Hexen Kuss. Werwolf-Fluch und Vollmond-Vampire
alles richten.
„Das ich wissen vorher! War alles nur blöder Schabernack!“, beschwerte sich auch sein Bruder und kratzte sich mit der stark behaarten Hand in seinem dichten Bart.
Mir war bisher nicht aufgefallen, dass er so viele Haare auf dem Handrücken hatte, doch der Mond deckte diesen Makel auf. Das machte ihn noch unschöner.
„Hey, wo ist Murka?", hörte ich Bella erschrocken fragen.
Alle schauten auf den Korb. Dieser war leer. Murka fehlte!
Plötzlich merkten wir, dass da noch jemand saß. Wir waren zu sechst!
Ein Mann um die Fünfzig hockte in seltsamer Garderobe am Rande unserer Gesellschaft. Es sah aus, als trüge er ein Kostüm und wäre einem historischen Film entlaufen.
Seine Haare waren halblang und strähnig. Anscheinend hatte der Mann sie lange nicht gewaschen. Das dicke Gesicht sah aus, als würde der unbekannte Gast gegen ein Gläschen Wodka und eine sauer eingelegte Gurke keine Einwände haben. Er machte die Hände auf und zu und bestaunte diesen Vorgang, wie wenn das etwas ganz Besonderes wäre.
Cassy lehnte sich zurück.
„Mir ist ganz schlecht!“, stöhnte sie und erbrach sich recht ordentlich.
Bella schaute weiterhin erschrocken von dem leeren Korb zu dem Mann, dann zu mir und dann zu den sich kratzenden Brüdern. Der Mond war inzwischen ganz aufgegangen, dadurch erschien dieser Platz noch mystischer.
Auch ich fühlte mich anders. Ich nahm sämtliche Gefühle noch intensiver wahr und meine Faszination für Bella war geradezu grenzenlos. Am liebsten wollte ich mich auf sie stürzen, sie umarmen, mit mir fortschleppen, jeden Zentimeter ihrer Haut beschnuppern und ihre wundervollen Lippen mit Küssen bedecken, die sie dahinschmelzen ließen. Auch mein Körper fühlte sich ungeheuer kraftvoll an. Doch gleichzeitig schränkte eine seltsame Mattigkeit diese Lust ein. Ich konnte diese neue Energie nicht nutzen.
Cassy übergab sich erneut. Von diesem Anblick wurde auch mir übel und ich erbrach mich ebenso.
„Das ist eklig“, knurrte Wlad. Seine Augen blinzelten so böswillig, als wären sie die eines Wolfes. Angewidert erhob er sich, spuckte verächtlich einen grünen Fladen auf den Boden und kratzte sich dabei unablässig.
„ Diese Mücken! Das juckt wie irre! Wo kommen die her?“
Er schlug um sich. Seine schwarz bemalten Nägel waren wie Krallen und kratzten seinen haarigen Nacken blutig auf. Die Zwillinge waren wirklich außerordentlich behaart. Cassy hatte einen sehr ungewöhnlichen Geschmack bei ihren Liebhabern.
Auch Iwan rubbelte sich unablässig an den verschiedensten Stellen. Dabei blickte er Bella an und leckte seine dicken Lippen mit einer extrem langen großen Zunge. Sein Kiefer trat dabei erschreckend stark nach vorn. Wie bewerkstelligte er das? Schön sah das wirklich nicht aus.
„ Alex“, keuchte Bella und zog furchtsam den Kopf ein. „Sag mal, siehst du das Gleiche wie ich?“
Oh, meine wunderbare Bella! Ein Schwall wärmster Gefühle schoss mit gewaltiger Kraft durch meinen Körper und tränkte mich in Wonne. Die geliebte Zauberin hatte Angst und wollte, dass ich sie beschützte! Alles verlief also doch, wie ich es geplant hatte. Ich musste ihr nur noch helfen und sie würde mich dankbar und für immer lieben. War das nicht ein grandioser Plan gewesen? Meine Gedanken verirrten sich in die heftigsten Träume. Nur mit größter Anstrengung konnte ich mich beherrschen. Was war das für ein Trip?
„Ja, kostbare Bella, irgendetwas stimmt hier nicht. Aber keine Angst, ich weiche nicht von deiner Seite“, sagte ich heldenhaft.
Das wunderschöne Mädchen nahm meine Worte jedoch nur oberflächlich wahr und beobachtete besorgt den unbekannten Mann und die unruhigen Zwillinge.
Auch Iwan hatte sich inzwischen kratzend erhoben und begann zusammen mit seinem Bruder merkwürdig gebückt umherzuschleichen.
Ich überließ die beiden sich selbst, da ich genug mit meinen eigenen Gefühlen, den veränderten Sinneswahrnehmungen und der verängstigten Bella beschäftigt war. Das Geschehen lief langsamer und zeitverzögert ab.
Cassy stöhnte laut und erbrach sich fortwährend. Allein dieser Anblick löste bei mir erneut starke Übelkeit aus. Wieder musste ich würgen. Lieber nicht hinsehen , dachte ich.
Bella wandte sich sorgenvoll ihrer Freundin zu.
„Was ist mit dir?“
„ Nichts. Sie verwandelt sich nur“, sagte der Sechste unter uns.
Wir schauten ihn an. Mir dämmerte langsam, dass alles außer Kontrolle geraten war. Ein kalter Schauer schüttelte mich und
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