das allein bewerkstelligt hatte. Die Wahrheit schien mir keine gute Option zu sein.
Meine Angebetete versuchte sich zu beruhigen.
„Ich probier
Weitere Kostenlose Bücher