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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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das spielt man so schnell, ist doch Schwalbengezwitscher.“
Es war Pfingest, Siglind saß mit Gernod im Schlosshof auf einer Bank, und nicht weit von ihnen saßen auf den Stufen der Schlosseingangstreppe Waldur und Richard, die den kleinen Streit zwischen Mutter und Sohn amüsiert verfolgten.
„Hermod pfeift das auch immer so schnell“, behauptete jetzt Gernod.
Darauf erhob sich Siglind: „Das will ich von ihm selber hören“, nahm den Trotzkopf bei der Hand und zog ihn mit sich nach draußen.
„Jetzt wird’s ernst“, schmunzelte Richard, und Waldur erklärte ihm, dass Gernod zwar erstaunlich hübsch musiziere, dabei aber seinen eigenen Kopf habe.
„Ähnliches haben meine verstorbene Frau und ich mit unserem Ältesten durchstehen müssen“, erzählte ihm darauf Richard, „bei ihm ging es ums Schreibenlernen. Wieder und wieder hat er eigene Schriftzüge erfunden. Und was soll ich Euch sagen, Hoheit, heute ist er ein gefragter Münzpräger.“
Waldur und Richard waren sich in den letzten Wochen näher gekommen. Auch wusste Richard seit einiger Zeit, dass Waldur längst keinen Rollstuhl mehr benötigte und ihn außerhalb des Schlosses nur benutzte, um die Soldaten, vornehmlich Childbrecht, nicht auf dumme Gedanken zu bringen. Ja, Childbrecht war hinterlistig. Das störte natürlich besonders Richard, er schämte sich sogar für ihn, und jetzt kam ihm ein böser Gedanke, den er, trotz seiner sonstigen Vorsicht Waldur gegenüber, laut aussprach: „Wenn das mal kein Fehler war. Ich habe vor fünf Tagen, statt des Kuriers, Junker Childbrecht mit meiner Berichterstattung nach Köln geschickt, wo sich König Chlodwig gerade aufhält, damit Junker Childbrecht bei dieser Gelegenheit auch seine Familie besuchen kann.“
Waldur hielt sich zunächst zurück, äußerte dann aber doch sein Verständnis: „Ich begreife, er könnte Euch bei Eurem König anschwärzen. Und einfallen würde ihm dazu genug, bei all den Freiheiten, die Ihr Euch hier selber eingeräumt habt.“
„Genau das ist mir eben in den Kopf gekommen, und ich bin fast sicher, mit meiner Vermutung richtig zu liegen.“
Nach diesem vertrauten Geständnis wagte Waldur, Richard zu fragen, ob er mit dem Heer nicht ohnedies bald ausgetauscht werde.
„Ich bestimmt, wenn sich seine Majestät von dem Offizier beeinflussen lässt“, sagte ihm Richard, und als er weiter sprach, lächelte er, „doch das Heer noch nicht, Fürst Waldur, noch lange nicht. Den Soldaten gefällt es zu gut bei Euch.“
„Und Euch etwa nicht?“
„Doch“, gab Richard zu, „schon wegen meiner Freude an der Stadtrenovierung.“
    R ichards Vermutung hatte zugetroffen, doch er durfte dennoch bleiben. Denn Chlodwig hatte seinem Bericht, trotz erheblicher Zweifel, letztendlich mehr Glauben geschenkt als Childbrechts doppelzüngigen Worten.
Allerdings wäre Chlodwig nicht Chlodwig gewesen, hätte er sich Childbrechts Durchtriebenheit entgehen lassen. Er hatte ihm aufgetragen, nicht nur Waldur weiterhin scharf zu beobachten, sondern fortan auch Richard. Dabei soll er herausfinden, ob Richard tatsächlich alles versucht, Waldur zu überwältigen. Seine Beobachtungsberichte soll er dann jeden zweiten Mittwochabend dem Geheimboten übergeben, der am Nordausgang des Frowanger Stadtwaldes auf ihn warten wird.
    S eitdem tat Childbrecht alles, dieser Anforderung gerecht zu werden. Erfüllt von seiner neuen, so vertrauensvollen Offiziersaufgabe, strich er jetzt noch häufiger um den Palast, oft sogar in seiner Freizeit, die er vordem ausschließlich bei seiner Erna zugebracht hatte.
„Du weißt doch, Liebschen, mein Jeheimauftrag“, erklärte er ihr, „hinter dem muss vorläufisch alles zurücktreten, oui? Aber isch hab dir jesacht, ma ch�re, sowie isch den erfüllt hab und königlischer Botschafter bin, wird jeheiratet.“
Und Erna glaubte ihm weiterhin den Junggesellen und nun auch den angehenden Königskurier.
Doch so sehr sich Childbrecht auch bemühte, in den ersten Wochen gelang es ihm nicht ein einziges Mal, Richard bei Waldur zu entdecken. Obgleich die beiden jetzt weit mehr miteinander zu bereden hatten als früher, was sie allerdings im Schloss erledigten, meistens gemeinsam mit Ortrud und Erik. Sie planten, wann welches Stadtgebäude neu beschnitzt werden sollte, welche der beschädigten Steinbrückchen, -brunnen und -bänke zu restaurieren oder durch neue zu ersetzen seien. In erster Linie aber sorgten sie sich um die Grünanlagen, die sich trotz aller Pflege nicht erholen wollten.

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