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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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zugespitzte Brokatschuhe und als Kopfschmuck ein hellgrüner, elegant geschwungener Hut. Dieser Anblick machte Lukas vollends wach: „Oh, Alphonse - für mich?“
„Naturellement. Gefallen dir die Stücke?“
„Mei, oh mei, sind die pfundig!“, geriet Lukas ins Tirolerische. Dann musste er schlucken, einen solch überraschungsreichen Geburtstag hatte er lange nicht mehr erlebt.
    A ngetan mit dem grünseidenen Adelsanzug und dem flotten Hut auf dem Kopf, spazierte Lukas am Nachmittag mit Alphonse zum Mailänder Dom.
„Gibst ein prächtiges Bild ab“, blinkerte Alphonse ihm zu, worauf der ihm seine Bedenken gestand:
„Wenn Vater mich so sähe, würde er mich laut brüllend zur nächsten Gendarmerie zerren.“
Darauf verhielt Alphonse seinen Schritt, hielt auch Lukas zurück und redete dann mit eindringlicher Miene auf ihn ein: „Dein Vater ist nicht der Schlechteste, mon Cher, auch wenn er es dir schwer gemacht hat. Er versteht es eben nicht besser. Und fortan solltest du nicht ständig an ihn denken. Hier jedenfalls bist du sicher vor ihm, schließlich hast du in dem Abschiedsbrief an deine Eltern die Spur nach Südfrankreich gelegt.“
„Hast ja recht.“
Während sie wieder weiterspazierten, munterte Alphonse den seit heute Zwanzigjährigen auf: „Wirkst ausgesprochen männlich heute, und diese gekonnt hergerichteten Augenbrauen � markant! Naja“, provozierte er ihn dann, „bis auf deine Knabenstimme.“
„Dafür bin ich drei Querfinger größer als du, und das holst du nie ein“, gab Lukas lachend zurück.
Abermals war es Alphonse gelungen, ihn aufzuheitern.
Wenig später näherten sie sich dem berühmten Dom.
Lukas war bekannt, dass dem Erbauer beim Entwerfen dieses gewaltigen Werkes ein heiliger Hain vor seinem geistigen Auge erschienen war, und plötzlich wurde auch in Lukas jene Vision lebendig. Jede der unzähligen Säulen drückte, gleich einem hochragenden Baum, ein Streben hinauf zum Himmel aus, erkannte er erfreut. Seit frühester Kindheit war seine Vorstellungskraft so ausgeprägt, dass Vergangenes und Verborgenes oft blitzartig in ihm lebendig wurde, eine Gabe, mit der er besonders in der Klosterschule häufig Erstaunen hervorgerufen hatte. Wortlos umschritten sie das Bauwerk, hielten hin und wieder inne, um bildhauerische Details zu bewundern, bisweilen trennten sie sich auch und fanden dann wieder zueinander. Lukas war von den mannigfaltigen Eindrücken gefangen. Als sie schließlich wieder an ihren Ausgangspunkt gelangt waren und Lukas sich neuerlich in den Anblick des Hauptportals vertiefen wollte, schlug Alphonse ihm eine Pause in einem Weingarten vor, um sich lieber anschließend erfrischt nochmal diesem Portal zu widmen. Nach kurzem Zögern stimmte Lukas einsichtig zu.
Es hatte ein Weingarten sein müssen, denn Wein war Alphonses stete Versuchung. Auch jetzt genoss er einen Becher nach dem anderen. Lukas entging diese fatale Tatsache, weil Alphonse es verstand, sich stets unauffällig nachzuschenken, in großen Zügen zu trinken und dann nie betrunken wirkte. Berauscht hingegen war jetzt Lukas, allerdings von den soeben gewonnenen Eindrücken. Das sei wahre Kunst, brachte er wiederholt hervor, von der Gesamtwirkung her bis ins Kleinste. Jetzt sei er noch sicherer, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, diese hohe Kunst wolle er ergründen, hier in Italien, und davon könne ihn niemand mehr abhalten. Alphonse freute sich über seine Entschlossenheit.
Sie verweilten länger auf ihren Gartenstühlen als vorgehabt, die Sonne warf bereits lange Schatten, als sie aufbrachen.
Während sie dann erneut das Hauptportal bestaunten, wurde Lukas noch deutlicher, dass sakrale Kunst durchaus heiter stimmen kann. Erfreut über Lukas’ Reaktion räumte Alphonse ihm ausreichend Zeit für seine Betrachtungen ein. Erst als er erkannte, dass Lukas wieder ansprechbar war, tat er ihm seine zwischenzeitliche Beobachtung kund: „Erschrick nicht, Lukas, wir werden schon eine geraume Weile beäugt.“
„Wo? Von wem?“, fuhr Lukas zusammen, worauf Alphonse ihn beschwichtigte:
„Mais non, es ist ein harmloser junger Italiener. Ein hübscher Bengel.“
Nun entdeckte auch Lukas diesen jungen Italiener, wenige Schritte von ihnen entfernt stand er da und blickte unentwegt in ihre Richtung. „Was will der von uns?“, rätselte er, worauf Alphonse meinte:
„Sieht aus, als gefällst du ihm.“
„I c h ?”
Alphonse schmunzelte: „Du bist ein attraktiver Bursche, wahrscheinlich sein Geschmack.

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